Die Rattelsdorf Independents sind aus der Regionalliga abgestiegen. Sind die "Unabhängigen" ihrem bedingungslosen Offensiv-Basketball zum Opfer gefallen? Wir unterhielten uns mit dem Rattelsdorfer Jugendkoordinator und Zweiten Abteilungsleiter Andy Sippach.
Die Rattelsdorf Independents sind aus der Regionalliga abgestiegen. Sind die "Unabhängigen" ihrem bedingungslosen Offensiv-Basketball zum Opfer gefallen? Wir unterhielten uns mit dem Rattelsdorfer Jugendkoordinator und Zweiten Abteilungsleiter Andy Sippach.
In dieser Saison schien den Rattelsdorfern oft ihr berüchtigter Offensivgeist abhanden gekommen zu sein. War das der einzige Grund für den Misserfolg?
Andy Sippach: Nach einer finanziell harten, aber sportlich erfolgreichen Saison 2011/12 konnten vor der letzten Spielzeit bereits früh im Sommer die finanziellen Weichen gestellt werden. Sportlich sah es da ein wenig anders aus. Es waren die Abgänge von acht Spielern zu kompensieren. Dazu kam die schwere und noch immer andauernde Verletzung von Felix Sasse. Wir verfolgten ein neues Konzept, welches die Zusammenarbeit zwischen Verein und Schule, Ausbildung oder Studium forcieren sollte. So konnten einige Spieler gefunden werden, die in Rattelsdorf Basketball spielen wollten neben dem Job oder der Ausbildung im Raum Bamberg.
Wegen bürokratischer Hürden musste kurz vor Saisonbeginn eine Ausländerposition neu besetzt werden. Der neue Kader erlaubte es den Independents, wieder etwas mehr in die konventionelle Stilrichtung zu blicken, so dass das Spiel der Rattelsdorfer eine deutliche Mischung aus dem bereits bekannten schnellen Spiel, aber nun auch langsamem, organisiertem Spiel werden sollte. Aber dann ging irgendwie alles in die verkehrte Richtung. Immer wieder haben Spieler die Mannschaft verlassen. Das lag mit Sicherheit auch an der fehlenden Bindung zum Verein, aber auch an einer Mannschaft mit vielen unterschiedlichen Charakteren. So musste das Trainergespann mit Rainer Wolfschmitt und mir immer wieder reagieren und bis zur Weihnachtspause fluchtartige Abgänge kompensieren. Insgesamt hatten wir 21 Spieler in der letzten Saison der Regionalliga im Einsatz. Dazu kam noch die schwerwiegende Verletzung von Andi Saller, der uns in der Rückrunde nicht mehr helfen konnten. Wir hatten viele Spiele, die wir immer wieder bis kurz vor Spielende offen hielten, dann aber leider doch verloren, weil der Spielerstamm bereits 35 oder mehr Minuten auf dem Feld stand. Es waren mit Sicherheit viele Faktoren, die ihren Beitrag zum schlechten Abschneiden der Independents leisteten. Aber wir haben sie analysiert und auch viele Fehler besprochen. Jetzt wollen wir in der 2.Regionalliga einen Neuanfang starten, ohne Ausländer, mit jungen neben erfahrenen Spielern. So hat es in Rattelsdorf einmal vor Jahren angefangen, und so soll es nun wieder gehen.
Die Rattelsdorfer sind stolz darauf, kein Teil des Basketballprojekts der Brose Baskets zu sein. Geht die Unabhängigkeit zu Lasten des Erfolgs?
Nein. Das, was in dieser Saison passiert ist, hat nichts mit einem Franken1st-Konzept zu tun. Wie gesagt, wir mussten acht Leistungsträger ersetzen, was aus meiner Sicht ein großer Umbruch war. Der ist uns in der Planung vor der Saison personell auch gut gelungen. Aber einige neue Positionen haben sich nicht wie erwartet entwickelt, und vielleicht haben wir auch bei einigen Spielern zu spät die Reißleine gezogen. Es ist genau das passiert, was passieren musste: Abstieg. Wir haben die Jahre davor mit einem Stamm gearbeitet, der sich kaum verändert hatte, aber vor der letzten Saison war alles anders. Ein gutes Beispiel, was passieren kann, wenn man sich kaum verändert, haben die Baunacher in dieser Saison mit der Meisterschaft gezeigt. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet. Sie haben über Jahre dieses Team aufgebaut und sich jedes Jahr nur auf wenigen Positionen gezielt verstärkt. Die Kontinuität im Kader brachte auch den Erfolg.
Wie geht es weiter mit dem Basketball in Rattelsdorf?
Wir haben uns gleich nach dem Abstieg zusammengesetzt, Fehler analysiert und auch Lösungen besprochen. Im Umfeld der Independents wird sich etwas ändern. So übernehme ich die Rolle des Jugendkoordinators und forciere zusammen mit allen Trainern die Ausbildung von jungen Spielern. Es wird eine Mannschaft in der 2. Regionalliga geben, die Plattform sein soll für junge talentierte Spieler, die von erfahren Kräften aus der Region unterstützt werden. Weiterhin werden zwei männliche und eine weibliche Seniorenmannschaft im Bezirk aktiv sein. Desweiteren wollen alle Trainer und Verantwortlichen das Thema Jugendarbeit weiter forcieren. So gibt es eine U20-, eine U16- und eine Mini- Mannschaft in der nächsten Spielzeit. Und wir gehen noch den nächsten Schritt und bilden momentan Partnerschaften in bestimmten Altersgruppen mit Vereinen im Itzgrund und der nördlichen Landkreise. Wir sind zuversichtlich, dass wir dem Basketball in Rattelsdorf wieder den richtigen Schub geben können. Nicht nur von Saison zu Saison denken, sondern langfristig in Planung gehen, das ist die Devise für die nächste Zeit.
Sind die Rattelsdorfer Basketballer nach wie vor eine feste Größe in der Gemeinde, erfreuen sie sich des Rückhalts treuer Fans vor Ort?
Das denke ich. Wir haben es trotz der schlechten Platzierung immer wieder geschafft, rund 200 Zuschauer zu Heimspielen in die Abtenberghalle zu locken. Die Identifikation der Rattelsdorfer mit der ersten Basketballmannschaft hat in der letzten Saison etwas gelitten. Angefangen bei den vielen unbekannten Neuzugängen, meistens noch von außerhalb, über das Auftreten vor Ort, bis hin zur fehlenden Einstellung im Spiel, mussten unsere Zuschauer und Unterstützer einiges mit erleben. Aber ich denke, sie verzeihen uns. Unterstützung finden wir weiterhin in unserem Hauptverein. Alle Abteilungen stehen in der Umsetzung unserer Vorhaben hinter uns, und ich denke, unser Ansehen in der Gemeinde wird sich in Zukunft verbessern. Wir haben dem Verein und der Gemeinde viel zu verdanken und das wollen wir jetzt allen wieder zurückgeben.