Kurz vor der Startplatz-Vergabe für den Ironman auf Hawaii geht Andreas Derbfuß in die Endphase seines Trainings.
Der Countdown für das große Zwischenziel Frankfurt (7. Juli) auf dem Weg zum Ironman auf Hawaii läuft für Andreas Derbfuß unweigerlich und unerbittlich. Platz 15 in seiner Wettkampfklasse M35 bedeutet für den 35-Jährigen in "Mainhattan" das Ticket auf die Pazifikinsel, dem "Mekka" der Triathleten.
Nach einer Ruhe-Woche Anfang Juni mit "nur" zwölf Stunden Training und dem Hauptaugenmerk auf die Regeneration, bei der der Körper sich an die zuvor gesetzten Trainingsreize anpassen soll, steckt der ehrgeizige Bamberger derzeit im letzten Zwei-Wochen-Block mit "vollem Training".
Keine Verletzungen Hierbei vertraut er auf die Erfahrungen vor seinen letzten zwei Langdistanzen 2011 und 2012 in Roth. "Es ist schon ähnlich, aber insgesamt doch ein bisschen härter. Entscheidend bislang war, dass ich keine große Erkältungen und Verletzungen hatte und ich das Programm auch voll durchziehen konnte", gibt er sich optimistisch, um in Frankfurt die notwendige Zeit um die 9:15 Stunden zu erreichen. Zum Vergleich: Seine Vorjahres-Zeit in Roth betrug 9:38 Stunden.
Apropos "ein bisschen härter": In atemberaubenden Zahlen ausgedrückt, heißt dies, dass Derbfuß nach dem Ende des intensiven Trainings am übernächsten Wochenende 400 Kilometer geschwommen ist, 1500 Kilometer gelaufen ist und über 7000 Kilometer mit dem Rad unterwegs war. Die Rahmenbedingungen passen, ein Garant für den "großen Wurf" ist dies aber nicht. "Die Tagesform und die mentale Stärke werden entscheidend sein. Eigentlich hat man schon nach dem Schwimmen die Schnauze voll, dann beginnt die große Quälerei, man muss sich nach vorne peitschen", spricht Derbfuß Klartext und ist erleichtert und froh, dass die Vorbereitung langsam zu Ende geht. Keine einfache Mission für einen Amateur-Triathleten, zumal nur ein, zwei Hauptdistanz-Wettkämpfe pro Jahr aufgrund der langen Regenerationsphase drin sind.
"Runterfahren" lautet die Devise bis zum Wochenende 22./23. Juni. In dieser so genannten Tapering-Phase wird der Trainingsumfang deutlich reduziert. Der Fokus ist auf Formerhalt und Formzuspitzung auf den 7. Juli gerichtet. "Die vollen Speicher müssen erhalten bleiben", so Derbfuß, der in den Pfingstferien das richtige Gespür hatte, dem regnerischen Wetter in der Heimat zu entfliehen und ein zehntägiges Trainingslager in Rimini dazwischen schaltete, das er mit einem Mitteldistanz-Wettkampf (1, 9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und Halbmarathon) beendete.
Nur der Wettkampftag war wettermäßig "scheußlich"; das Schwimmen im 15 Grad kalten Meer geriet zu einem besonderen Erlebnis. Ansonsten passte der Tagesablauf perfekt: Vor allem beim täglichen Radfahren mit Strecken bis zu 200 Kilometern und Höhendifferenzen bis zu 2500 Metern konnte in der sehr gebirgigen Umgebung bestens trainiert werden. In dieser Vorbereitungsphase III werden die Umfänge etwas niedriger, dafür die Intensität erhöht und somit erfolgt die Annäherung ans Wettkampftempo.
Im Gegensatz zum Februar übt Derbfuß nun die "Endbeschleunigung". Übersetzt heißt dies, dass er die zweite Hälfte bei einer derartigen Trainingseinheit im Laufen mit 4:15 Minuten pro Kilometer durchzieht. Ähnliches gilt fürs Radfahren: Nur noch 100-Kilometer-Fahrten, dafür mit vier 20 Minuten-Intervallen des Schnell-Fahrens.
Platz 42 von 714 in Rimini Dass der Hawaii-Aspirant mentale Stärke besitzt, unterstrich er beim Wettkampf in Italien. Er trotzte den widrigen äußeren Bedingungen und absolvierte einen ersten ernsthaften Formtest unter Wettkampfbedingungen. Nach dem Schwimmen (23:45 Minuten) verlor er zwar aufgrund des Anziehens einer Weste und Armlingen etwas Zeit und auch beim Radfahren wählte er bei den kurvigen Abfahrten und langen Anstiegen (1200 Höhenmeter) die defensive Variante, um einen Sturz zu vermeiden. Dennoch konnte er mit der Gesamtzeit (4:44,48 Stunden) und dem 42. Platz unter 714 Startern (Platz neun in der Altersklasse) sehr zufrieden sein. Den Halbmarathon - bei besten Bedingungen - absolvierte er als zweitschnellster Amateur in 81 Minuten und das alles bei nur einem Ruhetag vor dem Wettkampf.
Rimini ist aber nun Trainingsgeschichte, am kommenden Wochenende steht noch ein Wettkampf in Ingolstadt auf dem Programm, dann die erwähnte letzte Intensiv-Trainingswoche und anschließend die beiden relativ ruhigen Wochen vor der Hawaii-Ticketvergabe in Frankfurt. Andreas Derbfuß befindet sich auf der Trainings-Zielgeraden vor dem ultimativen Showdown. Dann heißt es "Alles oder nichts".