Werner Kühhorn blickt auf den Regionalliga-Aufstieg zurück und beschreibt die Situation des Volleyballs im Bamberger Raum.
Bamberg genießt den Ruf, eine ausgesprochene Sportstadt zu sein. Noch mehr, seit die Volleyballerinnen der VG Bamberg, die "Mediteam Volleys", von sich reden machen. Gerade ein Jahr hat es sie in der Bayernliga gehalten, in der kommenden Saison schlagen sie in der Regionalliga Südost auf. Der FT unterhielt sich mit Werner Kühhorn, dem Vorsitzenden des Fördervereins Volleyball Bamberg (FVVB), der sich aus dieser Funktion heraus als Teamkoordinator für die erste Damenmannschaft der VG Bamberg engagiert. In der VGB sind die Bamberger Volleyballabteilungen des Post-SV, MTV Bamberg und des FC Eintracht 2010 zusammengeschlossen.
Als Aufsteiger eine Top-Saison gespielt, Vizemeister, und dann in einem begeisternden Relegationsturnier erneut den Aufstieg geschafft: Überrascht Sie diese Entwicklung?
Werner Kühhorn: Selbstverständlich kam dieser Erfolg für uns alle völlig überraschend. Unser Saisonziel war, nach einer überragenden Landesligasaisondie Bayernliga zu halten. Die Spielstärke der übrigen Bayernligateams konnten wir vor der Saison nicht wirklich einschätzen. Glücklicherweise konnten alle Leistungsträgerinnen gehalten und mit Mareike Bleuel vom TV/DJK Hammelburg und meiner Tochter Ann-Kathrin Kühhorn nach ihrer Rückkehr aus den USA das Team mit zwei Regionalliga-erfahrenen Spielerinnen verstärkt werden. Ein Glücksfall war auch die kurzfristige Verpflichtung des neuen Trainers Heriberto Quero, der - als ehemaliger herausragender Bundesligaspieler - Spielertrainer beim VC Eltmann ist und mit seiner Volleyball-Kompetenz jede Spielerin zu neuen Höchstleistungen motivierte.
Bereits nach den ersten Spieltagen wurde deutlich, dass wir zusammen mit Erlangen und Regenstauf wohl zu den Top-Drei der Liga gehörten und unsere Ziele etwas höher stecken konnten. Ebenfalls zu unser aller Überraschung blieb der befürchtete Bruch im Spielfluss nach den Abgängen von Conny Wolf und Linda Först Mitte November aus. Die übrigen Spielerinnen um Zuspielerin Anna Michel und Libera Tanja Maier konnten diese beiden Ausfälle problemlos kompensieren. Unsere jungen Kräfte Laura Badum und vor allem die Jugend-Bayernauswahlspielerin Katharina Schön wuchsen teilweise unglaublich über sich hinaus und ergänzten sich hervorragend mit den erfahreneren Karolin Rebhan, Vicky Graf und Alena Raab.
Es schaffte keine Mannschaft, uns in eigener Halle am Georgendamm zu schlagen, so dass wir bei nur drei Auswärtsniederlagen als Aufsteiger den zweiten Tabellenplatz belegten und uns für die Aufstiegsspiele zur Regionalliga qualifizierten. Nachdem wir zu Hause während der Saison bereits zwei Mal den jeweiligen Tabellenführer besiegen und stürzen konnten, gingen wir mit einiger Zuversicht in die Relegation gegen den Regionalliga-Achten VfL Nürnberg und den Bayernliga-Süd-Zweiten TSV Eiselfing. Für die Spiele mussten wir in die Aurachtalhalle nach Stegaurach ausweichen.
Nichtsdestotrotz wuchs die Mannschaft erneut über sich hinaus, lieferte die beiden besten Spiele der Saison ab, besiegte beide Gegner mit jeweils 3:2 Sätzen im Tiebreak und stieg als Sieger der Relegation direkt auf. War der Aufstieg in die Bayernliga schon der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte, hatte die Mannschaft diesen Rekord quasi innerhalb von zwölf Monaten pulverisiert. Die Freude und der Jubel der Mannschaft zusammen mit den rund 300 Zuschauern war entsprechend groß.
Sind die Bamberger Volleyballerinnen für die Regionalliga gerüstet?
Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Personell konnte die Mannschaft weitestgehend gehalten werden; zu den beiden Abgängen Conny Wolf und Linda Först kam nur noch Vicky Graf hinzu. Es handelt sich hier natürlich um drei Stammspielerinnen, die wir nun ersetzen müssen. Auf der Suche nach weiteren Leistungsträgerinnen und Ergänzungsspielerinnen laufen Erfolg versprechende Gespräche und Probetrainings. Besonders erfreulich ist, dass Heriberto Quero weiter als Trainer zur Verfügung steht und das ,Abenteuer Regionalliga‘ mit der Mannschaft in Angriff nimmt. Unser Ziel ist wie im Vorjahr der Klassenerhalt.
Im Gegensatz zur Bayernliga sind uns die Mannschaften der Regionalliga schon teilweise bekannt. Nachdem auf Grund einer Liga-Neustrukturierung die beiden Verlierer der Relegation, Nürnberg und Eisel fing, nachträglich noch in die Regionalliga aufgestiegen sind und mit Erlangen, dem Meister der Bayernliga-Nord, und Regenstauf, dem Dritten der Bayernliga Nord, zwei weitere Ex-Bayernligisten zu unseren Gegnern zählen, treffen wir auf vier Mannschaften, die wir in der vergangenen Saison oder Relegation zu Hause bereits einmal besiegt haben.
Hinzu kommen noch der TV/DJK Hammelburg, für den bereits unsere Spielerinnen Bleuel, Rebhan und Kühhorn aktiv waren, und die Regionalliga-erfahrenen Teams aus Straubing - eine Bundesliga-Reserve, München, Marktoffingen und Rottenberg. Die Finanzierung der kommenden Saison ist weitestgehend gesichert. Erfreulicherweise unterstützt uns unser Namenssponsor, die Firma mediteam, auch in Zukunft. Weitere Sponsoren haben ihr finanzielles Engagement nach unserem Aufstieg teilweise mehr als verdoppelt. Die Kosten für eine Regionalligasaison liegen bei uns bei rund 15 000 Euro. Die Spielerinnen bekommen weder eine Aufwandsentschädigung noch Fahrtkosten. Volleyball ist selbst in der 4. Liga ein lupenreiner Amateursport.
Nach dem Abenteuer in der Saison 2009/10, als es in Bamberg einen dann gescheiterten Herren-Bundesligisten gab, dem das finanzielle Fundament fehlte: Beschreiben Sie die Situation des Volleyballsports im Raum Bamberg.
Anfang des Jahres 2010 waren wir alle am Boden zerstört. Die Volleyballgemeinschaft hatte große Hoffnungen und persönliches Engagement in den Volleyball-Bundesliga-Standort Bamberg gesetzt und den Bundesligisten VC Franken nach Kräften unterstützt. So hatten wir auch sämtliche Herren- und männliche Jugendmannschaften an den VC Franken als Unterbau abgetreten.
Die wenigen Monate bis zur Insolvenz des VCF und dem zwangsweisen Abstieg zeigten auch, dass hier etwas Großes hätte wachsen können. Sportarbeitsgemeinschaften mit mehreren Schulen waren bereits angelaufen, die Zuschauerzahlen stiegen von Spiel zu Spiel und Bamberg gehörte bereits in der ersten Saison zu den publikumsstärksten Standorten. Leider war dies alles auf Grund krimineller Machenschaften des damaligen Vorsitzenden schlagartig zu Ende. Insofern fehlte damals nicht unbedingt das finanzielle Fundament, sondern die vorhandenen Mittel wurden veruntreut.
Die Auflösung der Bundesligamannschaft führte zu einem Einbruch im gesamten Männerbereich der VG. Die Jugendlichen und Spieler der damaligen zweiten und dritten Herrenteams wechselten leider nicht zurück in die VG, sondern nach Memmelsdorf und Hirschaid. Seitdem existiert in Bamberg nur noch eine Herrenmannschaft in der Bezirksklasse, die sich weitestgehend aus reinen Freizeitspielern rekrutiert. Männervolleyball findet leistungsorientiert im Raum Bamberg aktuell nur noch in Memmelsdorf und in Hirschaid statt. Zwischen Eltmann und der VG Bamberg besteht eine enge Kooperation, was sich schon an unserem gemeinsamen Trainer Heriberto Quero zeigt.
Eltmann hat ein deutliches Prä auf dem männlichen Bereich, während sich die VG Bamberg aktuell auf die Frauen konzentriert, auch in der Jugend. Was allerdings nicht bedeutet, dass es in Bamberg keine erfolgreichen jungen Volleyballer gibt, was die jüngsten Erfolge unserer männlichen E-Jugend zeigen. Bei den Damen stellt die VG derzeit die erfolgreichste Mannschaft Oberfrankens und nimmt mit vier Teams am Spielbetrieb teil. Zwischen Hammelburg im Westen und Erlangen im Süden gibt es keine gleich- oder höherklassige Damenmannschaft.
Mit durchschnittlich rund 150 Besuchern waren wir in der Bayernliga der ,Zuschauerkrösus‘, der Bayernligaschnitt lag bei rund 30 bis 50. Auch hier zeigt sich, dass professionelles Arbeiten - wir hatten als einzige Mannschaft der Liga an jedem Spieltag eine eigene Hallenzeitung sowie einen Hallensprecher und einen DJ zur musikalischen Umrahmung und Animation - von den Zuschauern honoriert wird.
Insgesamt muss man leider sagen, dass der Volleyballsport - vor allem im Männerbereich - in den letzten Jahren deutliche Einbußen hinnehmen musste, was ich nicht nur als alter VGler, sondern auch als Bezirksvorsitzender und Vizepräsident des Bayerischen Volleyball-Verbandes BVV sehr bedauere. Ein Trend, der nicht nur den Bamberger Raum, sondern ganz Bayern betrifft. Zu meiner aktiven Zeit gab es zum Beispiel noch Mannschaften in Frensdorf, Schammelsdorf sowie beim USC Bamberg. Aber wir tun alles, um diesem Trend entgegenzuwirken.
Welche Pläne haben Sie, um den Volleyballsport in der Region weiter zu etablieren?
Ich denke, jede Sportart lebt von der Spitze und von der Breite. Ohne Spitzenteams fehlen die Anreize und Vorbilder für die Kids, selbst diese Sportart zu ergreifen: Ohne eine funktionierende Jugendarbeit und mehrere unterklassige Mannschaften fehlen aber auch die Spielerinnen, um dauerhaft an der Spitze mitspielen zu können. Wir müssen also daran arbeiten, einerseits die Regionalliga zu halten und mittelfristig zumindest in die 3. Liga aufzusteigen.
Die letzte Saison hat bereits gezeigt, dass die Spiele unserer ersten Damenmannschaft zu einem größeren Zusammenhalt innerhalb des Vereins und zu einem größeren Bekanntheitsgrad in der großen Bamberger Sportfamilie beigetragen haben. Dies gilt es noch auszubauen und den Heimspielen in der Regionalliga in der Sporthalle am Georgendamm einen entsprechenden Eventcharakter zu verleihen. Auch wenn es die Basketballerinnen nicht gerne hören, muss es unser Ziel sein, die Nr. 1 unter den Ballsportarten der Frauen zu werden.
Hierzu gehört aber eben auch eine breite Jugendarbeit. Die VG führt schon seit Jahren erfolgreich ihre Ballschule durch, schon bevor das ,Heidelberger Modell‘ in unserer Region publiziert wurde. Von der F- bis zur A-Jugend müssen die Probleme in Sachen Trainer- und Hallenkapazitäten gelöst werden, um eine differenzierte Jugendarbeit anbieten zu können.
Hier konnten wir in den vergangenen Jahren leider immer wieder nur punktuell arbeiten, so dass die Jahrgänge nicht durchgängig besetzt werden konnten. Unser Ziel ist es, die Anforderungen als BVV-Stützpunkt zu erfüllen und als solcher anerkannt zu werden. Mit einer erfolgreichen ersten Mannschaft und einem Jugendstützpunkt hätten wir die Argumente, um in der Basketballhochburg Bamberg bestehen zu können.