Projekt Hopfengarten in Pettstadt bleibt umstritten

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Bürgermeister Jochen Hack ist zuversichtlich, dass für das Projekt Bürgerhaus Hopfengarten/Seniorenwohnen eine gute Lösung gefunden wird. Fünf Stadtplaner bewerben sich um den Auftrag. Erst nach Abriss von vier Anwesen an der Fabrikstraße kann das ehrgeizige Stadtentwicklungs-Projekt verwirklicht werden. Ein Objekt wird für die Zufahrt benötigt, drei noch bewohnte Häuser (Foto) sollen dem Bürgerhaus und einer Grünanlage weichen. Foto: Werner Baier
Bürgermeister Jochen Hack ist zuversichtlich, dass für das Projekt Bürgerhaus Hopfengarten/Seniorenwohnen eine gute Lösung gefunden wird. Fünf Stadtplaner bewerben sich um den Auftrag. Erst nach Abriss von vier Anwesen an der Fabrikstraße kann das ehrgeizige Stadtentwicklungs-Projekt verwirklicht werden. Ein Objekt wird für die Zufahrt benötigt, drei noch bewohnte Häuser (Foto) sollen dem Bürgerhaus und einer Grünanlage weichen.  Foto: Werner Baier

Es gibt Ärger um die Nachverdichtung des Ortskerns von Pettstadt. Architektenentwürfe gaben zwei Bürgerbegehren neue Nahrung. Ulrich Först und seine Mitstreiter finden das Vorhaben zu überdimensioniert.

Um das städtebauliche Entwicklungsprojekt Bürgerhaus Hopfengarten/Seniorenwohnen wird neuerdings mit härteren Bandagen gekämpft: Der Pettstadter Ulrich Först und seine Mitstreiter sind entschlossen, das Vorhaben mit zwei Bürgerbegehren zu attackieren. Von der Richtigkeit ihres Tuns sind sie überzeugt, seit bei der Zwischenpräsentation von fünf Planungsentwürfen bekannt wurde, dass der Architekt des Investors 34 Wohneinheiten verwirklichen will.

Der Gemeinderat hatte aufgrund früherer Absprachen mit Regierung und Landratsamt die Obergrenze bei 23 barrierefreien Wohnungen gezogen.

Die Überschreitung dieses Limits verwundert auch Bürgermeister Jochen Hack. Gegenüber dem FT versicherte er, dass der Gemeinderat auf die Einhaltung der Vorgaben bestehen werde.
Derzeit überarbeiten die fünf Städteplaner, vier Bamberger Planungsbüros und der in Küps ansässige Architekt des Investors, ihre Entwürfe.

Sie waren vor ein paar Tagen der mit Fachpreisrichtern und örtlichen Verantwortlichen besetzten Jury erläutert worden. Anschließend wurden die Varianten den Pettstadter Bürgern gezeigt. Sie durften sich mit Fragen und Ideen einbringen. Ein Mitentscheidungsrecht über die Aufwertung des Ortszentrums haben sie in diesem Stadium naturgemäß nicht.


"Alibiveranstaltung"

Ulrich Först spricht von einer "Alibiveranstaltung". Im späteren Bauleitplanverfahren können die Ortsbewohner jedoch Stellung nehmen und gegebenenfalls Korrekturen fordern. Darüber haben dann Gemeinderat und Baubehörde zu befinden.

Ob es allerdings in absehbarer Zeit dazu kommt, ist fraglich, weil seit Monaten zwei Bürgerbegehren gegen das Projekt im Gange sind. Beide werden federführend von Ulrich Först betrieben, dem als Nachbarn des Baugeländes das ganze Vorhaben überdimensioniert erscheint.

Seine Ziele: Die Wohneinheiten auf 13 verringern und die Kapazität des Bürgersaals um ein Drittel auf 80 Plätze schrumpfen. Auch die Notwendigkeit eines Büchereineubaus stellt er in Frage. Först hat in einem neuerlichen "Infobrief" die Frist für die Unterzeichnung des Bürgerbegehrens auf den 18. Oktober gelegt. Notfalls will aber danach noch "Klinken putzen", um die je 160 Unterschriften zusammenzubringen, die für die Durchführung eines Bürgerentscheids erforderlich sind. Dessen Ergebnis wäre für die Gemeinde bindend.


Kritik am "Infobrief"

Bürgermeister Jochen Hack kritisiert den an alle Pettstadter Haushalte verteilten Infobrief von Ulrich Först für "unsachgerechte Behauptungen", die die Bürger verunsichern sollen. So werde etwa das zur Verfügung stehende Grundstück mit zirka 3000 Quadratmeter angegeben.

Tatsächlich messe der überplante Bereich eine Fläche von 5331 Quadratmeter. Für das gesamte Areal wurden nach Auskunft von Bürgermeister Hack inzwischen Vorkaufsrechte für den Investor und die Gemeinde verbrieft.
Auch der Behauptung, die Neubauten könnten zu einer Überlastung des Abwassersystems mit finanziellen Konsequenzen für die Anlieger führen, tritt der Bürgermeister entgegen.

Durch die Versickerung von Oberflächenwasser mit Hilfe von Rigolen werde künftig gerade bei Starkregen sogar eine Entlastung des Mischwasserkanals eintreten, erklärt Hack. Das stehe im Zusammenhang mit dem Abriss einer Reihe von Wohnhäusern, Nebengebäuden und versiegelten Flächen, die bislang in den Kanal entwässern. Unabhängig davon lädt die Gemeinde für 19. November zu einer Informationsveranstaltung über die örtliche Abwasserbeseitigungsanlage ein, die seit einem Starkregen Ende Juli von den Pettstadtern skeptisch beäugt wird.


Fehleinschätzungen korrigieren

Bei der Zwischenpräsentation der Entwürfe für den Hopfengarten hat sich gezeigt, dass einzelne Planer die Verfügbarkeit der jetzt noch teils bewohnten Gebäude falsch eingetaktet hatten. Auch das liefert den Kritikern des Projekts einen Ansatz: Wenn die Funktionsgebäude für die Wohnanlage erst im letzten Bauabschnitt errichtet werden können, werde sich der Investor schön bedanken oder deren Erstellung möglicherweise ganz vergessen, wird da argumentiert. Letzter Bauabschnitt müsse die Grünanlage sein.

Insgesamt ist Bürgermeister Hack zuversichtlich, dass nach dem Informationsschub, den die konkurrierenden Planer von den Jury-Mitgliedern sowie den Bürgern erhalten haben, eine Bereicherung für Pettstadt entsteht. Die Architekten könnten nun Fehleinschätzungen korrigieren und aus der Gesamtschau der Argumente eine optimale Lösung ausarbeiten.

Am 1. Dezember sollen die Wettbewerbsteilnehmer ihre Arbeiten zur abschließenden Beurteilung der Jury und dem Gemeinderat vorlegen. Anschließend werden die Bürger über das Ergebnis des Verfahrens informiert, das von der Bezirksregierung gefordert worden ist.