Auf einen warmen April folgt in Bamberg der heißeste Mai seit 1851. Das freut Schwimmbad-Gänger und treibt vielen die Schweißperlen auf die Stirn.
Für Lorenz und Leo ist es das perfekte Pfingstferienwetter. Am Dienstagnachmittag verlassen die beiden Bamberger Gymnasiasten das Hainbad und blicken in den schwach bewölkten Himmel. Wenn die prognostizierten Gewitter ausbleiben, werden sie später wohl noch eine Runde schwimmen gehen. "Wie gestern und vorgestern auch schon", sagt Leon. "Und wenn es regnet, kann man auch mal wieder vor dem Computer sitzen, ohne dass man sich schlecht dabei fühlt", findet sein Mitschüler.
"Der Mai ist etwa vier Grad zu warm", sagt der in Bischberg lebende Klimaforscher Thomas Foken. Bei Durchsicht der bis 1851 zurückreichenden Messdaten stellt er für Bamberg 2018 den heißesten Mai seit Beginn der Aufzeichnungen fest. Lag die Durchschnittstemperatur sonst bei 12,9 Grad Celcius, sind es in diesem Jahr um die 17. Der bisherige Höchstwert wurde am Montag mit 31 Grad erreicht. "Schon der April hatte Temperaturen wie sonst im Mai und der Mai dann welche wie sonst im August", sagt der emeritierte Professor für Meteorologie. Seit 1961 werden die Frühlingsmonate immer wärmer.
Kaum ein Beruf ist so stark vom Wetter abhängig wie der des Landwirts. "Das Getreide in der Wachstumsphase benötigt viel Wasser", sagt Dieter Heberlein vom Bayerischen Bauernverband. "Wir bräuchten auf jeden Fall regelmäßigere Niederschläge", stellt Heberlein fest. Die Halme seien in diesem Jahr kürzer, entsprechend gebe es weniger Stroh, der Ertrag der Vorjahre werde wohl nicht erreicht. "Zugleich hat das trockene Wetter das Ausbringen von Mais und andere Ackerbautätigkeiten begünstigt", sagt Heberlein. Dem Mais mache die derzeitige Wetterlage wenig aus, auch beim Futter werde es keine Engpässe geben, da die Landwirte meist noch Vorräte hätten. Milchkühe schätzten das Sommerwetter hingegen nicht so sehr: "Die sind am leistungsfähigsten bei Null- und Minusgraden."
Wer bei fast jedem Wetter draußen arbeiten muss, hat gelernt, auch mit hohen Temperaturen umzugehen. "Ich such halt in der Pause Schatten und trink ein paar Flaschen Wasser mehr", sagt ein bereits tiefgebräunter Bauarbeiter. "Wenn"s dauernd regnet, isses schlechter, da wird man eher krank." Viel zu tun gibt es auch für die Mitarbeiter des städtischen Gartenamtes, die derzeit überall fleißig bewässern. "Die neuen Kästen müssen von unten gegossen werden, wenn"s heute noch regnet, langt das nicht", sagt an der Bischofsmühlbrücke ein Vorarbeiter, dessen Wunschwetter "nachts Regen und tagsüber ein bisschen kühler" wäre. Wie seine Kollegen achtet er auf ausreichende Getränkezufuhr und eine Kopfbedeckung, wenn es heiß wird.
Klimaforscher Foken erkennt eine starke Wärmebelastung für den Menschen erst ab 32 bis 38 Grad. "Bis 25 Grad verkraftet man in der Regel ganz gut." Dass die Temperaturen jenseits der 30 Grad noch keine "Hitzeopfer" gefordert haben, kann Pressesprecherin Brigitte Dippold für das Klinikum Bamberg bestätigen. "Da muss es noch ein bisschen heißer sein - oder zum Beispiel Läufer zu wenig Wasser trinken."
Der heißeste Mai seit Beginn der Aufzeichnungen lässt sich laut Thomas Foken mit der sogenannten Omega-Wetterlage erklären. Ein Hochdruckgebiet wird dabei von zwei Tiefs blockiert und sorgt für länger andauerndes sommerliches und trockenes Wetter. Wenn gelegentlich ein Schwall feuchter Luft eindringt, sorgt das örtlich für Niederschläge. Im Mai 2018 wurden in Bamberg immerhin 88 Prozent der Vorjahres-Niederschläge erreicht - davon allerdings die Hälfte an einem einzigen Tag, dem 10. Mai. Das Hochdruckwetter bleibt wohl noch bis zum Wochenende erhalten, in der ersten Juni-Woche könnte es etwas kühler werden. Und örtlich ist durchaus wieder mit Unwetter und Starkregen zu rechnen. "Dass in den nächsten Tagen Gewitter kommen, kann man recht sicher sagen. Nur, wo sie genau kommen, erkennt man erst spät."