"Tatort": Kripo-Chef klärt auf

2 Min
Wieder bringt man einen Zeugen zum Schweigen: Beim "Tarte d'ort" des Ensembles Ernst von Lebens wird nicht lange gefackelt. Ein Impro-Format zum Miträtseln für Krimifans. Foto: Marian Lenhard
Wieder bringt man einen Zeugen zum Schweigen: Beim "Tarte d'ort" des Ensembles Ernst von Lebens wird nicht lange gefackelt. Ein Impro-Format zum Miträtseln für Krimifans.  Foto: Marian Lenhard

Polizeiarbeit im realen Leben und auf der Bühne: Um diesen Kontrast geht's in Bamberg am 12. Februar in der Polizeiinspektion.

Ballernde Osterhasen, die Geiseln nehmen. Bizarre Verfolgungsjagden bis hin zur Tretbootfahrt im Schwan, die sich die Kommissare Thiel und Boerne leisteten. Selbst vor den Traualtar trat das Dreamteam schon. Sie erinnern sich? Ja, jeder "Tatort" beschert uns neue Absurditäten bis hin zu abgedrehten Kommissaren, die im wirklichen Leben Dauergäste in der Psychiatrie wären. Das alles sorgt schließlich für Spaß, Spannung - und traumhafte Einschaltquoten. Wie weit aber ist das filmreife Geschehen von der Realität entfernt? Diese Frage beschäftigte das Ensemble Ernst von Leben, das sich in Bamberg mit dem Impro-"Tarte d'ort" profilierte. So bitten die Akteure bei ihrer nächsten Vorstellung einen Experten auf die Bühne, der entsprechende Aufklärungsarbeit leistet: Kripo-Leiter Ralf Popp.


Keine Supercops

Am 12.
Februar "läuft" das "Tarte-d'-ort"-Special zur besten Sendezeit in der Schildstraße 81: ab 20.15 Uhr. Der Schulungsraum der Polizei wird zur Bühne, nachdem unter der Adresse wirkliche Polizeiarbeit geleistet wird. Einen Vorgeschmack auf seinen Auftritt gab uns Kriminaldirektor Popp vorab, der am 12. Februar natürlich noch viele andere Fragen beleuchten kann. Wie realistisch ist das "Tatort"-Geschehen also seiner Meinung nach? "Nicht besonders. In 90 Minuten klären zwei Supercops Fälle auf, die normalerweise von Teams mit bis zu 50 Mitarbeitern gelöst werden." Wobei sich die Ermittler im wirklichen Leben auch äußerst selten mit Morden befassen. "Klassische Morde, bei denen sozusagen das Messer im Opfer steckt, gibt's äußerst selten - wenige Male im Jahr", berichtet der Kriminaldirektor, der sich dabei auf den gesamten Bamberger und Forchheimer Raum bezieht. Häufiger käme es vor, dass die Kripo wegen "nicht natürlichen Todes" gerufen wird, wie es im feinsten Amtsdeutsch heißt. "Da haben wir in unserem Zuständigkeitsbereich jährlich schon über 100 Fälle, die dann aber auch größtenteils nicht auf Mord zurückzuführen, sondern anderweitig zu erklären sind."


Lieblingstatort aus Münster

Schaltet Popp demnach ab, wenn der sonntägliche "Tatort" kommt und neue haarsträubende Einfälle der Drehbuchschreiber zeigt? "Nein, ich amüsiere mich, allerdings nicht bei jedem Ermittler-Duo", schmunzelt der Kripo-Leiter. Der erklärte Lieblingstatort Popps kommt aus Münster. Klar, in der Zuschauergunst liegen Kommissar Thiel und Professor Dr. Dr. Boerne auch ganz vorne. Wobei die Erlanger Rechtsmediziner, auf deren Obduktionsergebnisse sich die Kripo Bamberg stützt, natürlich anderes zu tun haben als Detektiv zu spielen.
Welche Aufklärungsquote hat der Kriminaldirektor als Fernsehzuschauer oder Krimileser (Lieblingslektüre Mankells "Wallander")? "Die liegt bei Null. Ich rätsele nämlich generell nicht mit, wer der Mörder sein könnte." Schmunzeln muss Popp immer über die eindimensionale Darstellung seiner Tätigkeit in TV-Krimis. "Meine Rolle ist die des Chefs, der immer drängt, damit der Täter schnell genug ermittelt wird."


Auf Tour

Nach dem Auftritt des Kripo-Chefs zeigt das Ensemble Ernst von Leben am 12. Februar im Polizeiquartier den Polizisten, "dass man die Spurensuche und Überführung auch einfach mal improvisieren kann": Am Ende bekäme man eh den Richtigen. Und wer beim "Tarte d'ort" in der Polizei nicht dabei sein kann (Tickets Abendkasse), bekommt Gelegenheit, die Improshow noch andernorts zu sehen: So geht die Gruppe auf Tour, weitere Auftrittsterminedie unter der Homepage des Ensembles.