Theatersommer endet mit "1001 Nacht"

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Thomas Glasmeyer mit seiner "Shahrasad", der es in "1001 Nacht" gelingt, einen gehörnten Monarchen zu fesseln und wieder von der Liebe zu überzeugen. Foto: Theatersommer
Thomas Glasmeyer mit seiner "Shahrasad", der es in "1001 Nacht" gelingt, einen gehörnten  Monarchen zu fesseln und wieder von der Liebe zu überzeugen.  Foto: Theatersommer

Ein vergnügtes Ringelnatz-Spektakel und Liebesgeschichten aus "1001 Nacht" beenden das Gastspiel des Theatersommers in Schloss Geyerswörth. Im kommenden Jahr setzt der Intendant trotz des Erfolgs aber auf mehr Tiefgang.

"Deutscher Humor ist ein echter Schlankmacher: Man muss meilenweit laufen, bis man ihn trifft", seufzte Dieter Hallervorden einmal. Dennoch sehnt sich das Publikum nach amüsanter Unterhaltung, wie Bühnenschaffende landauf, landab berichten. Das Sommertheater des Theatersommers strapazierte in den vergangenen Wochen die Lachmuskeln - mit der Molière-Komödie "Tartuffe", "Hamlet for You" oder beispielsweise "Männersache".

Und tatsächlich zog das Programm in Schloss Geyerswörth fast doppelt so viele Zuschauer wie im vergangenen Jahr an. Diese Zwischenbilanz zog Jan Burdinski als Intendant der Landesbühne kurz vor dem Ende des Gastspiels. Um fürs kommende Jahr dennoch ernstere, tiefgründigere und vielleicht auch schwerer zugängige Stoffe anzukündigen: "Schließlich feiern wir 2013 unser 20-jähriges Bestehen."

Jean Paul ist ein Thema

Beispielsweise widmet sich der Theatersommer Jean Paul, einem Poeten, dem sich E.T.A. Hoffmann sehr verbunden fühlte, dessen "Fantasiestücke in Callot's Manier" ja eine Vorrede des Franken einleitet. Obwohl Jean Pauls Romane als verschlungene Erzählungen voller schwärmerischer Gefühlsausbrüche denkbar umstritten waren: "Selbstgespräche", an denen der Autor "Leser teilnehmen lässt", wie es August Wilhelm Schlegel einmal nannte.

"Dennoch lohnt es sich, Jean Paul zu entdecken und Zugang zu seinem herrlichen Humor zu finden", schwärmt der Intendant des Theatersommers und möchte "Neueinsteigern" diese Chance im kommenden Jahr bieten. Dann soll beispielsweise auch Wagners "Ring des Nibelungen" an einem einzigen Abend mit Puppen als Akteuren über die Bühne gehen. Und Burdinski nimmt sich der Tagebücher Adolf Eichmanns an, wie sie nach den von Israel freigegebenen Aufzeichnungen zur Jahrtausendwende schon im Jewish Theatre von New York für Furore sorgten.

Schwere Kost kommt in der Stadt besser an

So mutet der Theatersommer-Intendant Zuschauern im kommenden Jahr auch "schwere Kost" zu. Wobei er die Erfahrung machte, dass sich das Bamberger Publikum auf provokante Themen und Experimente eher einlässt als Besucher aus dem Umland. "In der Region kommen Komödien und Klassiker am besten an - im Gegensatz zu verkopften Stücken oder gar Regietheater." Selbst an "Gretchen 89 ff..." schieden sich in diesem Sinne heuer die Geister. "In Bamberg war das Stück ein Erfolg, während man mit der Thematik außerhalb wenig anfangen konnte." Dabei vermittelt Lutz Hübners Komödie Zuschauern viele Wahrheiten über die Bretter, die die Welt bedeuten. Schonungslos nimmt sich das Theater selbst auf die Schippe.

Heiter geht's aber nun mit den letzten beiden Stücken des Theatersommers in Geyerswörth weiter, bevor morgen der letzte Vorhang fällt. So gibt's am Freitag ab 20 Uhr noch "Schöne Nixen knicksen oder schenk mir Dein Herz für 14 Tage" als knallvergnügtes Ringelnatz-Spektakel. Der breitbeinige Seemann Kuttel Daddeldu und die fesche Wirtin Kathi Kobus leben auf, um den speziellen Humor des Kabarettisten zu spiegeln. Liebend gern brachte Ringelnatz Bildungsbürger ja zeitlebens auf die Barrikaden. Und übte sich darin schon als "Schulrüpel ersten Ranges" , wie ein gestresster Pädagoge im Abschlusszeugnis des Humoristen schrieb.

"Liebes- und Schelmengeschichten aus 1001 Nacht" spielen und erzählen Theaterpuppen am Samstag. Beginnend bei Shehrijar und Shahzaman als Königen, die von ihren Gemahlinnen schamlos betrogen wurden. So nimmt sich Shehrijar nun jede Nacht eine neue Braut, um sie am nächsten Morgen köpfen zu lassen, bis ihm nach drei Jahren die "Ressourcen" langsam aber sicher ausgehen. Glücklicherweise begegnet Shehrijar Shahrasad, die den jungen König mit kunstvoll verwobenen Geschichten fesselt und das Happy End einläutet.

Schätze orientalischer Erzählkunst leben bei der Figurentheater-Inszenierung des piccolo teatro espresso auf. Wobei Thomas Glasmeyer als Puppenspieler das Geschehen heiter-ironisch beleuchtet. Beide Veranstaltungen der Landesbühne beginnen um 20 Uhr. Karten gibt's im Büro des Theatersommers, unter der Telefonnummer 09274/947440 und im Netz unter www.theatersommer.de .