Das Rattelsdorfer Schulhaus bewegt weiterhin den Marktgemeinderat. Bei der Frage "Sanierung oder Neubau?" spielen auch die Kosten eine Rolle.
Schon länger befasst sich der Marktgemeinderat Rattelsdorf mit dem Thema Sanierung oder Neubau des Schulhauses. Jetzt stand das Thema wieder auf der Tagesordnung, und erfreulich viele Interessierte hörten bei dieser wichtigen Debatte zu. Im Vorfeld wurde ein VOF-Verfahren (nach der Vergabeordnung für freiberufliche Leistungen) durchgeführt. Dieses Verfahren war notwendig, weil die Architektenleistungen für eine Generalsanierung oder einen Neubau ein Honorarvolumen von 200 000 Euro übersteigen. Deshalb musste europaweit ausgeschrieben werden. Ausgewählt wurde das Architekturbüro Paptistella aus Hirschaid.
Handlungsbedarf besteht jetzt weil die Kindergartenkinder, die zurzeit übergangsweise in der Schule untergebracht sind, wahrscheinlich im April in den Kindergartenneubau einziehen können.
Zu Beginn informierte Bürgermeister Bruno Kellner (VU), dass, laut Auskunft der Regierung von Oberfranken, aufgrund sinkender Schülerzahlen und sehr hoher Übertritts-Quoten mit dem Verlust der Mittelschule zu rechnen sei. Als Konsequenz bedeute das wahrscheinlich den Austritt aus dem Mittelschulverbund Oberes Maintal. Dann müsse entschieden werden, wo zukünftig die aktuell 60 Schüler der Klassen fünf bis neun zur Schule gehen. In Rattelsdorf wird es nur noch eine Grundschule geben.
Frage der Größenordnung Die wichtigste Frage ist immer noch, ob Generalsanierung oder Neubau. Bürgermeister Kellner teilte mit, dass die Regierung von Oberfranken bei einem Sanierungskonzept einer zweizügigen Grundschule sieben Klassenzimmer und vier Räume für die "Itz Kids" die Mittags- und Ferienbetreuung genehmige. Insgesamt sind das ca. 1400 Quadratmeter.
Bei einem Neubau wären es sechs Klassenzimmer und drei Räume für die "Itz Kids" mit einer Quadratmeterzahl von ungefähr 1250.
Architekt Stefan Paptistella informierte, dass ein rechtswirksames VOF-Verfahren vorliege, das bei einer Generalsanierung mit Teilabriss noch gültig sei. Er bezifferte die Kosten für eine Generalsanierung auf 5,5 Millionen Euro. Nach Abzug der möglichen Förderung müsse die Gemeinde 2,9 Millionen Euro zahlen. Bei einem Neubau belaufen sich die Kosten auf 5,7 Millionen Euro. Der Eigenanteil der Gemeinde beträgt - inklusive der Abbruchkosten von 400 000 Euro - 3,8 Millionen Euro. Schulleitung und Regierung favorisieren aber die Sanierung, weil bei einem Neubau weniger Räume zur Verfügung stünden und die Klassenzimmer kleiner wären.
Hierzu gab es zahlreiche Fragen.
Marktgemeinderat Andreas Schmittwolf (CWU) fragte, ob sich die Belastung durch PCB und Schimmel auf null reduzieren lasse. "Laut Gutachten haben wir keine Belastung", bemerkte Bruno Kellner. Zweiter Bürgermeister Hans-Jürgen Scheerbaum (CSU) bemängelte, dass sich die Kosten für eine Generalsanierung nie genau beziffern ließen, das sei bei einem Neubau anders. Er befürchtete Mehrkosten durch den feuchten Keller. Er schlug vor, dass Schulgebäude abzureißen und attraktive Bauplätze im Zentrum auszuweisen. Mit den vier Gegenstimmen der Ebinger Liste wurde die Verwaltung beauftragt, das Gebäude von einem Statiker gründlich untersuchen zu lassen, vor einer endgültigen Entscheidung, ob Sanierung oder Neubau. Saniert würde der Gebäudeteil zwischen alter Schule und Turnhalle.
Die Marktgemeinderäte der Ebinger Liste waren mit dieser Entscheidung nicht einverstanden, weil sie beantragt hatten, als Standort für einen Neubau ein Areal auf dem ehemaligen Bahngelände, oder das Gelände des alten Plusmarktes untersuchen zu lassen. Bürgermeister Kellner stellte fest, dass das Grundstück auf dem ehemaligen Bahngelände gegenüber der Abtenberghalle zu schmal sei, hier ließe sich keine Busspur unterbringen. Mit den Eigentümern des alten Plusmarkts habe er Gespräche geführt. Sie planten an dieser Stelle ein neues Einzelhandelsobjekt. Zu den wahrscheinlich hohen Grundstückskosten kämen Kosten für den Gewinnausfall und die Abbruchkosten.
Andreas Eiermann (Ebinger Liste) wies auf die Tragweite der Entscheidung in Sachen Schule hin und machte die Vorteile eines Standorts des Neubaus an der Ebinger Straße deutlich.
Christine Jäger (SPD) sah für die Schüler im ruhigen Ortszentrum die bessere Lernumgebung. Außerdem würden bei einem Standort an der Ebinger Straße ein Teil der Schüler trotz Unterführung die B4 überqueren. Positiv seien bei einer Sanierung des Altbaus die großen Klassenzimmer, so Jäger. Edgar Böhmer (VU) unterstrich der alte Standort sei optimal. In der nächsten Sitzung legt Architekt Stefan Paptistella Teilergebnisse weitere Untersuchungen des Schulgebäudes vor.