Schmuckstück auf dem Jura

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Von Wald und Wiesen eingerahmt: Steinfeld auf dem Jura Foto: Christoph Kunzelmann
Von Wald und Wiesen eingerahmt: Steinfeld auf dem Jura Foto: Christoph Kunzelmann
Maria Kunzelmann (Mitte) erzählt aus der Geschichte Steinfelds. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Maria Kunzelmann (Mitte) erzählt aus der Geschichte Steinfelds. Foto: Marion Krüger-Hundrup
 
Noch heute leben Nachfahren dieser Steinfelder Schulkinder, die 1912 fotografiert wurden. Foto: Archiv
Noch heute leben Nachfahren dieser Steinfelder Schulkinder, die 1912 fotografiert wurden. Foto: Archiv
 
Ein Gemeinschaftswerk der Steinfelder ist der Osterbrunnen an der Wiesent-Quelle. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Ein Gemeinschaftswerk der Steinfelder ist der Osterbrunnen an der Wiesent-Quelle. Foto: Marion Krüger-Hundrup
 

Vor 950 Jahren wurde Steinfeld zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Das 400-Seelen-Dorf blickt auf eine Geschichte voller Not und Elend, aber auch hoffnungsvolle Neuanfänge zurück.

Christi Himmelfahrt, 29. Mai 1783. Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal besucht die Pfarrei Steinfeld. Er feiert eine Messe, predigt, firmt die Kinder und prüft die Schuljugend. Pfarrer Andreas Matthäus Schuman wird angehalten, die Pfarrregistratur in Ordnung zu halten. Der Fürstbischof stellt fest, dass die Pfarrei rein sei von öffentlichen Ärgernissen und von Personen, die im Glauben verdächtig. Alle Pfarrkinder hätten die österliche Beichte verrichtet, die Kommunion empfangen und verhielten sich gehorsam und ehrerbietig gegen ihren Seelsorger. Nur eine Gegebenheit hatte Oberhirte Erthal zu bemängeln: Sonn- und Feiertage würden zeitweilig entheiligt durch Kaufen und Verkaufen von Schweinen.

Ob heutzutage den Steinfeldern das Borstenvieh wichtiger ist als der sonntägliche Kirchgang, entzieht sich der Kenntnis. Ohnehin gibt es nur noch vier Vollerwerbslandwirte in dem 400-Seelen-Dorf auf dem Jura.
Für den gebürtigen Steinfelder Heinrich Rudrof ist der Ort jedenfalls "ein Schmuckstück", wie er in bleibender Heimatliebe sagt. So ist es für den Landtagsabgeordneten (CSU) eine Ehre und Selbstverständlichkeit, die Schirmherrschaft über die Jubiläumsfeierlichkeiten zu übernehmen.

Vor 950 Jahren wurde Steinfeld erstmals urkundlich erwähnt. Und zwar im Zusammenhang mit dem Sterbeeintrag des Domkanonikers Mazelin am 5. September 1065. Aus den Totenlisten des Bamberger Domstifts geht hervor, dass dieser bei seinem Eintritt in das Domstift seine Besitzungen in Steinfeld dem Dom überlassen hatte: "Am Tag des Märtyrers Herculianus stirbt der Priester Mazelin, der Steinvelt gab, wovon 7 Unzen gereicht werden und einen Weingarten in der Stadt, wovon 5 Schllinge als Servitium gereicht werden", heißt es in dem Schriftstück. Die Totenliste wurde geführt, um den Wohltätern ein Andenken zu bewahren und an ihren Sterbetagen für sie zu beten.

"Den Originaleintrag gibt es nicht mehr, aber Abschriften sind erhalten", weiß Pfarrgemeinderatsvorsitzende Maria Kunzelmann. Sie hat die Ortsgeschichte akribisch erforscht und bringt ihre Kenntnisse im Jubiläumsjahr durch Vorträge ein. Kunzelmann gehört zum dreizehnköpfigen Festausschuss, der ein buntes Programm für alle Ortsbewohner und Steinfeld-Fans zusammengestellt hat. "Das Jubiläum gibt Steinfeld Aufschwung und stärkt das Gemeinschaftsgefühl", sagt Ortssprecher Wolfgang Schrauder. Auch Johannes Barth, Schriftführer des Festkomitees, sieht das Dorfleben durch den Festreigen erfrischt.

Treue zum Heimatort

Die alteingesessenen Steinfelder - es gibt nur wenige Zugereiste - zeichnen sich durch Bürgersinn und Treue zu ihrem Heimatort aus. Als Beispiel für den Gemeinschaftssinn führt Schrauder den Osterbrunnen an der Quelle der Wiesent an, den viele Steinfelder einträchtig herausputzen. Bis Anfang Mai kann dieses Kunstwerk bewundert werden. Zusammenhalt pflegen auch die Mitglieder des Kleintierzuchtvereins, des Katholischen Frauenbunds, des Sportvereins oder der Feuerwehr: "So bleiben auch junge Leute in Steinfeld", freut sich der Ortssprecher.

Das historische Wiegenfest ist natürlich auch ein Anlass für den Brückenschlag von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Gerade die vergangenen Jahrhunderte zeigen, dass die Steinfelder mit zähem Durchhaltevermögen ausgestattet sind. Mehrfach wurde das Dorf schwer heimgesucht: durch den Hussitenkrieg 1430, den Markgrafenkrieg 1552/54, den 30-jährigen Krieg 1618-48 oder den Siebenjährigen Krieg zwischen Österreich und Preußen 1756-63.

Bitterarm waren die Bewohner, die sich trotz aller Unbill immer wieder zu hoffnungsvollen Neuanfängen aufmachen konnten. So auch nach der verheerenden Brandkatastrophe am 27. April 1825, in der nach einem Blitzeinschlag das halbe Dorf in Flammen stand. Der Wiederaufbau der zerstörten Häuser gelang durch die große Hilfsbereitschaft der umliegenden Ortschaften. Zumal "für die verunglückten Einwohner von Steinfeld, die zu den sparsamsten, arbeitsamsten und bravsten Untertanen des Landgerichts Scheßlitz gehören", Kollekten, Steuernachlässe oder teils unentgeltliches Bauholz bewilligt wurden.

Eine weitere Naturkatastrophe traf Steinfeld am 2. Januar 1916, als eine Windhose in der Dorfmitte zahlreiche Gebäude ganz oder teilweise zerstörte. Säcke mit Bettfedern und zum Trocknen aufgehängte Wäsche wehten bis zum Wiesentfelder Schloss.

Schritt zur Moderne

Während der 1920er Jahre gelang der Schritt ins moderne Zeitalter: Der Zustimmungsvertrag zur Stromversorgung des Dorfes wurde abgeschlossen. Mit der Leitung nach Königsfeld kam die Energieversorgung 1926 erfolgreich zum Abschluss. Es gelang auch die Integration von 155 Heimatvertriebenen, die im März 1945 nach Steinfeld gelangten.

Seit der Gebietsreform 1978 gehört Steinfeld zur Gemeinde Stadelhofen. Der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Königsfeld-Stadelhofen-Wattendorf befindet sich im ehemaligen Schulhaus von Steinfeld.

Höhepunkt im Festjahr ist das Wochenende 5./6. September mit einem Festvortrag von Bezirksheimatpfleger Günter Dippold und einem Dorffest für Jung und Alt. Natürlich sagen die Steinfelder auch ihrem Herrgott Dank für alles Gute, was sie in diesen friedlichen Zeiten erfahren: Der Festgottesdienst wird in der St. Martins-Kirche gefeiert. In einem Gotteshaus, das am 17. Juni 1394 von Fürstbischof Lamprecht von Brunn geweiht wurde. Die Kirche ist nicht nur Dorfmittelpunkt, sondern wird sogar im "Steinfelder Heimatlied" besungen: "Auf den Berg ist uns"re Martinskirch gebaut, wo vom hohen Turm der Gockel runterschaut. Vöglein in den Lüften singen überall, und zur Mittagsstunde tönt der Glocke Schall ..."


Jubiläumsprogramm

Am Donnerstag, 30. April, wird Maria Kunzelmann "Aus der Geschichte von Steinfeld" referieren. Beginn: 19.30 Uhr im Saal der Gastwirtschaft Lindner. Am 2. Mai wird um 18 Uhr der Maibaum aufgestellt mit Jubiläums-Bieranstich und Live-Musik. Am 4. Juli ist der Fränkische Theatersommer mit der Molière-Komödie "Der eingebildete Kranke" zu Gast: 20 Uhr im Pfarrhof in Steinfeld.