Andreas Derbfuß und Mirco Helmreich wollen bei ihrem Lebenstraum "Ironman Hawaii" nicht auf Zeiten und Platzierungen schauen. Ihr Ziel ist schlicht das Ankommen im Zielort Kona.
Ihr sportlicher Lebenstraum Teil II rückt Tag für Tag näher: In gut vier Wochen, am zweiten Oktobersonntag, lösen Andreas Derbfuß (Altersklasse 35) und Mirco Helmreich (AK 18-24) ihre im Juli gelösten Tickets für die Triathlon-Weltmeisterschaft in Hawaii ein. Kein leichtes Unterfangen für die beiden Topathleten nach den großen Erfolgen nach dem Erreichen der "Ironman"-Qualifikation in Frankfurt (Derbfuß 14.) bzw. Zürich (Helmreich 3.), nun "sportlich noch einmal hochzufahren".
Angesichts des großen Trainingsumfangs und den unterschiedlichen Phasen - Derbfuß qualifizierte sich drei Wochen früher - sowie der jeweiligen persönlichen Stärken und Schwächen ist eine gemeinsame Vorbereitung kaum möglich. Andreas Derbfuß hat nach der Regeneration bereits seine zweimal dreiwöchigen Blöcke mit Grundlagen- und Kraftausdauer-Training hinter sich und lässt es in dieser Woche ruhiger angehen, ehe sich zwei wettkampfspezifische Wochen und zuletzt zwei Wochen "Tapering" (den Körper vor den Wettkampf herunterfahren) anschließen.
Beim elf Jahre jüngeren Mirco Helmreich sieht die Lage anders aus: Nach dem Husarenstück bei seinem ersten Langdistanz-Triathlon in der Schweiz am 28. Juli, diente nahezu der gesamte August als Erholungsmonat. "Da habe ich nichts gemacht, ich war komplett leer, drei Wochen nach Zürich konnte ich kaum eine halbe Stunde laufen", berichtet der Student, der Anfang September mit hoher Intensität das Radfahren anging und sich nun dem Lauf-Block widmet. Die Stärke des Zapfendorfers, der sich vor Zürich auch noch mit einer Verletzung herumplagen musste, ist ebenfalls wie bei Derbfuß die Ausgeglichenheit, wobei er, der erst seit Jahren Triathlon betreibt, schon im Radfahren sehr viel gutmachen kann, andererseits im Schwimmen noch viel Entwicklungspotenzial besitzt.
Nimmt man allein die Trainingssituation als Vergleichsmaßstab, so hat Andreas Derbfuß im Moment die etwas besseren Karten. "Der Modus passt, ich fühle mich ähnlich wie vor dem Wettkampf in Frankfurt." Beide betonen, dass auf der Langdistanz "sehr viel passieren kann" und man die beiden Juli-Zeiten (Helmreich 9:50 Stunden - Derbfuß 9:18 Stunden) nicht vergleichen kann, zu unterschiedlich sind einfach die Bedingungen bei den Wettkämpfen. Auf Big Island könnte es sein, dass Helmreich bei diesem Massenstart mit 1800 "Iron-Männern" nach dem Schwimmen und dem Radfahren vorne liegt und dann der läuferisch starke Derbfuß beim Marathon näher und näher kommt.
Das Ziel der Sehnsüchte heißt für beide Kona, der Zielort des "Ironman". Anders als bei der Quali versichern die Triathleten, dass diesmal Zeiten und Platzierungen hinten anstehen. "Den Wettkampf genießen und finishen", bringt es Helmreich auf den Punkt - mit breiter Derbfuß-Zustimmung: "Unser Lebenstraum war es, auf Hawaii zu starten."
Angesichts der Bedingungen mit Temperaturen um die 35 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 80 Prozent alles andere als ein Selbstläufer. Dies beginnt schon mit dem Schwimmen im Pazifik, wohl mit einer längeren Zeit von um die zehn Minuten. Die Radfahr- und die Laufstrecke ist jeweils eine Wendestrecke durch Lavafelder mit kaum Abwechslung und wohl stundenlanger Einsamkeit. Da sich bei diesem Wettkampf die Besten der Welt treffen und die Leistungsdichte sehr hoch ist, wäre es wohl sehr vermessen, sich auf Platzierungen wie bei den Juli-Wettkämpfen einzulassen. Entscheidend wird sein, dass beide den Körper kühl halten und nicht überhitzen. Beim Laufen besteht hier die größte Gefahr, die mit Eiswürfeln bekämpft werden wird.
Auch am Wochenende gehen sie unterschiedliche Wege: Derbfuß läuft beim Kuckucks-Lauf in Kemmern, Mirco Helmreich hat einen Regionalliga-Wettkampf in Weiden. Neben der Ausgeglichenheit gibt es eine weitere Gemeinsamkeit: Beide sind noch zu schwer und wollen jeweils drei Kilo weniger auf die Waage bringen, schließlich sind sie davon überzeugt, dass ein Kilo die Laufzeit um zehn Minuten drückt. Mit derart intensivem Training wie in der nächsten Zeit dürfte dies aber kein großes Problem sein.