Deutschem Team fehlt die Einstellung

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Die Deutschen am Boden. Dennis Schröder (links) und Tibor Pleiß liegen am Boden. Kapitän Heiko Schaffartzik bückt sich zu seinem Teamkollegen. Foto: Rainer Jensen/dpa
Die Deutschen am Boden. Dennis Schröder (links) und Tibor Pleiß liegen am Boden. Kapitän Heiko Schaffartzik bückt sich zu seinem Teamkollegen. Foto: Rainer Jensen/dpa
Deutschlands Dirk Nowitzki fasst sich ob der Leistung seines Teams gegen die Türkei an den Kopf. Foto: Lukas Schulze/dpa
Deutschlands Dirk Nowitzki fasst sich ob der Leistung seines Teams gegen die Türkei an den Kopf. Foto: Lukas Schulze/dpa
 
Türkische Fans feiern ihre Mannschaft nach dem Sieg über Deutschland. Foto: Rainer Jensen/dpa
Türkische Fans feiern ihre Mannschaft nach dem Sieg über Deutschland. Foto: Rainer Jensen/dpa
 
Die deutschen Trainer um Headcoach Chris Fleming probierten alles, wechselte viel, verteidigte mit einer Zonenabwehr, doch kein Trick zeige Wirkung. Foto: Lukas Schulze/dpa
Die deutschen Trainer um Headcoach Chris Fleming probierten alles, wechselte viel, verteidigte mit einer Zonenabwehr, doch kein Trick zeige Wirkung. Foto: Lukas Schulze/dpa
 
Matchwinner für die Türkei war der 20-jährige Cedi Osman (links), der hier gegen den ein Jahr älteren Paul Zipser zum Korb zieht. Foto: Rainer Jensen/dpa
Matchwinner für die Türkei war der 20-jährige Cedi Osman (links), der hier gegen den ein Jahr älteren Paul Zipser zum Korb zieht. Foto: Rainer Jensen/dpa
 
Robin Benzing attackiert den türkischen Korb und erzielt zwei seiner 15 Punkte. Der Flügelspieler initiierte im zweiten Viertel die Aufholjagd der deutschen Mannschaft. Foto: Lukas Schulze/dpa
Robin Benzing attackiert den türkischen Korb und erzielt zwei seiner 15 Punkte. Der Flügelspieler initiierte im zweiten Viertel die Aufholjagd der deutschen Mannschaft.  Foto: Lukas Schulze/dpa
 

Nach einem katastrophalen Start verliert das Team von Bundestrainer Chris Fleming mit 75:80 gegen die Türkei.

Superstimmung herrschte gestern in der Berliner Arena am Ostbahnhof. Über 13 050 Fans, davon etwa 3000 türkische, sorgten für Gänsehautatmosphäre beim Duell Deutschland gegen die Türkei - ein Klassiker bei Basketball-Europameisterschaften. Am Ende sangen aber die Gästefans und bejubelten einen 80:75 (41:24)-Sieg ihres Teams, mit dem sie einen großen Schritt Richtung Achtelfinale machten. Die deutsche Nationalmannschaft muss dagegen um den Einzug in die nächste Rund bangen. Heute gegen Italien (17.45 Uhr, live in der ARD) ist ein Sieg Pflicht - vielleicht sogar auch am Donnerstag gegen Spanien.


Fleming kritisiert sein Team

"Wir waren nicht bereit zu spielen. Und ich stelle mir diese Frage, warum das so war", sagte ein enttäuschter Bundestrainer Chris Fleming. "Alle suchen jetzt nach Ausreden - Trefferquote, Schiedsrichter und so weiter.
Ich sage aber, die Einstellung war nicht vorhanden. Eine - und ich betone - eine Folge davon war die Dreierquote", ging der Amerikaner mit seinem Team hart ins Gericht.
Die deutsche Mannschaft erwischte einen grottenschlechten Start. Die von Ali Muhammed angeführten Türken trafen aus allen Lagen. Elf von 13 Würfen, davon fünf Dreier rauschten durch die Reuse des deutschen Korbes. Auf der Gegenseite waren dies nur vier von 15 Versuchen überhaupt. Über 13:2 zog der Gast auf 16:4 davon, und zwang damit Bundestrainer bereits nach fünf Minuten zu seiner zweiten Auszeit. Da saß der junge Regisseur Dennis Schröder schon auf der Bank. "Wir wollten den Ball bewegen, das hat er nicht gemacht", sagte Fleming. Aber auch die weiteren Anweisungen und viele Auswechslungen des Coaches verpufften. Mit 20 Punkten lag sein Team nach zehn Minuten zurück (11:31). Der türkische Trainer Ergin Ataman hatte mit seiner Startfünf nahezu durchgespielt. "Wir haben nicht energisch genug agiert, und das müssen wir ändern", forderte Chris Fleming in der Pause.
Robin Benzing, der nach seiner Verletzungspause gegen Serbien wieder dabei war, setzte nun Akzente, zog Fouls und erzielte im zweiten Viertel acht Punkte. Vor allem die Intensität in der Abwehr stieg deutlich. Die Trefferquote der Deutschen war weiter katastrophal, dennoch versuchten es Benzing, Heiko Schaffartzik & Co., ballerten weiter erfolglos von außen (1 von 15 Dreier), obwohl die Türken nach nicht einmal drei Minuten ihre Mannschaftsfoulgrenze erreicht hatten. So kam das deutsche Team lediglich auf 13 Punkte und verkürzte den Rückstand nur um drei Zähler (24:41).


Pleiß fehlt foulbelastet

Nachdem Tibor Pleiß früh sein viertes Foul kassiert hatte, ging unter dem Korb gegen den türkischen Center Semih Erden und NBA-Forward Ersan Ilyasova die Hoheit flöten. Hoffnung keimte aber auf, als Schröder von der Freiwurflinie den Rückstand auf 36:46 (25.) reduzierte.
Unclevere Fouls brachten den Gegner aber nun an die Freiwurflinie, während im Angriff nur durch Maodo Lo ein Dreier sein Ziel fand. Die Trefferquote aus der Distanz sank auf zehn Prozent, und die Türkei lag vor dem Schlussabschnitt wieder mit 17 Punkten vorn (43:60). "Wir wollten die Deutschen aus unserer Zone halten und sie zu Würfen von außen zwingen", verriet hinterher der im Juni eingebürgerte Amerikaner Bobby Dixon im Dress mit dem Halbmond. Der sich nach seinem Kindheitsidol Muhammad Ali benannte. Der 32-jährige heißt nun Ali Muhammed. Und der 1,78 m kleine Aufbauspieler setzte immer wieder zu Schlägen an, die saßen.
Laut in der Halle wurde es dann dreieinhalb Minuten vor dem Ende, nachdem Schröder den Rückstand auf unter zehn Punkte gebracht hatte (64:73). Doch der 21-jährige Deutsche hatte ein noch besseres Pendant - Cedi Osman. Der 20-Jährige Starter bei den Türken steht auch bei seinem Klub Anadolu Efes Istanbul in der Euroleague rund 20 Minuten pro Partie auf dem Feld. Der Flügelspieler machte am Ende die Big Points. 60 Sekunden vor Schluss zog der Flügelspieler beherzt zum Korb und vollendete zum 75:66. Auch wenn Schröder es mit der Brechstange versuchte und am Ende 24 Punkte auf seinem Konto hatte, Osman war mit 17 Zählern der Topscorer der Türken mit starker Trefferquote (63 Prozent). Der Schlaks mit dem Bubi-Gesicht blieb bescheiden: "Dass ich am Ende den Ball bekommen habe, lag daran, dass ich auf der Power-Forward-Position gespielt habe und die Deutschen in der Abwehr geswitcht haben." Schröder dagegen traf nur 39 Prozent seiner Würfe (7 von 18), verlor fünfmal den Ball und war nicht der Anführer, den er gegen Serbien abgegeben hatte. Der zum Teil überforderte Dirk Nowitzki (15 Punkte, 3 von 10) saß im letzten Viertel lange auf der Bank.