Ausgezogen und weggepackt: Mit dieser achten Folge endet der Kittelschürzen-Report. Doch kurz vor Toresschluss kam noch ein wichtiger Tip.
Am Ende ist man immer schlauer. Die Erkenntnis lautet: Reißverschluss! Hätte ich ich mal gleich einen genommen, der die Trägerin von allen Sorgen um die Sittsamkeit befreit: einen "Schörzer" ohne Knöpfe.
Schon am dritten Tag, bei unserer FT-Sommertour-Veranstaltung in Buttenheim, kam der Rat von vielen, die sich auskennen: "Kittel mit Reißverschluss sind bequemer." Die Frauen wussten, wovon sie reden.
Ein geknöpfter Kittel ist widerspenstig, auch wenn er locker sitzt und nicht um die Leibesmitte spannt. Beugt man sich vor, klafft er leicht auf in den Zwischenräumen. In denen zwischen den Knöpfen. Nicht schön, wenn man sich in der Öffentlichkeit befindet.
Kittel statt Dirndl
Das Herumlaufen in der Schürze abseits von Haus und Garten ist noch stärker aus der Mode gekommen, als das Kitteltragen selbst.
Deshalb war es spannend, das gute Stück auf der Sandkerwa gleich zwei Mal spazierenzuführen: am Donnerstagabend und am Samstagnachmittag.
Wurde in der hereinbrechenden Dunkelheit hauptsächlich spöttisch blickend Notiz genommen von der ungewöhnlichen Fest-Kleidung, fielen die Reaktionen im Sonnenlicht ganz anders aus. Geschaut wurde eher überrascht und belustigt und der eine oder die andere fing sogar ein Gespräch an.
Das war das Hauptziel dieses Experiments: Mit Leuten ins Gespräch kommen zu einem Thema, mit dem fast jeder positive Erinnerungen verknüpft. Sobald Sinn und Zweck der Aktion erklärt waren, schwand jegliche Verwunderung beim Gegenüber und wich einem - manchmal auch wehmütigen - Lächeln.
Ausnahmen bei Hitze
Was hatte ich frohlockt darüber, dass ich ein einem Altenheim möglicherweise eine ganze Reihe von
Gesprächspartnerinnen finden könnte. Im Rahmen einer Geschichte über die "Seniorenhilfe Steigerwald" musste ich kurz in die Pflegeinrichtung St. Vitus in Burgebrach. Hier jedoch war echte Irritation zu spüren. Warum kommt da eine (vergleichsweise) junge Frau in der Kittelschürze daher?
Mit Erläuterungen wäre wahrscheinlich in vielen Fällen nicht weiter gekommen. Darum blieb am nächsten Tag, als es darum ging, einen Altenpflegeschüler an seinem ersten Arbeitstag im Seniotel Lichteneiche zu begleiten, zum ersten Mal der Kittel im Auto liegen.
Wer hätte ahnen können, dass es Anfang September heißer als in den Hochsommermonaten werden sollte. Ich gebe zu, nach zwei Wochen hat die Kitteltragedisziplin etwas nachgelassen. Es war nunmal eine zusätzliche Lage Stoff, die man bei 30 Grad im Schatten ungern am Körper duldet.
Die Ausnahmen gingen aufs Konto der Hitze - und auch nur dann, wenn an einem Tag kein neuer Erkenntnisgewinn zu erwarten war.
Luftig und bequem
Eines stand schon nach den ersten Stunden fest: Kittel-Tragen ist unendlich bequem, wenn er im Sommer (abgesehen von der Unterwäsche) dass einzige Kleidungsstück ist. Bei seinem nur angedeutet taillierten Schnitt muss man darin auch nicht "gut" aussehen.
Eine Schürze kauft man mindestens eine Nummer größer, als man sie eigentlich braucht, dieser Rat des Händlers auf der Bamberger Frühjahrsmesse war Gold wert. Und wenn ich darin auch ausgeschaut habe, wie ein (gemusterter) Blauwal: Es war mir herzlich einerlei.
Leser haben angerufen, gemailt, Bilder geschickt oder den Kontakt zu Schürzenträgerinnen hergestellt. Nur die Hinweise auf Bezugsquellen für Kittelschürzen im Bamberger Raum sprudelten nicht.
Aus dem einfachen Grund, dass es, außer bei den beiden großen Märkten im Frühjahr und im Herbst auf dem Maxplatz und seit kurzem bei der Witt-Weiden-Filiale, keine gibt.
Tip kurz vor Toresschluss
Und doch kam kurz vor Ende des Projekts noch ein Rat von Königsfelds Bürgermeisterin Gisela Hofmann, die ihn wiederum von ihrer Ortsbäuerin hatte: "Schauen Sie doch mal beim Kaufhaus Grohe in Hollfeld, wenn Sie noch einen Kittel brauchen."
Brauche ich noch einen Kittel? Ich brauche die Information. Der Tip ist ein hundertprozentiger, zeigt sich in Hollfeld. In dem Laden mit der interessant kombinierten Warenauswahl gibt es auch Kittelschürzen. Schade nur, dass der Geschäftsinhaber mit allem, was er mir erzählt "eigentlich lieber nicht in die Zeitung" möchte.
Was wäre denn in meiner Größe erhältlich? Nur mal schauen. So ein Zweit-"Schörzer"... Passt. Sieht passabel aus, im Rahmen seiner Möglichkeiten. Ein Souvenir zur Erinnerung an fünf Wochen voller interessanter Gespräche und Geschichten, die beim Schreiben viel Spaß gemacht haben. Gekauft. Denn er hat: einen Reißverschluss.