Sandkerwa: Sollte man Gäste zur Kasse bitten?

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Die Massen strömen. Aber Eintritt kostet Bambergs Kultkerwa bislang nicht. Foto: Ronald Rinklef
Die Massen strömen. Aber Eintritt kostet Bambergs Kultkerwa bislang nicht. Foto: Ronald Rinklef

Wie ist die Sandkerwa auf Dauer zu finanzieren, nachdem die Kosten für neue Sicherheitsauflagen ganz erheblich zu Buche schlagen? Kontrovers wird in Bamberg die Frage diskutiert, ob Eintrittspreise eine Lösung für die künftige Finanzierung wären. Hier einige Meinungen.

Kann es sein, dass die Sandkerwa künftig hinter Absperrungen verschwindet? Dass Bamberger schon Eintritt zahlen müssen, um übers Festgelände zu schlendern? Ein gewagter Vorstoß im Stadtrat zur künftigen Finanzierung der Traditionsveranstaltung lässt die Wogen hochschlagen. Wir fingen Stimmen zur kontroversen Diskussion ein, die auch im Netz geführt wird.


In schöner Regelmäßigkeit

"Derartige Forderungen sind doch krank", meint Ulrike Heucken als Geschäftsführerin der Sandkerwa Veranstaltungs GmbH. Die Idee, Eintrittsgelder zu verlangen, käme seit Jahren in schöner Regelmäßigkeit auf. Mehrfach schon sei der Vorstoß gemacht und wieder verworfen worden. Zumal es riskant sei, das Gelände abzuriegeln. "Das bedeutet zusätzliche Gefahren und wirft zusätzliche Kosten auf, die dann künftig ebenfalls beglichen werden müssen." Gerade auch angesichts der finanziellen Unterstützung vergleichbarer Feste in anderen Städten, die dafür weitaus mehr aufwenden, könne sie die derzeitige Diskussion kaum nachvollziehen. "Das kann doch alles nicht sein. Was machen die aus unserer Kerwa?"

Metzgermeister Thomas Liebold, der im Zentrum des Geschehens alle Jahre wieder hungrige Kerwabesucher mit Leberkäs versorgt, sieht das ganz anders. "Acht Euro geben die Leute heute für 'nen Cocktail aus. Da wären zwei Euro als Eintrittspreis für fünf Tage doch nicht zu viel." Genau das kosteten die Festabzeichen heuer, die allerdings nur von einem Teil der Besucher erworben wurden. Und das sollte sich nach Ansicht des Bambergers künftig ändern, der die Abzeichen übrigens sammelt und in seiner Metzgerei in großer Vielfalt ausstellt - "bis zurück ins Jahr 1955".


"Undenkbar" bei einem Volksfest

Als Kunsthändler verfolgt Walter Senger das Kerwa-Geschehen in der Karolinenstraße ebenfalls aus nächster Nähe. Und sollte sich eigentlich freuen, wenn der Trubel dank Eintrittsgeldern nicht weiter zunimmt. Das ist jedoch keineswegs der Fall. "Klar ist viel los. Fünf Tage lang lässt sich das aber aushalten." Davon, Besucher künftig zur Kasse zu bitten, hält Senger nichts. "Das ist bei einem Volksfest für mich undenkbar", meint der Bamberger.

"Sperrt man die Sandkerwa ab und verlangt Eintritt, dann geht das auf Kosten aller Bamberger, denen am traditionellen Charakter des Volksfestes liegt", meint Uwe Gaasch, der sich als Szenemusiker über Schweinsohr Selection und andere Bands einen Namen machte. "Extrem kommerzialisiert" werde die Kerwa auf diese Weise. "Die überlassen wir dann kreischenden Mädels im Dirndl und Typen von außerhalb, die nach Bamberg kommen, um sich voll laufen zu lassen."


Zweite Kerwa für Bamberger

Ähnlich denkt Silke Kastner, die seit 1991 in Bamberg lebt. "Fremde werden die Sandkerwa weiterhin besuchen. Aber viele Einheimische schreckt der Eintritt sicher ab." Vielleicht würden sie an der Regnitz auf Dauer "eine Parallelveranstaltung etablieren - nach dem Vorbild der ,kleinen Wiesn' in München". Die Sandkerwa selbst sei dann aber nicht mehr wie in all den Jahren zuvor. "Als ich Bamberg 1991 als offene und liebenswürdige Stadt kennenlernte, hat das Fest noch genau diesen Eindruck unterstrichen." Es sei schade, dass mittlerweile die Interessen Auswärtiger zunehmend auf Kosten der Einheimischen vertreten werden. "So finde ich abends vor meiner Tür auch regelmäßig keinen Parkplatz, aber Touristenparkplätze müssen geschaffen werden."


Gemeinsam Lösungen suchen

"Eintrittsgelder sind nur eine Möglichkeit, um die Sicherheitsauflagen zu finanzieren", meint Klaus Stieringer, der die kontrovers diskutierte Idee im Stadtrat aufgeworfen hatte und Unterstützer fand. Sinnvoll sei es, zunächst Erfahrungen aus Villach einzuholen, wo beim Kirchtag ein derartiges Konzept schon umgesetzt wurde. "Angesichts der Flüchtlingskrise hat die Stadt künftig eben andere Aufgaben zu stemmen als eine dauerhafte Finanzierung der Sandkerwa", sagt der SPD-Fraktionschef.