Schüler der Don-Bosco-Schule Stappenbach haben die Geschichte von "Peterchens Mondfahrt" als Musical aufgeführt. Bühnenbild und Kostüme haben sie selbst gebastelt - und als Sternchen gegen den Mondmann gekämpft.
Als "Peterchen" erzählt, was ihm am besten an seinem Abenteuer gefallen hat, ist seine Antwort absolut nachvollziehbar: "Das Fliegen-Lernen", sagt er - beziehungsweise der elfjährige Luis, der die Figur im Musical spielt.
Er ist einer von 80 Schülern des Privaten Sonderpädagogischen Förderzentrums in Stappenbach, die alle an dem gesamtschulischen Projekt mitgearbeitet haben. "Die Hauptdarsteller auf der Bühne waren die Viert- bis Sechstklässler. Die unteren Klassen haben Tänze aufgeführt oder Chöre gestellt", erläutert Lehrerin Yvonne Ballreich. Und die älteren Schüler haben sich vor allem um die Licht- und Tontechnik gekümmert.
Alle Requisiten, das komplette Bühnenbild und die Kostüme haben die Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern im Unterricht erarbeitet. Und da gab es für alle ordentlich zu tun, schließlich dauert das Musical 70 Minuten.
70 Minuten, in denen die Geschichte um den Maikäfer "Herr Sumsemann", der sein sechstes Beinchen verloren hat, erzählt wird. "Er wird von da an ausgegrenzt, weil er kein richtiger Maikäfer mehr ist", erläutert Lehrerin Yvonne Ballreich. "Das Beinchen liegt auf dem Mond und Herr Sumsemann will es zurück haben. Dabei dürfen ihm zwei Kinder helfen, die noch nie ein Tier gequält haben."
Bis die Kinder und Herr Sumsemann das Beinchen wieder haben, erleben sie viele Abenteuer. Etwa eine Schlittenfahrt zum Mond, sie begegnen der Nachtfee oder den Naturgeistern. Zum Schluss müssen sie auf dem Mondberg gegen den Mondmann kämpfen.
Eine Szene, die Lucy (11) besonders gefällt. "Denn als Sternchen kann ich helfen", sagt sie. Dann nämlich, als Menschenkind Anneliese Lucy und die anderen Sternchen zur Hilfe ruft.
Die glänzen so hell, dass sie den bösen Mondmann blenden und er verschwindet.
Darüber freuen sich nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern und Verwandten im Zuschauerraum in der Schulturnhalle. So sehr, dass es bei der ersten Aufführung stehende Ovationen für das Musical gab. "Das war ein gutes Gefühl, als die Leute am Ende geklatscht haben", sagt "Sternchen" Lucy. Peterchen-Darsteller Luis stimmt zu: "Der Applaus ist jedes Mal super!"
Vier Aufführungen hat es bereits gegeben, immer waren sie ausverkauft. Im kommenden Schuljahr werden in der Zeit von von Montag, 13. Oktober, bis Freitag, 25.Oktober, wieder neue Termine angesetzt.
Selbstbewusstsein holen Schulleiter Jochen Lissy ist sich sicher: Auch bei den kommenden Aufführungen wird es Applaus geben. "Und das ist gut.
Der Applaus der Familie trägt mehr als die Mathematik", sagt Lissy und erläutert: "Unsere Schüler können sich Selbstbewusstsein im Umfeld der Bühne holen. Das wirkt in den Unterricht hinein."
Lehrer Roland Börschel ergänzt: "Selbstbewusstsein fehlt vielen unserer Schülern. Sie haben erlebt, was Schulversagen heißt." So ein großes gemeinsames Projekt wie das Musical tue Schülern und Eltern gut, weil sie Erfolge erleben könnten.
Da ist zum Beispiel der "Wassermann". Der Junge ist Autist, doch im Zusammenhang mit seiner Rolle kamen ihm Ideen. Als Wassermann sei ihm eingefallen, dass er doch einen Dreizack brauche, führt Yvonne Ballreich aus.
Doch der Dreizack habe so nackig ausgesehen, also wollte der Junge noch Seegras zur Dekoration.
"Den Grundgedanken hinter dem Musical kann man mit einem Zitat von Wilhelm Busch auf den Punkt bringen", sagt Lehrer Oswald Sußmann: "Nicht nur das ABC bringt den Menschen in die Höh'." Das Stichwort laute "alternative Handlungsfelder", wie es Schulleiter Lissy formuliert. "In den Kindern stecken Potenziale, die nicht unbedingt im Unterricht zur Geltung kommen, aber auf der Bühne." Oder dahinter: Wenn zum Beispiel die großen Schüler den kleinen beim Anziehen der Kostüme helfen. Oder wenn die Kinder im Werkunterricht Dinge bauen, die sie für die Aufführung brauchen.
Von der Arbeit, die sie sich gemacht haben, werden sie noch länger etwas haben. Denn die Musicals, die an der Don-Bosco-Schule erarbeitet werden, sollen zwei Jahre lang gespielt werden. "Peterchens Mondfahrt" ist das dritte Musical, das aufgeführt wird.
Der Aufwand ist enorm. Zwei Jahre vor der Premiere hat ein Lehrer das Drehbuch geschrieben und sich Liedtexte ausgedacht. Grundlage waren dabei englische Popsongs und deutsche Schlager, wie etwa "Sternenhimmel" von "Markus" oder "Go West" von den "Pet Shop Boys". Die Melodie blieb gleich, der Text wurde umgedichtet.
"Nach der ersten Planung haben wir ein Casting zur Auswahl der Schauspieler gestartet, dann kamen Textproben, wir haben die Lieder einstudiert und es gab Bühnenunterricht", erklärt Schulleiter Jochen Lissy. Für die Hauptrolle des "Peterchens" hat sich Luis durchgesetzt. "Beim allerersten Auftritt war ich nervös, aber dann nicht mehr", sagt er. Weil er gemerkt hat, dass er's kann.