Wie geht es weiter mit dem Bamberger Lagarde-Campus?

Mit Lagarde 1, dem Digitalen Gründerzentrum der IGZ Bamberg GmbH, soll ein "Leuchtturm der Digitalisierung" geschaffen werden, der innovativen Start-ups und Gründern mit digitalem Geschäftsmodell auf rund 2000 Quadratmetern Fläche Büros, Veranstaltungs- und Besprechungsräume, Projektflächen und Coworking-Bereiche bieten wird.
Nachdem in der Vergangenheit statische Probleme zu gravierenden Behinderungen der Baumaßnahme führten und zahlreiche Umplanungen erforderlich machten, schreiten die Arbeiten mittlerweile wieder gut voran. So wird der Neubau seit Juni mit einer markanten goldfarbenen Metallfassade verkleidet. Im Altbaubereich soll noch im November die Errichtung des Dachstuhls beginnen, so dass auch hier das Gebäude von außen immer mehr Gestalt annimmt.
Das Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Landkreis kann aller Voraussicht nach im Herbst 2021 fertiggestellt werden. Bei der symbolischen Grundsteinlegung im Juli 2018 war noch von Ende 2019 die Rede.
Kulturquartier
Hinsichtlich der künftigen Ausgestaltung eines "Kulturquartiers" auf der Lagarde finden derzeit intensive Abstimmungen zur Umsetzung eines möglichen Betriebskonzeptes mit den beteiligten Akteuren statt. Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar verweist dazu auf die noch laufenden Gespräche.
In der ehemaligen US-Posthalle sollte nach dem Wunsch des Stadtrats eine drei- bis fünfjährige Laborsituation entstehen - ein Kulturhaus im Anfangsstadium, "unter Federführung des Kulturamtes". Die ehemalige Reithalle sollte zu einer multifunktionalen Halle im Rahmen des Kulturquartiers werden, zwischen den Hallen liegt ein Platz von der Größe des Maxplatzes. Die Verwirklichung dieser Pläne hängt natürlich stark davon ab, welche Haushaltsmittel wann dafür zur Verfügung stehen.
An der Weißenburgstraße hat das Kulturamt auf Initiative von "machbar e.V." nun einen Raum im "Kosmos-Ost"-Haus gemietet, der für Kulturraumnutzung untervermietet wird.
Zentralstelle Cybercrime
Seit Oktober 2017 ist die Zentralstelle Cybercrime der Bayerischen Justiz (Generalstaatsanwaltschaft Bamberg), die Schwerpunktstaatsanwaltschaft zur Bekämpfung der Internet-Kriminalität, im zweiten und dritten Obergeschoss des ehemaligen US-Headquarters untergebracht. Die von hier aus geführten Ermittlungen trugen unter anderem wesentlich zur Verhaftung und Verurteilung eines Würzburger Logopäden bei, der sich an geistig behinderten Jungen vergangen hatte. Neben Sexualdelikten wird hier auch zu vielen Varianten des Online-Betrugs und anderen komplexen Delikten im Internet ermittelt.
Im September 2020 wurde die weltweit vernetzte Behörde noch einmal aufgestockt und ist nun auch Sitz des neuen Zentrums zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch im Internet. Mit acht schwerpunktmäßig ermittelnden Staatsanwälten wolle man von Bamberg aus weiter "den Verfolgungsdruck auf die Täter erhöhen".
Wohnungsmix
In einer Sitzung von Finanz- und Konversionssenat wurde der notarielle Kaufvertrag für den Bereich "Lagarde 8" (nördlich der Posthalle) mit der Instone Real Estate genehmigt. Einer zeitnahen Ausführung der Arbeiten, beginnend mit den Tiefbaumaßnahmen, stehe daher nichts mehr entgegen. Da der Bebauungsplan mittlerweile rechtskräftig ist, können auch die notwendigen Genehmigungen formell erteilt werden. Der dazu vorliegende Entwurf sieht einen "Wohnungsmix aus über 200 Einheiten" vor.
Medical Valley Center
In ihrer jüngsten Sitzung haben der Finanz- und der Konversionssenat den Weg für den Neubau des Medical Valley Centers Bamberg auf dem Lagarde-Campus freigemacht. Die Wirtschaftsförderung hatte schon vor Jahren die Gesundheitswirtschaft als ausbaufähige Zukunftsbranche identifiziert. "Daher war es von Anfang an das Ziel, den Lagarde Campus auch für die Ansiedlung weiterer Unternehmen und Institutionen der Gesundheitsbranche zu nutzen", hat dazu Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) festgestellt.
Die Sozialstiftung Bamberg soll den Neubau sowie den Betrieb des Centers übernehmen. Für das Vorhaben ist ein Baufeld direkt am Berliner Ring im Anschluss an das Digitale Gründerzentrum mit 8000 Quadratmetern vorgesehen. Den größten Flächenanteil soll ein innovatives Pflegezentrum der Sozialstiftung Bamberg mit rund 120 Pflegeplätzen für Demenzkranke einnehmen. Hier kämen dann auch neue Technologien und IT-Lösungen für pflegebedürftige Menschen zum Einsatz, welche die Unternehmen des Centers entwickeln.
Wohnbauprojekt P&P
In den vorhandenen Bestandsgebäuden entlang der Zollner- und Weißenburgstraße, einschließlich der ehemaligen US-PX (Supermarkt der Amerikaner), realisiert die P&P Gruppe aus Fürth ein Bauvorhaben mit 288 Wohneinheiten. Davon sind laut Vorgabe 21 Prozent Sozialwohnungen, die gestaffelt nach Einkommen vergeben werden.
Im Konversionssenat wurde dieses Vorhaben, das zwischenzeitlich ins Stocken geraten war, mehrfach als "Sorgenkind" bezeichnet. Nun wurden aber die Planungen der Investorengruppe mit einem neuen Architekturbüro wiederaufgenommen. Ein erster Teilbauantrag wird vorbereitet und soll noch in diesem Jahr eingereicht werden. Auch die Abstimmungen zu Fragen der Wohnungsbauförderung mit der Regierung von Oberfranken laufen. Mit ersten Baumaßnahmen sei voraussichtlich bis zum zweiten Quartal 2021 zu rechnen. Ende 2022 könnten dann die ersten Wohneinheiten fertiggestellt sein.
Wohnen und Arbeiten
Der Bereich östlich der ehemaligen US-PX (Bauabschnitt Lagarde 4) soll teilweise mit Wohnungen, teilweise gewerblich bebaut werden. Hier hat eine Jury in der vergangenen Woche zwei Entwürfe für das Verhandlungsverfahren empfohlen. Es handelt sich laut Konversionsreferent Christian Hinterstein um "namhafte überregionale Investoren". Mit den ausgewählten Investoren wird über die weitere Ausdifferenzierung der Entwürfe sowie über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verhandelt. Hierfür sei erfahrungsgemäß ein Zeitraum von drei bis sechs Monaten anzusetzen.
Wohnen Volksbau
Das Projekt der Volksbau GmbH Bamberg im Bereich Lagarde 15 und 16 hat im Juni mit Tiefbaumaßnahmen begonnen. Baugenehmigungsanträge für die ersten 141 (von 396 vorgesehenen) Wohnungen werden derzeit durch die Verwaltung bearbeitet. Nach dem derzeitigen Planungs- und Ausführungsstand sei mit der Fertigstellung der ersten Wohneinheiten Anfang 2022 zu rechnen. Laut Projektbeschreibung der Volksbau stehen 20 Prozent der geplanten Wohnungen zum Verkauf, 80 Prozent werden vermietet. Das Konzept sieht unter anderem besondere Wohnformen wie WGs für Senioren oder Menschen mit Handicap und Wohnraum für Studenten vor. 55 Prozent des Mietwohnraums würden laut Investor "preisgedämpft" angeboten.
Im Bereich Lagarde 15 will zudem eine Baugemeinschaft ein Mehrfamilienhaus errichten. Die beteiligten Gesellschafter beauftragen und zahlen Planer sowie Baufirmen und Handwerker. Im Gegenzug erhalten sie eine Wohnung.
Weitere Baustellen
Finanzierung Auch die künftige Entwicklung des Lagarde-Campus hängt von der Verfügbarkeit entsprechender finanzieller Mittel ab. Das gilt auch für die privaten Investoren, deren Engagement nicht zuletzt davon abhängt, dass das Gelände erschlossen wird. Aus Stadtratsfraktionen und Finanzreferat wurden bislang aber recht positive Signale gesendet - nicht zuletzt weil auf dem Lagarde-Campus auch sehr viele Wohnungen geschaffen werden sollen. Dass sich einzelne Projekte finanzierungsbedingt verzögern, kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Rückbau Aus der Luft sieht der künftige Campus noch immer wie eine Kraterlandschaft aus. Allerdings stehen die großflächigen Rückbau- und Recyclingmaßnahmen kurz vor dem Abschluss. Darunter fielen auch die Entsiegelung von ehemaligen US-Motorpool-Flächen oder die Entsorgung von Altlasten.
Erschließung Auch die komplett neue Erschließung des Lagarde-Campus konnte nach einer coronabedingten Unterbrechung weitergeführt werden. Die Gesamtdauer dieser Arbeiten wurde mit "voraussichtlich vier Jahren" veranschlagt. Parkpaletten Das Mobilitätskonzept sieht die Errichtung mehrerer zentraler Parkpaletten auf dem Gelände vor. Da sich die Kosten einer zunächst geplanten Tiefgarage im Vergleich zu ersten Schätzungen auf 23 Millionen Euro gesteigert hätten, wurde dieses Vorhaben fallen gelassen. Stattdessen wurde vorgeschlagen, eine weitere Parkpalette im Bereich von Lagarde 17 (östlich des früheren US-Headquarters/Zentralstelle Cybercrime) zu schaffen.