Symbol für großen Bürgersinn

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Die Ehrengäste mit dem Vereinsvorstand ließen nur die Fotografen imRegen stehen. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Die Ehrengäste mit dem Vereinsvorstand ließen nur die Fotografen imRegen stehen.  Foto: Marion Krüger-Hundrup
Die jungen Solisten der Städtischen Musikschule Bamberg gestalteten den Festakt im Rittersaal der Altenburg.Marion Krüger-Hundrup
Die jungen Solisten der Städtischen Musikschule Bamberg gestalteten den Festakt im Rittersaal der Altenburg.Marion Krüger-Hundrup
 

Der Altenburgverein feierte seinen 200. Geburtstag mit nassen Füßen und heißem Herzen.

Woran mag Poldi bloß gestorben sein, der legendäre Bär auf der Altenburg? Dieses Rätsel löste Generalvikar Georg Kestel im Festakt zum 200. Jubiläum des Altenburgvereins. Der Monsignore erzählte freimütig, wie er mit Kameraden des Knabenseminars Ottonianum an Sonntagnachmittagen Dutzende rohe Eier in die weit geöffnete Bärenschnauze geworfen hat: "Wahrscheinlich ist Poldi einer Überdosis Cholesterin erlegen", vermutete Kestel. Jetzt sei der ausgestopfte Bär "ein Stück entschwundener Vergangenheit wie der Röhrenbrunnen", setzte er noch einen Kalauer oben drauf.


Fluchtburg der Fürstbischöfe

Und in seinen launigen Ausführungen fehlte nicht ein Abstecher in die Geschichte: Auf jeden Fall sei die Altenburg auch Fluchtburg der Fürstbischöfe gewesen, "was wir heute bei der Ausgestaltung unserer diözesanen Fluchtwege und Rettungspläne gerne berücksichtigen wollen und im Bedarfsfall dankbar darauf zurückkommen werden", schmunzelte der Generalvikar.

Ob der Altenburgverein mit seinem Ersten Vorsitzenden Werner Hipelius das Wahrzeichen Bambergs jemals als Schutzburg für Erzbischof Ludwig Schick öffnen muss, sei dahingestellt. Zumindest ist der Bamberger Oberhirte nach eigenem Bekunden Mitglied im Altenburgverein. Obwohl er "nur mit sehr gemischten Gefühlen an die Altenburg denkt", sagte er in dem sonntäglichen Pontifikalamt im Dom. Denn die Geschichte der Altenburg fordere vom heutigen Erzbischof zunächst einmal das Bekenntnis, dass die Bischöfe Bambergs nicht immer dem Auftrag Jesu, gute Hirten zu sein, gefolgt seien. Die Bevölkerung der Stadt Bamberg müsste wohl unter den weltlichen Händeln ihrer Hirten gelitten haben, die die Altenburg als Fliehburg benutzten.

Die andere Seite des Gedenkens "200 Jahre Altenburgverein" sei, dass "die Altenburg heute eine Sehenswürdigkeit Bambergs ist, ein Aushängeschild für die Stadt", fuhr Schick fort. Die Altenburg sei für die ganze Bevölkerung ein Ort der Erholung, der schönen Aussicht, des Friedens und für Touristen eine Attraktion: "Was einmal aus egoistischem Sicherheitsbedürfnis gebaut wurde, ist heute für alle zugänglich - ein Traumort!"


"Mehr Besucher gewünscht"

Den suchten Hunderte Bamberger nun auch an diesem Festwochenende auf, obwohl es gerade am Samstag nicht aufhörte zu regnen. Programmmanagerin Gisela Schlenker und viele Helfer ließen sich vom ungnädig gestimmten Petrus nicht die Laune verderben. "Wir hätten uns schon mehr Besucher gewünscht", bilanzierte Vereins-Geschäftsführer Gerd Urbanski. Nicht zuletzt wegen der Unkosten für dieses Burgfest.

Nicht mit Geld zu bezahlen sind jedoch die wohlfeilen Worte der Festredner, die das 200 Jahre währende Engagement des Altenburgvereins würdigten. Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) lobte den "bewundernswerten Einsatz des Vereins", der einst die verfallene Burgruine instand gesetzt habe und bis zum heutigen Tag erforderliche Sanierungsmaßnahmen realisiere. Die Altenburg sei ein "Symbol für großen Bürgersinn". Staatsministerin Melanie Huml (CSU) drückte ebenfalls ihren Respekt vor dem 200-jährigen Bürgerengagement "für etwas und nicht gegen etwas" aus. Oberfrankens Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz sprach für die Oberfrankenstiftung, die ihr Geld in der Altenburg "gut angelegt hat, denn die Stiftung hat dadurch vorbildliches Bürgerengagement gewürdigt".

Die Festgäste im Rittersaal verfolgten die Reden hellwach, obwohl der Festakt am Samstag um 10 Uhr morgens mit dem Allegro aus Mozarts Kleiner Nachtmusik eröffnet worden war. Die vier jungen Solisten der Städtischen Musikschule versetzten ihre Zuhörer damit aber nicht in die Abenddämmerung. Zumal Festredner Professor Günter Dippold, Bezirksheimatpfleger von Oberfranken, die Geschichte des Altenburgvereins unter sein gewohnt geschliffenes Seziermesser legte. Namen, Daten, Fakten mixte Dippold zu einem überaus bekömmlichen Gericht, das nachgekocht werden sollte - und wird: demnächst im "Fränkischen Sonntag".