Ab Montag dürfen nach der Corona-Zwangspause zumindest die Schüler der Abschlussklassen wieder in die Schule.
Es wird ein besonderer Tag für Lea Gießler und Laurenz Rudrof sein, wenn sie mit 50 anderen Schülern und gut 20 Lehrern wieder das Gelände ihres E.T.A.-Hoffmann-Gymnasiums betreten. "Uns bleiben noch 28 Tage bis zum Ziel", sagt die 19-Jährige. Ihr Ziel heißt Abitur und der Weg dorthin führte zuletzt vor allem über die Online-Schulplattform Mebis, E-Mails und Chats mit den Lehrern und viele Stunden des Lernens daheim. Auch Rudrof sieht sich "auf der Zielgeraden" seiner Schullaufbahn, von denen er zuletzt fast acht Wochen zuhause verbracht hat. "Es fühlt sich ungewohnt an", sagt der 17-Jährige. "So eine Situation hat es noch nie gegeben." Er sieht manche organisatorische Herausforderungen, ist aber überzeugt: "Die Schulleitung wird es schaffen."
Unterricht in Aula und Turnhalle
Eine knappe Woche früher als im restlichen Bayern war am E.T.A-Hoffmann-Gymnasium wegen eines Corona-Verdachtsfalles der Unterricht ausgefallen. "Nun improvisieren wir bis zum Gehtnichtmehr, aber es freuen sich alle, dass es wieder losgeht", sagt Schulleiter Markus Knebel. Die Schülerzahl sei niedrig und verteile sich auf viele unterschiedliche Abitur-Fächer.
Nur Deutsch und Mathe müssten alle belegen, da teile man die Klassen auf und weiche in Aula oder Turnhalle aus. Seine Lehrer habe er vor zwei Wochen abgefragt: "Es sind keine Risikogruppen dabei und den über 60-Jährigen wurde freigestellt, ob sie unterrichten oder nicht." Aber keiner habe darauf verzichten wollen, seine Abschlussklassen zum Abitur zu begleiten. Und auch von den Q12-Schülern (Q steht für Qualifikationsquase, 12 für das Schuljahr) habe keiner Bedenken geäußert: "Die wollen jetzt alle das Abitur machen." Die Lehrkräfte hätten sich während der Schließungszeit intensiv auf den unterschiedlichsten Kommunikationswegen um ihre Klassen gekümmert. "Wir haben dabei unter anderem erkannt, dass unser Server höchstens fünf zeitgleiche Videokonferenzen bewältigen kann." Auch Lea Gießler würdigt den Einsatz ihrer Lehrer, die sich in der Online-Vermittlung viel Mühe gegeben hätten - und nennt exemplarisch den Mathe-Unterstützungslehrer Ingo Hahn, der vielen Schülern aus der Ferne geholfen habe.
Das Mebis-Portal des Kultusministeriums sei am Anfang stark überlastet gewesen und war nach wenigen Tagen sogar gehackt worden. Mit der Zeit sei das System dann immer besser gelaufen. "Aber jetzt freue ich mich tatsächlich auf die Lehrer, den Unterricht und - natürlich mit Abstand - meine Mädels. Ein Stück Normalität kehrt zurück", sagt Gießler. Die Ebensfelderin ist froh, dass sie bereits nach der neunten Klasse für ein Auslandsjahr in Irland war. Denn wann es nun wieder mit dem Verreisen klappt, kann keiner so genau sagen. Dafür weiß Lea Gießler, dass sie nach dem Abitur Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in Bayreuth studieren wird. Davor wünscht sie sich, dass es zumindest eine kleine feierliche Verabschiedung mit Zeugnisvergabe geben wird, bei der auch die Eltern dabei sein dürfen. "Wenn wir das Abi-Zeugnis einfach mit der Post kriegen, wäre das schon schlimm."
Auch Laurenz Rudrof will nach dem Abitur studieren, "möglicherweise Wirtschaftsinformatik in München". Er blickt den Prüfungen trotz aller Widrigkeiten optimistisch entgegen. Der Scheßlitzer freut sich auf die Schule "und auf Freunde, die ich lange nicht mehr gesehen habe". Zwar wartete er Mitte der Woche noch auf seinen Stundenplan, aber er wusste bereits, dass ihn am ersten Schultag nach der Corona-Pause zunächst eine Belehrung erwarten würde: "Im Schulhof wird man uns zunächst noch einmal alles zu den Hygiene- und Abstandsregeln erläutern."
Lehrer wie Schüler werden ab 27. April Behelfsmundschutz auf dem Schulgelände und in den Gängen tragen müssen. In den Räumen sei der Abstand so groß, dass es ohne gehe. "Das wäre bei den vier- bis fünfstündigen Abiturprüfungen auch schwer vorstellbar", sagt Schulleiter Knebel.
Den 780 Schülern der Nicht-Abitur-Klassen, für die das E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium noch bis auf Weiteres verschlossen bleiben wird, soll ein häufig geteiltes Youtube-Video Mut machen, in dem die Lehrkräfte des Gymnasiums dem Rest ihrer Schulfamilie zurufen: "Wir sind noch da - das E.T.A."