Fünf Monate nach der Eröffnung des Quartiers zog der Bausenat eine positive Bilanz. Doch bei den Bambergern ist die Passage umstritten.
Was lange währt, wird endlich gut? Ob dieser Sinnspruch auch im Fall des Bamberger Quartiers an den Stadtmauern zutrifft, ist nicht leicht zu beantworten. Fünf Monate nach der Eröffnung des 50-Milllionen-Euro-Projekts scheiden sich immer noch die Geister an der Frage, ob die die Passage zwischen ZOB und Langer Straße nun gelungen ist oder nicht.
Eröffnung im Dezember 2018 - Meinungen gehen stark auseinander
Es war Dezember 2018, als die Bamberger erstmals wieder vom ZOB auf direktem Weg zur Langen Straße laufen konnten - ein 150 Meter langer Weg, dann war der Meinungskrieg eröffnet. Bei der Sparkasse Bamberg als Bauherrin und den politisch Verantwortlichen in Stadt und Landkreis herrschte Erleichterung, als der Vorhang von der alten Stadtmauer gezogen wurde. Mit der Eröffnung der ersten Handelseinheiten endete eine jahrzehntelange Hängepartie im Herzen der Stadt.
Aber es dauerte nicht lange, bis sich die Gegenseite wortgewaltig Gehör verschaffte. Ihre Kritik in Form von Leserbriefen und gezielten Verbal-Attacken hallt bis heute nach. "Sparkasse, du hast uns nicht enttäuscht. Wie alle deine Gebäude eine Unzierde in unserer Stadt. Wenn du so weitermachst, verlieren wir noch den Welterbetitel", ätzte Rolf Snethlage.
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Und er war nicht allein. Auch der Bamberger Denkmalexperte Dieter Martin fand kein gutes Haar an der "erbärmlichen Planung", einem überlangen Baukörper und Dachgauben wie abgeschnittene Schuhschachteln. Seine Kritik an der Farbgebung, dem schmalen Durchgang, den "schießschartenartigen" Fenstern und welterbefremden Baustoffen Styropor, Plastik und Metall gipfelte in folgendem Satz: "Insgesamt haben sich die Akteure auf Kosten der Kunden der Sparkasse ein unrühmliches Gebäude hingeklotzt, das hoffentlich zumindest nachträglich der Unesco zur Überprüfung des zu Unrecht jubilierenden Welterbestatus dienen wird."
Schwere Geschütze auf ein Projekt, das im Stadtrat als großer Durchbruch gefeiert worden war: "Meckerer gibt es in Bamberg immer. Das ganze Vorhaben ist vorbildlich gelungen", hallte es aus dem Rathaus, als im Bausenat unlängst eine Bilanz gezogen wurde. Nicht nur Franz-Wilhelm Heller (CSU) war angetan von der Passage. Baureferent Thomas Beese rühmte die kleinteilige Dachlandschaft, die sich gut in die Stadt einfüge. Herbert Lauer (BA) sprach von geglückter Stadtreparatur, und hört man Heinz Kuntke (SPD), dann spiegelt sich gar die "erfolgreiche Politik der letzten sechs Jahre" in dem Bauwerk. Nur Ralf Dischinger von den Grünen wollte nicht ganz so euphorisch formulieren: "Der Durchgang hat Höhlencharakter und auch die Fassade ist weit von Hochwertigkeit entfernt."
Schön geht anders. 50.000.000.- EUR ist auch nicht billig. "Schäbig" ist auch das falsche Wort. Schäbig ist der Zustand von Schloß Geyerswörth.
Warum so kleine Fenster? Warum so schmaler Durchgang?
Ich würde das ganze Projekt als stinklangweilig bezeichnen. Solche Architekten bitte nie mehr engagieren.
Über Geschmack lässt sich bekanntermaßen streiten und allen kann man es ohnehin nicht recht machen. Aber von schäbig und billig kann man hier nicht reden.
Von Bürgern habe ich bisher nur positives zu diesem Projekt gehört. Viele Bürger die die neuen Einkaufsmöglichkeiten für eine tolle Bereicherung für die Innenstadt sehen, gerade unter dem Aspekt des Umweltschutzes. Man braucht von der Innenstadt nicht erst wohin fahren. Auch die Integration der sichtbaren Stadtmauer und Renovierung der alten Gebäude sehen die "normalen" Bürger als gelungen. Auch zur Fassadenfade habe ich bisher nur positive Meinungen gehört. Und die Passage für einen schnellen Weg vom ZOB in die Lange Straße ist gold Wert.
Da gibt es in Bamberg ganz andere Gebäude und Eingriffe, bei denen man sich aufregen kann und sich fragt wie so was sein kann und durch die man eher einen Welterbetitel verlieren könnte. Dazu sei das Studentenwohnheim am Fuße des Kaluberges mit den blauen Fenstern genannt, das LG und OLG am Wilhelmsplatz, denen man gläserne Dachgauben verpasst hat und ein Kreiswehrersatzamt, dass zum Bürgerrathaus umgebaut wird, mit weißen Blatten verkleidet ist und blaue Fenster hat, eine Universität die in der Altstadt ein altes hölzerne Tor in eine moderen Glastüre umwandelt (und sich inzwischen keiner mehr darüber aufregt), eine Universität die hinter der Austraße einen hochmodernen Glasbau (in dem es im Sommer heiß genug wird) setzte - das nur ein paar Beispiele aus der Welterbeinnenstadt.