Stadt Bamberg und Hotelschiff-Anbieter "in einem Boot"

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Ausschnitt aus der Diskussionsrunde auf einem Vier-Sterne-Hotelschiff, an der Bambergs Bürgermeister Christian Lange (Zweiter von links) und Tourismusdirektor Andreas Christel teilnahmen. Foto: Jutta Behr-Groh
Ausschnitt aus der Diskussionsrunde auf einem Vier-Sterne-Hotelschiff, an der Bambergs Bürgermeister Christian Lange (Zweiter von links) und Tourismusdirektor Andreas Christel teilnahmen. Foto: Jutta Behr-Groh

Anbieter von Flusskreuzfahrten kommen gern nach Bamberg und sehen noch Potenzial für mehr.

Das sprichwörtliche Boot ist in diesem Fall ein Vier-Sterne-Hotelschiff, die "Avalon Passion". Es startete am Freitagabend in Nürnberg zu einer Minikreuzfahrt nach Bamberg und bot rund 100 ausgelosten Gästen aus ganz Oberfranken die Gelegenheit, einmal auf einem der schwimmenden Hotels zu übernachten und zu entspannen, wie sie zu hunderten jedes Jahr in Bamberg anlegen.

Die noble Einladung war nicht uneigennützig: Avalon Waterways, ein auf englischsprachige Reisende spezialisiertes Unternehmen aus der Schweiz, möchte Bamberg noch stärker als bisher in sein Programm aufnehmen und ist daran interessiert, das Image der Kreuzfahrer in Bamberg zu verbessern. Diesem Ziel dienten am Wochenende auch die ersten"Tage des offenen Kreuzfahrtschiffs" im Bamberger Hafen .

Nicht für alle Teilnehmer war die Minikreuzfahrt Genuss pur. Neben der Mannschaft bedeutete sie auch für die Repräsentanten von Avalon, der Stadt Bamberg, der Interessengemeinschaft River-Cruise und der Bayernhafen-Gruppe Arbeit - Überzeugungsarbeit.

Ihre gemeinsame Botschaft in mehreren Gesprächsrunden war: Man will enger zum Wohle aller zusammenarbeiten. Flusskreuzfahrten könnten ein gutes Geschäft für alle Beteiligten sein, wenn es gelingt, Konflikte aus der Welt zu schaffen. Laut Helge H. Grammerstorf, dem Geschäftsführer der IG RiverCruise, "sitzen alle im selben Boot".

Flusskreuzfahrten sind ein boomendes Geschäft. Die sie durchführen sind daran interessiert, dass ihre Gäste in den Städten willkommen sind. Burghart Lell, operativer Direktor von Avalon, kennt die Kritik aus Bamberg an Schiffstouristen, die gruppenweise auftreten und dann - scheinbar ohne Rücksicht auf die Belange der Einheimischen - die Altstadtgassen "verstopfen" würden.

Es wäre im Interesse der Reederei, sagt Lell, wenn man den Gästen in Bamberg und Umgebung zusätzliche und unverwechselbare Angebote unterbreiten könnte: zum Beispiel Besuche in der Gärtnerstadt mit Kostproben direkt vom Feld. Könnte man in Bamberg mehr unternehmen, wären längere Aufenthalte, auch über Nacht denkbar. Davon würde die örtliche Wirtschaft profitieren, dann kämen wohl "auch die Symphoniker ins Spiel".

Kreuzfahrer seien ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Das zu betonen werden Bambergs Zweiter Bürgermeister Christian Lange (CSU) und Tourismusdirektor Andreas Christel nicht müde. Auch an Bord der "Avalon Passion" wiesen sie darauf hin.


Logistische Probleme

Es sind nach ihren Worten vor allem logistische Probleme, die bisher einem breiteren Angebot für Schiffstouristen entgegen stehen. Gerne würde man ihnen verstärkt die Gärtnerstadt nahe bringen. Dazu brauche man aber zum Beispiel Betriebe, die mitmachen, und Anfahrtsmöglichkeiten für die Transferbusse.

"Teil der Lösung" könnte es laut Lange sein, künftig die Stadtwerke in den Transport der Kreuzfahrer einzubinden. Die städtischen Busse dürfen - anders als die privater Unternehmen - alle Haltestellen in der Stadt ansteuern. So ließe sich vielleicht die angestrebte Entzerrung der Besucherströme und die Entlastung der jetzigen Ausstiegsstellen erreichen. Die Kreuzfahrt-Veranstalter zeigten sich für die Idee aufgeschlossen, machten aber deutlich, dass es auf die Konditionen ankomme.

Eine ihrer zentralen Botschaften war: "Wir sind an Nachhaltigkeit interessiert." Wo es möglich ist, versorgen sich Avalon-Schiffe laut Lell heute schon regional und lokal. Man würde auch gern mit Bamberger Gärtnern, Bäckern, Metzgern oder Brauereien ins Geschäft kommen.

Eine Voraussetzung dazu wäre die notwendige Infrastruktur im Hafen, Kühlräume etwa. Weshalb Joachim Zimmermann von der Bayernhafen-Gruppe mit "im Boot" saß und den weiteren Dialog mit den Reedereien und der Stadt zusagte.

Fluss-Kreuzfahrten sind nicht billig und die Reisenden angeblich bereit, auch bei Landgängen Geld auszugeben.

140 Euro kostet laut Statistik durchschnittlich eine Übernachtung. Avalon hat 2016 zahlreiche Reisen zwischen fünf und 22 Tagen Dauer im Programm. Die adventliche Fünf-Tages-Tour im Dezember, die von Frankfurt über Bamberg bis Prag führt, gibt es ab 1649 US-Dollar. Das entspricht umgerechnet gut 1500 Euro.