Ein Bamberger ist bei den Olympischen Spielen in offizieller Mission unterwegs.
Ein bisschen
Bamberg in Brasilien darf es schon sein, wenn es auch keine Aktiven aus dem fränkischen Rom zu den Olympischen Spielen in Rio geschafft haben. Sicher verfolgt so mancher Sportfan aus Oberfranken die Wettbewerbe vor Ort in der Megastadt, in offizieller Mission ist ab Samstag jedoch Dr. Dieter Geus unterwegs. Der 45-Jährige entstammt dem SV Bamberg und ist einer von sechs europäischen Kampfrichtern bei den Schwimmwettkämpfen im Estádio Aquático Olímpico in Rios Stadtteil Barra da Tijuca.
Vor 44 Jahren war schon einmal international Bamberger Sachkenntnis in Sachen Schwimmen gefragt: Bei den Spielen 1972 waren Manfred Rauh, Dr. Helmut Schötz und Werner Mees vom Bamberger Schwimmverein als Kampfrichter unter dem nach wie vor hochattraktiven Zeltdach des Olympiabades im Einsatz. Sie erlebten die unvergessenen sieben Goldmedaillen eines Mark Spitz.
Völlig unerwartet traf die Republik damals palästinensischer Terror bis ins Mark, als elf Mitglieder der israelischen Mannschaft und ein Polizist ums Leben kamen. Völlig unvorbereitet war der deutsche Sicherheitsapparat seinerzeit, Gewalt dieses Ausmaßes bis dahin unbekannt.
Der ehemalige SVB-Vorsitzende Rauh sagt: "Die Leichtigkeit der Spiele von München war mit dem Attentat plötzlich einfach weg." Die Zeiten sind nicht besser geworden, auf die unheilvollen Tage im Sommer '72 folgte der Deutsche Herbst. Längst ist der Terror ein weltweites Krebsgeschwür.
Olympia und eine ehrenvolle Aufgabe vor Augen, ließen Geus und seine Frau Christiane am letzten Samstag auf ihrem Flug von Birmingham nach Rio keine Angst vor Terror zu. "Die haben wir gemeinsam aus den Köpfen verbannt", sagt Ge us, der mit seiner Familie, zu der auch zwei Töchter (zehn und 14 Jahre alt) gehören, in Großbritannien lebt, seit er im September 2014 für seinen Arbeitgeber BMW im Werk Hams Hall eine Aufgabe in der Betriebsleitung übernommen hat.
Zuvor war er in der Münchner BMW-Zentrale, aber auch in Landshut und Dingolfing für den bayerischen Autobauer tätig gewesen. Geus ist stolz darauf, maßgeblich die neuen Produktionslinien für die E-Autos von BMW mitentwickelt zu haben. Ob Studium in Erlangen oder berufliche Karriere, dem Schwimmen ist er immer treu geblieben, als Aktiver, als Funktionär und vor allem als Kampfrichter.
Seit 2005 gehört der 45-Jährige dem Kampfrichter-Kader des Weltverbands Fina an, in den letzten zehn Jahren hat sich Geus bei Welt- und Europameisterschaften bewährt. In Rio ist er erstmals bei Olympischen Spielen im Einsatz. Als Schwimm- oder Wenderichter, bei der Zeitnahme oder bei der Betreuung der Athleten vor dem Start? Das ist noch offen, für Geus nicht wichtig. Hauptsache Olympia!