Wenn der Druckfehlerteufel jault

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Rein in den Bottich! Wenn aus Azubis Gesellen werden, ist das bei den Druckern und Mediengestaltern eine sehr kalte und sehr nasse Angelegenheit. Fotos: Matthias Hoch
Rein in den Bottich! Wenn aus Azubis Gesellen werden, ist das bei den Druckern und Mediengestaltern eine sehr kalte und sehr nasse Angelegenheit.  Fotos: Matthias Hoch
Oh Himmel ist das eisig! Altgesellinnen begießen ihre Kollegin mit Wasser. Ein Vorgeschmack auf das nicht ganz freiwillige Bad.
Oh Himmel ist das eisig! Altgesellinnen begießen ihre Kollegin mit Wasser. Ein Vorgeschmack auf das nicht ganz freiwillige Bad.
 
MGO-Geschäftsführer Walter Schweinsberg (links) und Oliver Diller als Johannes Gutenberg begrüßen Zuschauer und Akteure.
MGO-Geschäftsführer Walter Schweinsberg (links) und Oliver Diller als Johannes Gutenberg begrüßen Zuschauer und Akteure.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Meister und Altgesellen der Mediengruppe Oberfranken gautschten zehn frischgebackene Junggesellen. Drei waschechte Bamberger beobachteten die Tortur auf dem Maxplatz.

"Heilichäs, hostn des Zubä gsäng, aufm Maxblotz?" Neugierig wie immer hält sich der Franz nicht mit Begrüßungsformeln auf, als er Samstagnachmittag vorm Hertie(!) den Hans und die Kuni, seine allerbesten Freunde, trifft.

"Ich glaab, deä Stieringer hod sich scho widdä wos Neus einfalln lossn und geht edz voä alla Leud bodn!", mutmaßt der Franz. Und der Hans fügt augenzwinkernd hinzu: "Vielleicht dauchd deä Cidymänädscher endlich ob!?" Die Kuni weiß es besser: "Na, dord will der Effdee - odä wie mä heud song soll: die Mediengrubbe Oberfranggn - die Junggselln gaudschn. Wos immä des hassd: Gehn mä no, schaun mä zu! Obä Franz: Soch dord ned d e s sondern d e r Zubä. Weil dord sän bestimmd lauder gscheida Leud und der Boddich hasd: d e ä Zuber!"



Die Kuni, ihr Hans und der Franz reihen sich in den Kreis der erwartungsfrohen Zuschauer und entdecken sogleich eine stadtbekannte Größe. "Och schau no, deä Hä Schweinsberg is a scho do. Den kommä ja ned übersäng, mit seine zwaa Meter. Des is deä Gschäfdsführä vo dera Mediengrubbn." Kuni taucht ihren kleinen Finger in den fast randvoll gefüllten Zuber und stellt fest: "Oäschkold! Des blanka Leidungswassä!"

Plötzlich wird's lebendig: Eine Art Musketier führt eine aneinander geschnürte Schar von jungen Frauen und Männern auf den Platz und versteckt sich hinter den Meistern und Altgesellen, die zwar ein weißes Hemd anhaben, aber als alte Hasen in der Schwarzen Kunst vorgestellt werden.

"Wos isn do nuch Kunst?", fragt der Hans und schlaumeiert: "Mei Onkl, der Schneiders Theo, deä hod die Bleibuchstom noch mit der Hond in an Winklhogn gsteckt. Aufn Kopf und seidnväkeät - obbä eä hods lesn könna."
Kuni immerhin ist auf dem Stand der Technik: "Obä wennsd ka Blei meä host, des gifdich Zeuch, und drodzdem jedn Doch an Effdee herzauberst, is es a a Kunst! Horng mä doch mol zu, wos deä Boss zäm Song hod!"


Tradition und Moderne

Walter Schweinsberg schwärmt von der gelungenen Mischung von Tradition und Moderne in der Mediengruppe Oberfranken. Er freue sich über das Interesse des zahlreichen Publikums und sei stolz darauf, dass das Unternehmen derzeit 60 junge Kräfte in verschiedenen Berufen ausbildet. 22 neue Auszubildende habe er kürzlich begrüßen können, sagt Schweinsberg. "Respekt!", kommentiert Franz.

Als Schweinsberg die Zuhörer auf die nun beginnende "Tortur" vorbereitet, wird dem Franz, dem Hans und seiner Kuni klar, was da gleich passieren wird. "Die wärn doch ned die Madla und die Bum nei des Zubä steggn!", schwant es dem Franz. "Den Zuber", faucht Kuni und konzentriert sich auf den feschen Kerl im Kostüm.
"Des is deä Olli Diller", doziert Hans. "Den kenn i vom Modorrodforn und vom Spezi-Kellä. Deä ärberd a als Gschäftsführer beim Effdee."


Teufel mit dem Schwamm verjagt

Oliver Diller tritt in der Rolle des Johannes Gutenberg, des Erfinders des Buchdrucks, auf und erklärt mit wohlgesetzten Worten, was es mit dem Gautschen auf sich hat: Als Altmeister Gutenberg seinen Erstling, die 42-zeilige Bibel druckte, habe ihm der Teufel ins Handwerk pfuschen wollen. Aber Gutenberg habe den wassergetränkten Schwamm, den er zum Befeuchten der Druckbuchstaben benötigte, dem Teufel an den Kopf geworfen, woraufhin dieser sich mit einem gurgelnden Laut wie "gautsch" von dannen machte.

Und so hoffen Gutenbergs Jünger bis heute, dass sie den Druckfehler-Teufel verbannen, wenn sie die druckreifen Neulinge ihres Handwerks - Drucker, Buchbinder und die Nachfahren der Schriftsetzer, also die Mediengestalter von heute - mit kaltem Wasser traktieren.


Zehn Gesellen

Diesmal waren es zehn frischgebackene Gesellen von Baumann-Druck Kulmbach und vom Fränkischen Tag an der Gutenbergstraße in Bamberg: Melanie Kugler, Simon Denzler, Sofia Jantschwesky, Lesley Schedel, Andreas Fischer, Taylor Townsend, Christian Lotter, Pascal Minutella, Rene Hübner und Roland Müller. Dillers guter Rat: "Hofft nicht auf Zufall und des Glückes Gunst, vertraut auf Gott und eure Kunst!"


Bibbern und Zittern

"Och Godd, dun die miä leid!" äußert Kuni Mitgefühl, als die Altgesellen die "Kornuten" vom Band der Ausbildung schneiden und zur Tat schreiten: Nicht ganz freiwillig lassen sich die Junggesellen der Reihe nach auf einen Stuhl pressen, auf dem ein patschnasser Schwamm liegt. (Daher auch: "oäschkold", d. Red.)

Dann schüttet man einen Eimer kalten Wassers über den Kopf der Kornuten und schließlich werden sie gepackt und in dem Zuber untergetaucht, jeder einzeln bis zu fünfmal. Danach ist Luftschnappen, Bibbern und Zittern wie Espenlaub angesagt. Aber alle tragen die Tortur mit Fassung und in dem schönen Gefühl, in einem im Übrigen fortschrittlichen Unternehmen beschäftigt zu sein.


Ins kalte Wasser geworfen

"A Gsundä hälds aus", zollt Franz Respekt, während sich Kuni und Hans an dem Jahrhunderte alten Brauch ergötzen. "Die wärn buchstäblich ins kolda Wassä gäworfn", begeistert sich Kuni. "Wards ob, wos om Mondoch im Effdee sted! Ich hob des Gfühl, dass deä mit seim rodn Nodizbuch hindä uns die ganz Zeid unser Gschmarr midschreibd."