"Von einem Nazi erstochen": Blumen an Bamberger Metzgerei sorgen für Wirbel

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Blumen an Bamberger Metzgerei sorgen für Wirbel - "von Nazi erstochen"
"Leute haben beim Bäcker gefragt: 'Was ist mit dem Alt passiert?'", so Metzgerei-Inhaber Matthias Alt aus Bamberg.
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Matthias Alt; Matthias Alt (Archivbild); Collage: inFranken.de
Blumen an Bamberger Metzgerei sorgen für Wirbel - "von Nazi erstochen"
Blumen am Stolperstein von Hans Schütz.
Matthias Alt
Blumen an Bamberger Metzgerei sorgen für Wirbel - "von Nazi erstochen"
Die Bamberger Metzgerei Alt.
Blumen an Bamberger Metzgerei sorgen für Wirbel - "von Nazi erstochen"
Matthias Alt (Archivbild)

Passanten haben vor einer Bamberger Metzgerei Blumen vorgefunden. Manche fragten daraufhin besorgt, was geschehen sei. Der Inhaber erklärt es gegenüber inFranken.de.

Unübersehbar wurden in dieser Woche am Montag (23. Juni 2025) rote Blumen vor der Bamberger Metzgerei Alt in der Ehrlichstraße niedergelegt. Mit Folgen: "Leute haben beim Bäcker gefragt: 'Was ist mit dem Alt passiert?'", so Metzgerei-Inhaber Matthias Alt am Mittwoch (25. Juni 2025) im Gespräch mit inFranken.de.

"Lesen hilft", fügt er hinzu. Denn die Blumen wurden an einem Stolperstein abgelegt. Das auf dem Bürgersteig verankerte Mahnmal erinnert an das Schicksal von Hans Schütz, dem einstigen Schwager von Alts Großvater. Schütz' Leben nahm seinerzeit ein viel zu frühes und grausames Ende.

Vorfahr von Bamberger Metzgermeister zeigte offen Widerstand - und bezahlte mit dem Leben

Schütz "wurde von einem Nazi erstochen", macht der Metzgermeister im Netz deutlich. 2018 veröffentlichte die SPD Bamberg einen Rückblick zu ihrem Genossen, der 1895 geboren wurde. Demnach heiratete er 1922 Barbara Alt und arbeitete dann laut Matthias Alt in der Gaststätte "Weißes Ross" in der Ehrlichstraße. 1927 trat er der SPD bei und schloss sich der Organisation "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" an, wie aus dem Bericht der Sozialdemokraten hervorgeht.

In dem überparteilichen Wehrverband wurde Hans Schütz Fahnenträger der Sektion Wunderburg. Das "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" war eine Vereinigung von SPD, Zentrumspartei und der Deutschen Demokratischen Partei, die sich das Ziel gesetzt hatte, die Republik zu bewahren. 1933 verboten die Nationalsozialisten die Schutzorganisation, doch Hans Schütz trug weiterhin ihre Uniform und zeigte so offen seinen Widerstand gegen das Verbot und den Faschismus. Am 23. Juni 1934 wurde der 39-Jährige von SS-Obertruppführer Ludwig Heintz nach einem Handgemenge erstochen, schildert die SPD.

Der Getötete hinterließ seine Frau und zwei minderjährige Kinder. Sein Mörder wurde zu neun Monaten Haft verurteilt und nach nur drei Monaten wieder entlassen. Der Familie von Hans Schütz wurde jegliche Unterstützung versagt, heißt es vonseiten der SPD. 2018 wurde im Ulanenpark eine Straße nach ihm benannt. "Durch die Verlegung eines Stolpersteins in der Ehrlichstraße erinnert die Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg e.V. bereits seit einigen Jahren an Hans Schütz", ist weiter zu lesen. Jährlich zu Schütz' Todestag und zur Reichskristallnacht finde Matthias Alt Blumen an dem Stein vor. 

"Das war gar nicht wahr": Matthias Alt musste wiederholt gegen Gerüchte kämpfen

Für die Ehrung seines Vorfahren zeigt sich der Bamberger Metzger gegenüber unserer Redaktion dankbar: "Erinnerung, egal in welchem Bereich, ist wichtig. Sonst kehren wir unsere Vergangenheit ja unter den Tisch." Nur auf die nicht enden wollenden Spekulationen um seine Person und die Metzgerei könne er verzichten, betont Alt. 2021 etwa gingen Gerüchte über eine Ladenschließung um und ihm wurde wegen eines Namensvetters nachgesagt, er würde bei der Metzgerei Böhnlein arbeiten.

Nach einem Schlaganfall vor zwei Jahren, hätten Menschen sogar gemunkelt, Alt sei gestorben. Als er im Krankenhaus lag, habe es geheißen, seine Frau habe das Haus verkauft, zählt er die wilden Geschichten auf. "Das war gar nicht wahr." Auch die kurzzeitige Schließung der Metzgerei Alt im Februar 2025 sorgte für Gesprächsstoff. Die Familie würde nach Neuseeland auswandern, habe Alt von Bürgern gehört. Stattdessen war der Anlass eine Knieverletzung. Entsprechend groß war die Freude bei den Kunden, als die Traditionsmetzgerei dann wie geplant wieder öffnete

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