Kay-A rappt gegen Rechts. Im Regionalfilmcontest der Bamberger Kurzfilmtage läuft der Musikclip des 22-Jährigen am 30. und 31. Januar. Wir sprachen mit dem Forchheimer über sein Engagement. Darüber hinaus gibt's hier "Nicht ok!" und "I have a dream" als weiteren Titel des Rappers.
Pro oder contra? Die Flüchtlingskrise polarisiert und politisiert Menschen mehr als jedes Konfliktthema der vergangenen Jahre. Die Emotionen schwappen hoch. Keinen lässt die Asyldebatte kalt. Auch bei den Kurzfilmtagen melden sich kreative Köpfe zu Wort, um öffentlich Stellung zu beziehen: darunter Markus Hönig alias Kay-A. Im Regionalfilm-Contest läuft der Clip des Rappers: "Nicht okay!" Wir sprachen mit dem angehenden Kinderpfleger über den Beitrag, der mit 16 weiteren Streifen um die Auszeichnung "Bester Regionalfilm" konkurriert.
Ein Hip-Hop-Video mit syrischen Kriegsflüchtlingen ist Ihre Antwort auf die Fremdenfeindlichkeit, die viele inzwischen nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand zeigen. Was brachte Sie auf die Idee? Markus Hönig alias Kay-A: Der ausschlaggebende Punkt war ein Berufsschulprojekt, bei dem wir uns mit Vorurteilen in sozialen Netzwerken befassten. Wie dem Vorwurf, dass Flüchtlinge hier "alles bezahlt" bekommen. Ich entschied mich, es nicht bei einem schulischen Projekt zu belassen, sondern mich auch privat mit dem Thema näher auseinanderzusetzen. Es gibt in unserem Land gegenüber Flüchtlingen so viele Vorurteile, die ausgeräumt werden müssen!
Glauben Sie, dass Ihre Botschaft auch Anhänger der rechten Szene erreicht? Was möchten Sie ihnen vermitteln? "Nicht Okay!" soll vermitteln, dass jeder Mensch - egal ob arm oder reich, Deutscher oder Ausländer - ein Recht auf Respekt, Toleranz, Menschlichkeit und Akzeptanz hat. Übers "Storytelling" möchte ich den Leuten Hintergründe aufzeigen, die in den Medien meist nicht zur Sprache kommen. Wie übers Beispiel des 16-jährigen Abed, dessen Geschichte im zweiten Teil von "Nicht ok!" thematisiert wird. Ich denke, eine rechte Szene gibt es überall (leider). Vermutlich lassen sich Anhänger in ihrem extremen Denken auch nicht beeindrucken. Allerdings gehe ich stark davon aus, dass sie sich durch ein solches Lied provoziert fühlen. Und vielleicht regt das im Internet eine Diskussion an, in der sich noch andere zugunsten der Flüchtlinge zu Wort melden.
Gute Freunde geworden
Woher kannten Sie die Jungs, die in Ihrem Video mitspielen? Wie reagierten sie auf die Idee, in "Nicht okay!" aufzutreten? Ich kam mit den Flüchtlingen durch unser Schulprojekt näher in Kontakt. Sie besuchen - wie ich - die Forchheimer Berufsschule und nehmen an einem Deutschkurs teil. Wir wurden richtig gute Freunde. Daher stand für mich auch bald fest, für und mit den Jungs das Video aufzunehmen.
Es gibt viele Ressentiments gegenüber muslimischen Migranten. Was sind Ihre Erfahrungen im Umgang mit Flüchtlingen? Entdeckten Sie mehr Gemeinsamkeiten als anfangs gedacht? Ich persönlich erlebte die Jungs als respektvolle Menschen. Vieles, was für uns Deutsche längst selbstverständlich ist, wissen sie zu schätzen. Man kann zusammen Spaß haben ohne großen Schnickschnack und ihnen mit einfachen Dingen wie einem Grillabend eine Freude machen. - Zum Thema Gemeinsamkeiten: Unter den syrischen Flüchtlingen ist ein Junge, der wie ich Rapmusik macht. Auch was den Kleidungsstil angeht, gibt es viele Parallelen. Ich denke, wir als Deutsche haben Träume, die Flüchtlinge haben Träume. Derzeit wünschen sie sich natürlich vor allem, dass es ihren Familien gut geht.
War "Nicht okay!" der erste Clip, den Sie drehten? In welchem Tonstudio entstand er? Ich habe schon einige Videos gedreht und geschnitten, da ich seit mehreren Jahren im musikalischen Bereich tätig bin. Beim deutschlandweiten Rapcontest RAPutation habe ich 2014 den vierten Platz belegt. Alle meine Musikclips produziere ich zusammen mit meinem guten Freund Christopher Plowman alias Skepsis Beats. Auch der Song "Nicht Okay!" entstand in seinem Bamberger Studio.
Welche Reaktionen kamen nach dem Erscheinen des Clips bei YouTube? Überraschenderweise gab es fast nur positive Resonanz auf "Nicht ok!" Überraschend deswegen, weil das Flüchtlingsthema unserer Land meinungsmäßig spaltet und sich wenige trauen, (wie wir) öffentlich Stellung zu beziehen. Neben Zeitungsberichten gleich nach dem Erscheinen des Clips wurde ich zum "Internationalen Podium" im Jungen Theater Forchheim eingeladen: Ich hatte einen Auftritt mit den Flüchtlingen, mit denen ich "Nicht ok!" zeigte. Said F. performte einen eigenen Song in seiner Muttersprache.
Möglichst viele erreichen
Präsentieren Sie Ihr Video bei den Kurzfilmtagen höchstpersönlich? Und wie hoch schätzen Sie die Gewinnchancen beim Regionalpreis ein? Ich werde mit Christopher Plowman am Samstag im Kinosaal des Luli sitzen. Und natürlich stellen wir uns persönlich vor, falls wir den Regionalpreis gewinnen. Ich denke, jeder Nominierte hat eine reelle Chance. Darum geht's mir aber nicht. Das Einzige, was zählt ist, dass "Nicht ok!" viele Menschen erreicht.
Termine und weitere Infos
"Nicht okay!" ist ein vierminütiger Musikclip von Markus Hönig (Regie, Buch, Schnitt) und Christopher Plowman (Kamera). Gemeinsam drehten sie im vergangenen Jahr das Hip-Hop-Video über und mit Kriegsflüchtlingen aus Syrien.
Zu sehen ist "Nicht okay!" bei den Bamberger Kurzfilmtagen neben 16 anderen Kurzfilmbeiträgen aus der Region am 30. Januar ab 16.30 Uhr und am 31. Januar ab 16 Uhr im Luli-Kino (Luitpoldstraße 17). Tickets gibt's über die Homepage der Kurzfilmtage.