Kein Alkohol, keine Gästefans, keine Stehplätze. Der Profifußball plant die Rückkehr der Fans in die Stadien. Sind die geplanten Maßnahmen auch für die Amateure vorstellbar?
Die Fußball-Bundesliga will einmal mehr vorangehen. Als erste deutsche Profi-Liga nahm sie nach dem Lockdown den Betrieb auf, nun will sie wieder vor Zuschauern spielen. Ein 41 Seiten umfassendes Konzept dafür stellte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) diese Woche vor. Die massivsten Änderungen: Gästefans sind vorerst außen vor, der Ausschank von Alkohol ist verboten, die Stehblöcke sind dicht. Ein Modell, das auch für die Amateure vorstellbar ist? In Bayern dürfen zwar seit 1. August wieder Testspiele ausgetragen werden, bislang aber ohne Zuschauer.
"Das Konzept an sich ist in Ordnung, für mich kämen Spiele mit Zuschauern aber zu früh", spricht sich Manfred Neumeister, Kreisspielleiter im Kreis Bamberg/Bayreuth/Kulmbach, noch gegen eine Rückkehr der Fans aus. "Die Politik muss den Rahmen abstecken und nur weil etwas erlaubt wäre, muss es nicht sinnvoll sein. Die Corona-Zahlen steigen wieder und wir sollten uns lieber noch ein wenig gedulden." Neumeister selbst hätte auch Testspiele noch nicht wieder erlaubt. Sollten künftig wieder Zuschauer an die Sportplätze dürfen, sieht der Kreisspielleiter Probleme auf die Vereine zukommen. "Die Klubs werden vor immense personelle Belastungen gestellt."
Mehr Aufwand für Vereine
Kontaktdaten erfassen, die Umsetzung der Hygienemaßnahmen kontrollieren, Sportgeräte und Anlagen regelmäßig reinigen - das erfordere einen hohen Aufwand an ehrenamtlichen Helfern und koste auch Geld. Und das bei geringeren Einnahmen - sollte die Zuschauerkapazität begrenzt sein. Daraus ergeben sich für Neumeister zwei Fragen: "Was machen die Vereine, deren Gelände keinen Zaun hat? Und wenn es einen Zaun hat, was machen sie, wenn die Leute von außen zuschauen und sich dort versammeln?"
Dass Gästefans, wie beim DFL-Konzept vorgesehen, nicht zuschauen dürfen, hält Neumeister im Amateurfußball für nicht notwendig und schlägt vor: "Man könnte den Gastverein verpflichten, eigene Ordner zu stellen, die bei den Gästefans auf die Abstände achten." Für Johannes Krämer, Abteilungsleiter beim Bamberger Kreisklassisten SC Heiligenstadt, eine nahe liegende Option: "Das ist bei Relegationsspielen schon gang und gäbe und sollte einfach umzusetzen sein."
Kein Alkohol auf Amateurplätzen?
Die DFL befürchtet, dass durch den Konsum von Alkohol möglicherweise eine Enthemmung einsetzt, die mit Blick auf die Abstands- und Hygieneregeln zu Problemen führen könnte und untersagt den Ausschank bis mindestens Ende Oktober. Dass der Fußballfan erstmal ohne sein Bier auskommen muss, das kann sich Neumeister auch auf den fränkischen Amateurplätzen vorstellen. "Man muss ja nicht auf sein Bier verzichten, es kann auch alkoholfreies ausgeschenkt werden. Da freut sich dann vielleicht auch die Frau", sagt Neumeister und lacht. Wer aber alkoholisiert am Sportgelände erscheine, dem müsse der Zutritt verwehrt werden.
"Der Alkoholkonsum unterscheidet sich auf Amateurplätzen deutlich von dem im Stadion", hält Krämer dagegen. Dass sich angetrunkene Fans - wie in Stadien üblich - in den Armen liegen, das komme auf den regionalen Plätzen kaum vor. Krämer appelliert an die Eigenverantwortung und Selbstdisziplin der Zuschauer - und steht nicht alleine da. "Man muss die Zuschauer sensibilisieren und rechtzeitig auf die Regeln hinweisen.
Aber die Eigenverantwortung ist vielleicht das größte Problem, es wird sich nicht immer an die Regeln gehalten", sagt Volker Täuber, Vorsitzender des oberfränkischen Ost-Bezirksligisten SSV Kasendorf. Täuber kann sich eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs im September nur mit Zuschauern vorstellen. "Alles andere macht keinen Sinn." Der Mehraufwand, der auf die Vereine zukommt, sei in Kasendorf zu stemmen.