Von acht bis acht: Leben retten beim Roten Kreuz

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Markus Walonka in der Rettungswache in Scheßlitz. Der 33-Jährige kam über ehrenamtliches Engagement zum Roten Kreuz und arbeitet seit mittlerweile zwölf Jahren hauptberuflich als Rettungsassistent beim Roten Kreuz. Alle Fotos: Barbara Herbst
Markus Walonka in der Rettungswache in Scheßlitz. Der 33-Jährige kam über ehrenamtliches Engagement zum Roten Kreuz und arbeitet seit mittlerweile zwölf Jahren hauptberuflich als Rettungsassistent beim Roten Kreuz. Alle Fotos: Barbara Herbst
Bis 2009 war Walonka in Bamberg stationiert, seitdem arbeitet er in seinem Heimatort Scheßlitz.
Bis 2009 war Walonka in Bamberg stationiert, seitdem arbeitet er in seinem Heimatort Scheßlitz.
 
Dort ist er als stellvertretender Wachleiter auch für viel Organisatorisches, wie etwa die Dienstplangestaltung zuständig.
Dort ist er als stellvertretender Wachleiter auch für viel Organisatorisches, wie etwa die Dienstplangestaltung zuständig.
 
Dabei ist das Rote Kreuz stark auf ehrenamtliche Helfer angewiesen: 20 Prozent aller Dienste im Rettungsdienst müssen von Ehrenamtlichen besetzt sein.
Dabei ist das Rote Kreuz stark auf ehrenamtliche Helfer angewiesen: 20 Prozent aller Dienste im Rettungsdienst müssen von Ehrenamtlichen besetzt sein.
 
Das wird von den Krankenkassen so vorgegeben, die letztendlich die Arbeit des Rettungsdienstes bezahlen müssen.
Das wird von den Krankenkassen so vorgegeben, die letztendlich die Arbeit des Rettungsdienstes bezahlen müssen.
 
Einsatzkleidung wird den Diensthabenden gestellt.
Einsatzkleidung wird den Diensthabenden gestellt.
 
Alarmiert werden die Retter über Funkmelder. Gleichzeitig wird der Einsatz einem Fahrzeug zugewiesen, dass die Sanitäter dann gleich zum Einsatzort lotst.
Alarmiert werden die Retter über Funkmelder. Gleichzeitig wird der Einsatz einem Fahrzeug zugewiesen, dass die Sanitäter dann gleich zum Einsatzort lotst.
 
Zwölf Stunden dauert eine Schicht im Rettungsdienst: immer von acht bis acht. Deshalb gibt es auf der Wache unter anderem eine Küche und ein Wohnzimmer mit Fernseher.
Zwölf Stunden dauert eine Schicht im Rettungsdienst: immer von acht bis acht. Deshalb gibt es auf der Wache unter anderem eine Küche und ein Wohnzimmer mit Fernseher.
 
In Medikamentenschränken findet Markus Walonka alles Nötige, damit die Rettungswagen immer voll ausgerüstet sind.
In Medikamentenschränken findet Markus Walonka alles Nötige, damit die Rettungswagen immer voll ausgerüstet sind.
 
Alle Sanitäter sind während ihrer Dienstzeit dafür verantwortlich, dass es genug Material für alle Eventualitäten gibt.
Alle Sanitäter sind während ihrer Dienstzeit dafür verantwortlich, dass es genug Material für alle Eventualitäten gibt.
 
Außerdem schreibt der Dienstplan noch Tätigkeiten wie "Wache saugen" vor. Dies geschieht natürlich nur dann, wenn gerade kein Einsatz ist.
Außerdem schreibt der Dienstplan noch Tätigkeiten wie "Wache saugen" vor. Dies geschieht natürlich nur dann, wenn gerade kein Einsatz ist.
 
Binnen zwei Minuten müssen die Sanitäter im Rettungswagen sitzen, wenn der Alarm losgeht.
Binnen zwei Minuten müssen die Sanitäter im Rettungswagen sitzen, wenn der Alarm losgeht.
 
Um schnell fertig zu sein, hat sich Markus Walonka extra die vorgeschriebenen Sicherheitsschuhe in einer Ausführung mit Reißverschluss gekauft.
Um schnell fertig zu sein, hat sich Markus Walonka extra die vorgeschriebenen Sicherheitsschuhe in einer Ausführung mit Reißverschluss gekauft.
 
So ist er im Erstfall schnell abmarschbereit - auch, wenn er sich nachts gerade hingelegt hat.
So ist er im Erstfall schnell abmarschbereit - auch, wenn er sich nachts gerade hingelegt hat.
 
Nachdem im Juni die Scheßlitzer Rettungswache im ehemaligen Schwesternwohnheim durch einen Brand unbenutzbar geworden ist, ist die Wache provisorisch im alten Krankenhaus untergekommen.
Nachdem im Juni die Scheßlitzer Rettungswache im ehemaligen Schwesternwohnheim durch einen Brand unbenutzbar geworden ist, ist die Wache provisorisch im alten Krankenhaus untergekommen.
 

Markus Walonka aus Scheßlitz kam schon als 14-Jähriger zum Roten Kreuz. Nach der Realschule lernte er Industriemechaniker, doch im Grunde wollte er lieber Menschen helfen als Maschinen bedienen. Deshalb gab er seinen sicheren Job auf und wurde Rettungsassistent.

Verletzte oder tote Kinder. Das ist das Schlimmste für Markus Walonka. Besonders, seitdem er selbst Vater ist. "Das geht einem schon nahe." Gleich in seinem ersten Jahr als hauptamtlicher Rettungsdienstler hatte er drei Einsätze, bei denen Kinder ums Leben kamen. "Da kommst du nach dem Dienst nach Hause, gehst ins Zimmer deiner Tochter und willst nur noch hören, wie sie atmet."

Markus Walonka: Situationen, die man nicht mehr erleben möchte by Infranken.de

Markus Walonka ist 33 Jahre alt und seit fast 19 Jahren beim Roten Kreuz aktiv, davon zwölf Jahre als hauptamtlicher Rettungsdienstler. Mit 14 Jahren kommt er zur Bereitschaft, seiner Freunde wegen. Die engagieren sich da. Und die ehrenamtliche Arbeit macht ihm Spaß, da bleibt er hängen.

Nach der Realschule macht Walonka zunächst eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Doch der Dienst am Nächsten lässt ihn nicht los. "Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, mein Leben in der Fabrik zu verbringen. In der Arbeit im Rettungsdienst habe ich einfach mehr Sinn gesehen."

Also macht Walonka neben seiner Ausbildung einen Rettungssanitäter-Kurs, paukt 520 Stunden Lebenretten. Und hängt seinen Job in der Industrie an den Nagel, ein knappes Jahr nach dem Ende seiner Ausbildung. Er fängt als Rettungssanitäter beim Roten Kreuz in Bamberg an, arbeitet fünf Tage die Woche, fährt jedes Wochenende nach Heilbronn. Weil er sich in Sachen Erste Hilfe schon sehr gut auskennt, schließt er binnen eines Dreivierteljahres die Ausbildung zum Rettungsassistenten ab. "Das klingt komisch, aber der Rettungsassistent ist besser ausgebildet als der Rettungssanitäter", erklärt der Scheßlitzer.

6000 Euro aus eigener Tasche
Die Ausbildung findet an einer Privatschule statt, zu 2500 Euro Schulgeld kommen Fahrtkosten, Material und Unterbringung. Insgesamt rund 6000 Euro. Geld, das Walonka aus eigener Tasche zahlt. Aus Überzeugung: "Für diesen Beruf muss man gemacht sein."



Seit 2009 ist der 33-Jährige stellvertretender Wachleiter in der Rettungswache in Scheßlitz. Sein Dienstplan kennt weder Wochenenden noch Feiertage. Die Schichten dauern zwölf Stunden, immer von acht bis acht. Wenn Walonka Nachtdienst hat, sieht er seine Tochter so gut wie nicht. Wobei besonders am Wochenende auch viele ehrenamtliche Helfer einspringen. "Unser Dienstplan beruht zu 20 Prozent auf ehrenamtlicher Arbeit", betont Walonka. Diese Quote ist von den Krankenkassen, die die Arbeit der Rettungsdienste bezahlen, vorgeschrieben. "Das lässt sich nicht in Geld aufwiegen, die Zivilcourage dieser Menschen."

Für Walonka sind seine ehrenamtlichen Unterstützer umso wichtiger, seitdem der Zivildienst durch den Bundesfreiwilligendienst ersetzt wurde. "Mit den Zivis konnten wir über Monate planen. Ein Bufdi kann von heute auf morgen sagen, ich habe keine Lust mehr", erklärt Walonka. Und die Bereitschaft zum Ehrenamt geht zurück: "So ein Engagement ist eben finanziell nicht gewinnbringend. Viele machen in ihrer Freizeit lieber einen Nebenjob - im Grunde kann ich das auch verstehen."

Aber medizinische Hilfe im Notfall ist eben unbezahlbar. Und das Gefühl, geholfen zu haben, auch. Wäre Walonka in der Industrie geblieben, würde der Familienvater heute mehr Geld verdienen. Müsste nicht erleben, dass man manchen Patienten nicht mehr helfen kann. Dass andere aggressiv gegen die Sanitäter vorgehen. Einem guten Freund hat ein Betrunkener einmal so gründlich das Knie kaputt getreten, dass er neun Monate lang krank war.


Aber es gibt auch die andere Seite. Neben Walonkas Schreibtisch hängt eine Postkarte. Ein Ehepaar bedankt sich für die Rettung seiner Kinder, die beide binnen weniger Monate Unfälle hatten. Das sind die schönen Momente. Die Kinder, die gerettet werden. Und darauf kommt es in diesem Job an.

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