Samuel Koch besuchte am Anfang der Woche Bamberg: Er plauderte im Franz-Ludwig-Gymnasium über Werte und gab im "Görres" eine Lesung.
Ein Rauschen. Ein Knacksen. Die Lautsprecher zicken am Montagabend in den ersten Minuten der Lesung von Samuel Koch. Zufall? Die Lautsprecherboxen stehen direkt in den Bücherregalen der Universitätsbuchhandlung "Görres". Zwischen "Göttlich - verdammt" und "Ich beschütze dich". Und noch einmal die Frage: Zufall? "Ich glaube nicht, dass es Zufälle gibt", versichert Samuel Koch.
Samuel Koch muss eigentlich nicht mehr vorgestellt werden. Dass ihm das selbst am allerwenigsten passt, kann man in seinen Augen lesen, während er als Ehrengast willkommen geheißen wird. Er rollt die Augen, beißt sich auf die Lippe. Wenn er sich anhören muss, dass er als Vorbild für viele Menschen jedes Alters gilt, ist er überfordert - vielleicht sogar ein bisschen genervt. Immer wieder stellt der junge Mann klar, dass er sich selbst nicht bewundernswert findet, sich nicht zuhören würde. Aber: Die Bamberger sehen das anders.
In Hemd und Krawatte, in Jeans und Pulli, Konzertlesung oder Podiumsdiskussion - nicht nur am Montag in Bamberg - immer wieder sitzt der Schauspiel-Student mehr oder weniger freiwillig auf irgendwelchen Bühnen. Als Morgenmuffel steht ihm um zehn Uhr keine leichte Aufgabe bevor: "Tragen Sie doch einmal vor, was Werte für Sie sind", wird er von Matthias Söffler, Lehrer am Franz-Ludwig-Gymnasium, aufgefordert. Ein Vortrag - darauf hat Samuel Koch keine Lust. Er möchte lieber ein bisschen mit den Schülern plaudern. Er duzt. Und er dürfte auch geduzt werden. Aber das kommt nicht so recht bei den Schülern an, die mit Notizblock und Stift bewaffnet da sitzen, um ihm intelligente Fragen zu stellen.
Was sich gar nicht so einfach gestaltet. Noch schwieriger scheint den 17- bis 18-Jährigen das Zuhören zu fallen. Sie fragen: Woher nimmst du deine Lebensfreude? Deinen Lebensmut. Deine Energie. Die Kraft am Leben. Wahrlich, es wäre vermessen zu behaupten, es gäbe eine intelligentere Frage. Aber es ist schon erstaunlich, wie Samuel Koch immer wieder gelassen und mit modellierten Antworten auf die ein und dieselbe Frage eingeht.
Immer wieder spricht er vom Privileg. Ein bedeutsames, sehr gewichtiges Wort. Ein Privileg zu sein, nicht beim Unfall bei "Wetten dass ..?" draufgegangen zu sein. Und von einem Plan. Den er - buchstäblich - nicht mehr in die Hand nehmen kann.
Aber für Samuel Koch macht es sowohl aus einer tiefen inneren Überzeugung heraus, als auch durch eine logische Schlussfolgerung mehr Sinn, auf einen Plan Gottes zu vertrauen, als "vor sich hinzuschimmeln". Wenn - und es sind gerade diese Aussagen, die diesen Menschen so authentisch machen - er schon auch mit sich, Gott und seinem Schicksal hadert. Irgendwo zwischen "Göttlich - verdammt" und "Ich beschütze dich" hat er als Christ seinen Seelenfrieden für den augenblicklichen Lebensstatus gefunden.
All seine Worte sind wohlbedacht. Und man wünscht sich, diesen Menschen noch näher kennen zu dürfen. Eigentlich gäbe es da auch noch einige Fragen. Aber Samuel Koch hat an diesem Tag über 14 Stunden hinter sich und schon mehr als genug Fragen beantworten müssen.
Wieder einmal geht ein Tag mit Samuel Koch zu Ende. Geduldig, gutmütig und ausgeglichen ist er. Nie abgehoben. Er merkt sich die Gesichter der Menschen, die ihm schon einmal begegnet sind. Ein Tag, der den Menschen Samuel Koch nicht weniger beeindruckend dastehen lassen. Und trotzdem: Lasst diesen jungen Menschen doch ein bisschen menschlicher dastehen - er selbst will auf jeden Fall auf dem Boden bleiben, und am liebsten irgendwann mit beiden Beinen wieder auf der Erde stehen.