Jahrzehntelang wurde um das Quartier an den Mauern gerungen. Nun ist es weitgehend fertig, aber Beifall hört sich anders an.
"Schäbig, billig, einfallslos." Die Kritik von Rolf Snethlage aus Bamberg klingt vernichtend. Der frühere Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalschutz lässt wenig Gutes an dem Groß-Projekt, das die Sparkasse zwischen Langer Strasse und ZOB in den vergangenen zwei Jahren hochgezogen hat.
Mit seiner Meinung steht Snethlage nicht allein. Als die Bamberger vor einem halben Jahr zum ersten Mal den Fußweg vom ZOB zur Langen Straße zurücklegen konnten, dauerte es nicht lange, und es hagelte Kritik an der Gestaltung der Neubauten. Nicht nur die Fenster, die Dachgauben, auch der Putz sowie die Verwendung von Plastik und Metall mitten im Bereich des Welterbes und des Stadtdenkmals wurden bemängelt.
Doch das ist nur die eine Seite. Die Mehrheit im Bamberger Bausenat hat dem 50-Millionen-Euro-Projekt jetzt den Segen erteilt. Von der CSU bis zur Bamberger Allianz erstreckte sich die Front der Befürworter. Sie lobten die Rettung der Stadtmauern und der jüdischen Mikwe sowie die gelungene Wiederbelebung der alten Bausubstanz. Herbert Lauer (BA) sprach von einem gelungen Beispiel der Stadtreparatur. Franz-Wilhelm Heller (CSU) nannte das Quartier ein vorbildliches Projekt.
Auch die Sparkasse verteidigt ihre Investition gegen die Anwürfe von Denkmalschützern. Es gehe um einen Mehrwert für alle, erklärte Sprecher Mathias Polz. Dazu zählt die Sparkasse Bamberg nicht nur die Berücksichtigung des Denkmalschutzes. In dem neuen Quartier seien auch 46 Wohnungen entstanden. Nicht unterschätzt werden dürfe auch die Belebungswirkung durch den neuen Durchgang. Schon heute sei erkennbar, dass die Lange Straße vom zusätzlichen Besuchern profitiere, die vom ZOB kämen.
Um den schmalen rund 50 Meter langen Durchgang zur Langen Straße zu verschönern, wurden die Seitenwände unlängst von der Künstlerin Theresa Hartmann mit Bildern gestaltet. Die Bilder sollen im Rahmen einer Vernissage am Dienstag, 21. Mai, vorgestellt werden.
Doch was sagen die Kritiker zu solchen Aufhübschungsversuchen? Haben sie sich fünf Monate nach der Teileröffnung mit der Passage mittlerweile anfreunden können? Mehr dazu erfahren Sie hierim Premiumbereich von infranken.de
na ja bis auf die fassaden, die fenster und speziell den durchgang, gehts schon
Über Geschmack lässt sich bekanntermaßen streiten und allen kann man es ohnehin nicht recht machen. Aber von schäbig und billig kann man hier nicht reden.
Von Bürgern habe ich bisher nur positives zu diesem Projekt gehört. Viele Bürger die die neuen Einkaufsmöglichkeiten für eine tolle Bereicherung für die Innenstadt sehen, gerade unter dem Aspekt des Umweltschutzes. Man braucht von der Innenstadt nicht erst wohin fahren. Auch die Integration der sichtbaren Stadtmauer und Renovierung der alten Gebäude sehen die "normalen" Bürger als gelungen. Auch zur Fassadenfade habe ich bisher nur positive Meinungen gehört. Und die Passage für einen schnellen Weg vom ZOB in die Lange Straße ist gold Wert.
Da gibt es in Bamberg ganz andere Gebäude und Eingriffe, bei denen man sich aufregen kann und sich fragt wie so was sein kann und durch die man eher einen Welterbetitel verlieren könnte. Dazu sei das Studentenwohnheim am Fuße des Kaluberges mit den blauen Fenstern genannt, das LG und OLG am Wilhelmsplatz, denen man gläserne Dachgauben verpasst hat und ein Kreiswehrersatzamt, dass zum Bürgerrathaus umgebaut wird, mit weißen Blatten verkleidet ist und blaue Fenster hat, eine Universität die in der Altstadt ein altes hölzerne Tor in eine moderen Glastüre umwandelt (und sich inzwischen keiner mehr darüber aufregt), eine Universität die hinter der Austraße einen hochmodernen Glasbau (in dem es im Sommer heiß genug wird) setzte - das nur ein paar Beispiele aus der Welterbeinnenstadt.
Lieber Bambergerinnen,
liebe Bamberger,
ich bin mir sicher, Sie brauchen keine tendenziöse Berichterstattung, um sich selbst eine Bild über unser Quartier zu machen. Kommen Sie es einfach besuchen und bewerten Sie dann ganz einfach für sich selbst, ob die vielen Beteiligten aus Politik, Bürgertum, die Deckmalschützer, Planer, Architekten, Projektentwickler, Jurymitglieder beim Fassadenwettbewerb und letztendlich auch die Bauherrin ein attraktives Quartier zum Einkaufen, Wohnen und Übernachten sowie für ärztliche Dienstleistungen geschaffen haben oder nicht.
Der wiederholt falschen Behauptung, unser Welterbestatus sei durch unser Quartier gefährdet, will ich - nachdem der Autor dies unkommentiert lässt - an dieser Stelle klar widersprechen. Die obere wie untere Denkmalschutzbehörde, der bayerische Landesdenkmalrat und die Experten vom ICOMOS, die für die UNESCO beratend tätig sind, beurteilen und begleiten unser Projekt durchgehend positiv. Z.T. wird es sogar als vorbildlich bezeichnet. Wer diese falschen Behauptungen aufstellt bzw. verbreitet will entweder die Fakten nicht wahrhaben oder besitzt einfach nicht die erforderliche Fachexpertise.
Stephan Kirchner
Vorstandsvorsitzender
Sparkasse Bamberg
Das ist jetzt Satire, oder? Das ist nicht ernst gemeint, oder?
Den Welterbestatus zu verlieren, der sich eher als Fluch denn als Segen erweist, wäre eventuell der positivste Effekt dieser eigenartigen Baumaßnahme für die Bürger Bambergs gewesen.
Wäre das ernst gemeint, dann griffe der Herr K viel zu hoch, so wichtig und stadtbewegend, geschweige denn weltbewegend ist das Tun der Sparkasse Bamberg nun wirklich nicht.
Von der Langen Straße aus gesehen, sieht es ja fast genauso aus wie vorher, da waren echt Spezialisten am Werk, die langweilige Fassade wieder genauso hinzubekommen. War sicher sehr teuer. Gut, der Experte erkennt sicher sofort den Unterschied, ich bin da nur Laie. Die anderen Fassaden sind geist- und gesichtslose Standardausführungen. Der Durchgang ist offensichtlich inspiriert durch Pariser Vorstädte, wahrscheinlich haben diese brillanten Architekten und Projektentwickler endlich mal ein wenig Nanterre ins Fränkische bringen wollen. Braungmer fei nedd!
Warum man sich über diese bööööse , tendenziöse Berichterstattung erregt, könnte ich mir nur dadurch erklären, wenn noch nicht alle Wohnungen verkauft oder vermietet wären. 11 bis 14 Euro pro Quadratmeter mitten in der Stadt mit bestem Blick auf nagelneue Wände und Balkone oder auf einen tollen Durchgang, das ist doch ein Schnäppchen, da rennen einem doch alle die Bude ein, oder etwa nicht?
Der Ausdruck "geschaffen" impliziert mir zu viel an Schöpfungskraft und Esprit, denn man hat schlicht "gebaut". Und attraktiv ist dieses Ding nur im Vergleich zum Atrium.
Kurz: Naaa, des is nedd schö!
Wie erwartet. In Bamberg kannst keinem was recht machen.