Die IG Metall geht in Bamberg in die zweite Warnstreikrunde. Am Montag legten insgesamt 7000 Beschäftigte ihre Arbeit nieder. Alleine vor dem Bosch-Werk streikten in der Frühschicht rund 1200 Arbeiter.
Matthias Gebhardt war mächtig sauer. Bei der Kundgebung vor dem Bosch-Werk am Börstig ließ der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Bamberg ordentlich Dampf ab. "Es ist eine Frechheit, unsere Altersteilzeitforderung mit den Worten abzutun, die Arbeitgeber würden keine Frührentner unterstützen, die mit 58 Jahren braungebrannt und kerngesund über die Alpen radeln." Adressat der deutlichen Worte Arbeitgeber-Gesamtmetallchef Rainer V. Dulger. "Der Mann hat doch überhaupt keine Ahnung, was Arbeit bedeutet", schimpfte Gewerkschafter Gebhardt. Seiner Ansicht nach wollen die Arbeitgeber nur diejenigen Beschäftigten in Altersteilzeit schicken, die gesundheitlich angeschlagen sind oder nicht mehr die volle Leistung bringen können. "Aber nicht mit uns!", zeigte sich der IG-Metall-Mann kämpferisch. "Wir lassen uns nicht auf diese Weise entsorgen, sondern wir wollen selbst bestimmen, wann wir in Rente gehen!"
Deutliche Worte Auch Jürgen Wechsler, Bezirksleiter der IG Metall Bayern, warnte die Arbeitgeberseite. Die von den Arbeitgeberverbänden vorgeschlagenen 2,2 Prozent seien deutlich zu wenig und eine reine Provokation. "Es wird Zeit, dass sich die Arbeitgeber bewegen, sonst lassen wir die Betriebe solange stillstehen, bis diese sich in Richtung unserer 5,5 geforderten Prozent bewegt haben", betonte Wechsler.
Es könne nicht sein, dass Weiterbildung für die Beschäftigten reine Freizeitgestaltung sei. Daher fordere die IG Metall eine "echte" Bildungsteilzeit, an der sich dann auch die Betriebe an den Kosten der Weiterbildung beteiligen. "Bildung ist unser wichtigster Rohstoff. Nur mit guter Aus- und Weiterbildung können wir auch künftig die besten Produkte in Deutschland produzieren. Das müssen auch unsere Arbeitgeber endlich verstehen."
Schwere Verhandlungen Wechler prognostizierte noch schwere Verhandlungen. Denn noch seien Arbeitgeber und IG Metall meilenweit voneinander entfernt. "Davon werden wir uns jedoch nicht beeindrucken lassen. Wir erwarten, dass die Arbeitgebervertreter das Jammern beenden und endlich zurück an den Verhandlungstisch kehren", resümierte der Bezirksleiter der IG Metall Bayern.
Unterstützung fanden die Bosch-Beschäftigten nicht nur bei ihren Auszubildenden, die sich ebenfalls zum Warnstreik einfanden, sondern auch bei anderen Betrieben in der Region. So solidarisierten sich Beschäftigte aus den Betrieben Trench und Wieland sowie aus dem Scheßlitzer Werk Albéa; diese legten ebenso ihr die Arbeit niederlegten, reisten mit Bussen an und unterstützen die Streikenden. Insgesamt sind laut Gebhardt am Montag 7000 Beschäftigte in den Bamberger Werken auf drei Schichten für mehrere Stunden in Streik gegangen. Sollte es auch heute bei der Fortsetzung der Gespräche zu keiner Einigung kommen, denke die IG-Metall auch über länger andauernde Streiks nach.