Zwei Verkehrsversuche werden zu Dauerlösungen
Die Verkehrsversucheam Markusplatz (separate Führung des Radverkehrs auf Schutzstreifen) und in der Friedrichstraße (zwei Meter breiter Radfahrstreifen mit durchgezogener Linie) sollen nach dem Willen des Mobilitätssenats zur Dauerlösung werden. Im Fall der Friedrichstraße stimmte nur Andreas Triffo (BBB) dagegen, er sieht "Problem und Nutzen im Ungleichgewicht" und verweist auf erheblichen Rückstau. Die Verkehrsbetriebe haben aber an dieser Stelle laut Fahrradbeauftragter Dagmar Spangenberg bislang nur geringfügige Verzögerungen festgestellt. Einstimmig hat der Mobilitätssenat die Verbreiterung des bestehenden Schutzstreifens in der Königstraße (Abschnitt Kettenbrückstraße bis Letzengasse) beschlossen. Für den Radfahrstreifen Peuntstraße stadteinwärts (Abschnitt Trimbergstraße
bis Marienbrücke) unter gleichzeitiger Verlegung der Bushaltestellen (stadteinwärts aus der Kurve in die Gerade, stadtauswärts werden zwei Haltestellen zu einer am Marienplatz zusammengefasst) hat sich der Mobilitätssenat gegen die Stimmen von Triffo und Anna Niedermaier (CSU) ausgesprochen. Für den Abschnitt Egelseestraße bis Trimbergstraße soll die Verwaltung die Planungen mit dem Bürgerverein, Anwohnern und Verkehrsverbänden besprechen - um dann erneut zu berichten. "Wir müssen noch viel mehr eruieren, was geht. Da sind drei- bis vierstöckige Wohnhäuser ohne Garagen und die Parkplätze lassen sich nicht so einfach verschieben", sagt Franz-Wilhelm Heller (CSU).
Die wegfallenden Lizenzstellplätze, neun aus der Peuntstraße und sechs am Marienplatz, können laut Verwaltung im Lizenzgebiet "Alte Berufsschule" kompensiert werden. Auch ein Teilbereich des Finanzamt-Parkplatzes könnte gegebenenfalls mitgenutzt werden - allerdings nur im Zeitraum von 18 bis 5.45 Uhr.
Nach Beschluss des Senats soll hier nochmals die Möglichkeit weiterer Ersatzstellplätze für Anwohner geprüft werden. Der Mobilitätssenat hat auch die Planungen für die Radverkehrsanlagen auf dem Regensburger Ring (Abschnitt Mußstraße bis Schweinfurter Straße) abgesegnet. Hier ist ein zwei Meter breiter Radfahrstreifen jedoch nicht durchgehend möglich, da ansonsten die Mindestbreite für die Restfahrbahn für Busbegegnungsverkehr unterschritten werde. Die Maßnahme koste circa 20 000 Euro und könnte (Freigabe der Haushaltsstelle vorausgesetzt) noch in diesem Sommer umgesetzt werden.
Beschlossen wurde im Senat (gegen die Stimmen Triffos, Hellers und Anna Niedermaiers) auch die Umgestaltung am Kaulbergfuß. Der dortige Behindertenparkplatz und zwei Kurzzeitstellplätze werden wegverlagert. Durch eine verlängerte Fußgängerzone soll eine komfortablere Einfahrt zum Pfahlplätzchen entstehen. "Wir haben den Radfahrern schon erlaubt, dort zu kreuzen. Nun entsteht dort mehr Sicherheit", sagt Sebastian Niedermaier (SPD).
Das sieht CSU-Mann Heller ganz anders. Angesichts mehrerer Freischankflächen, sich dort sammelnder Gruppen und einiger sehr schnell einfahrender Radfahrer prophezeit er: "Das wird die gefährlichste Stelle von ganz Bamberg." Die zunächst gewünschte Anordnung von Tempo 20 bergaufwärts wurde wieder aus der Beschlussvorlage gestrichen - denn laut Ines Schellmann von der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt wäre eine solche Beschilderung an dieser Stelle nicht möglich. Insgesamt könne die Polizei aber die Umgestaltung am Kaulbergfuß mittragen.
Statt Tempo 20 sollen nun aber "Achtung Radfahrer"-Schilder bergauf und -abwärts die Autofahrer sensibilisieren. Der Mobilitätssenat hat (gegen Triffos Stimme), zudem die probeweise Ausweisung der Fahrradachse Luitpoldbrücke - Wunderburg als Fahrradstraße beschlossen und die Verwaltung mit der Umsetzung bauftragt. Zudem soll in der Erlichstraße in beide Richtungen ein Konzept für die Öffnung für Radler erstellt werden. An den Finanzsenat geht außerdem eine Empfehlung, die derzeit gesperrten Haushaltsmittel in Höhe von 288 200 Euro komplett freizugeben - wenn dem der Stadtrat zustimmt. Ohne diesen Zusatz hatte Heller den Antrag als "Augenwischerei" bezeichnet, denn: "Im Moment können die Mittel überhaupt nicht freigegeben werden."fö
KOMMENTAR von Stefan Fößel
Nicht jeder muss alles gut finden
Auch in Bamberg kann nicht alles beim Alten bleiben, auch und gerade in der Verkehrspolitik. Respekt gebührt denen, die sich für weniger Abgase, besseren Verkehrsfluss und mehr Sicherheit einsetzen. Zumindest Verständnis gebührt aber auch denen, die sich bei der Verkehrswende nicht mitgenommen fühlen. Nicht jeder muss alles gut finden, was seinem persönlichen Mobilitätsentwurf widerspricht. Wenn sich solche Positionen in Bürgerinitiativen bündeln, erleichtert das die direkte Ansprache für Politik und Verwaltung.
Insofern ist Glüsenkamps Gesprächsangebot an die BI Ausdruck von Souveränität, das diese ebenso souverän annehmen sollte. Was Initiativen ermöglichen und verhindern können, wissen ja nicht nur die Radentscheid- und Muna-Erprobten im neuen Stadtrat. Dass aber der erfahrene und fachlich so bewanderte Spitzenbeamte Beese hier ohne Not für Verärgerung bei den Fahrradstadt-Kritikern sorgt, verwundert doch. Denn man kann gerade in Bamberg über das Thema Mobilität trefflich streiten, auch polemisieren.
Man kann sich einer Bürgerinitiative, zu deren Erstunterzeichnern Gastronomen, Unternehmer und allein sechs Stadträte zählen, argumentativ nähern, man kann versuchen, sie zu überzeugen oder sie zu ignorieren.
Wer sie jedoch nicht ernst nimmt und indirekt mit Verschwörungstheoretikern gleichsetzt, wird deren Position eher noch stärken.
Obgleich es viele diesbezügliche Argumente und Publikationen gibt (u. a. die Nominierung Bambergs für den Negativpreis "Pannenflicken", die Untersuchungsergebnisse der deutschen Unfallversicherer zum hohen Unfallrisiko der meist zu schmalen Fahrradspuren ohne (ausreichende) seitliche Sicherheitsräume sowie die deutlich erhöhte Unfallgefahr separat geführten Radverkehrs an Zufahrten, Einmündungen und Kreuzungen), darf eines in den Bamberger Medien offensichtlich nicht thematisiert werden: Nützt das, was die Stadt macht, dem Radverkehrs überhaupt?
Tatsächlich wird nämlich nur das subjektive Empfinden beruhigt, während die Gefahr real größer wird. Und die "schönen" Malereien bewirken vor allem eines: Die Radler werden an die Seite gedrängt, die Autofahrer fühlen sich geradezu eingeladen, hauteng zu überholen, um die freigeräumte Bahn auch ausnutzen zu können.
Wo sind die kritischen und fachkundigen Journalisten?
wir brauchen am Kaulbergfuß für die Radfahrer keine komfortable Einfahrt sondern
eine Schikane die die Rambos zwingt langsam zu fahren. Es wissen viele nicht, dass
auch die Radler in Fußgängerzonen Schrittgeschwindigkeit fahren müssen. Da wird sonst wohl bald ein Fußgänger über den Haufen gefahren.
Ein / das Bild sagt mehr als tausend Worte. Die Zahlen sind überwältigend.