"Der einfache Weg muss nicht immer der bessere sein", erklärte hingegen Einwag. "Geben wir der Stadtführung eine Denksportaufgabe. Es ist nichts verloren, wenn wir noch ein Jahr warten und in dieser Zeit einen guten Bebauungsplan gewinnen." Einig waren sich Gegner wie Befürworter des Bebauungsplans, dass die Bamberger am 18. November an der Abstimmung teilnehmen sollten - sofern das nicht schon auf dem Wege der Briefwahl geschehen ist.
Welche Firmen wollen in den Gewerbepark?
Vertreter des IHK-Gremiums Bamberg und der Handwerkskammer machten deutlich, dass das Interesse am Gewerbepark Geisfelder Straße groß sei. "Wir haben in unserem Gremium das Für und Wider erörtert, es gibt eine deutliche Mehrheit pro Gewerbegebiet. Den Unternehmen fehlt in Bamberg die Luft zum Atmen, sie brauchen neue Flächen", erklärte Ursula Krauß. "Viele Bamberger Familienunternehmen haben darauf gesetzt, dass auf dem Konversionsgelände Flächen angeboten werden", sagte Florian Müller. "Sie wollen Bamberger bleiben und trotzdem expandieren. Gelingt das nicht, werden sie abwandern müssen". Ähnliches berichtet Matthias Graßmann für das Handwerk, wo viele Betriebe mitten in Wohn- oder Mischgebieten angesiedelt sind. Bürgermeister Lange sieht die Gefahr, dass Arbeitsplätze in Bamberg verloren gehen. Und HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller berichtete von den Plänen seiner Kammer, ein Ausbildungszentrum im westlichen Oberfranken zu errichten, mit klaren Präferenzen für Bamberg. Doch dafür brauche man 2,5 bis vier Hektar Fläche.
Alternative Flächen zur Muna vorhanden
Volker Braun räumte für die Bürgerinitiative ein, dass Gewerbe notwendig sei und Flächen brauche. Es gehe aber auch um den Weg dorthin. "Die Stadt Bamberg hätte hier die Chance vom ganzen Flächenbedarfs-Run mal wegzugehen." Es gebe in Bamberg mehr als 20 Hektar brachliegende Gewerbeflächen, dezentral, verstreut - aber vorhanden. Wirtschaftsreferent Stefan Goller erwiderte, dass diese Flächen alle kleiner als ein Hektar seien und damit nicht den Anforderungen der Betriebe entsprächen. "Es gibt nur kleine und Kleinstparzellen. Quer übers Stadtgebiet, ohne Erschließung, ohne Baurecht. Die einzige Entwicklungsmöglichkeit ist die Muna."
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"Bedeuten mehr Gewerbeflächen mehr Gewerbesteuern? Das ist manchmal auch wie Lotto spielen", meint der langjährige GAL-Stadtrat Peter Gack. "Die Stadt geht verschwenderisch mit Gewerbeflächen um, am Laubanger oder auf dem Sperbergelände. Sie muss sparsamer damit umgehen, wenn die Flächen so knapp sind." Seine Parteifreundin Ursula Sowa findet, man könne schon "Visionen für das Muna-Gelände entwickeln. Wenn wir noch ein bisschen mehr Zeit gehabt hätten, hätten wir eine ganz tolle Lösung gefunden". Das HWK-Ausbildungszentrum wünscht sich Sowa dagegen "in die Stadt hinein, ich hätte da schon drei gute Vorschläge, die ich hier nicht verrate".
"Dass wir Gewerbeflächen brauchen, ist gottseidank mittlerweile unstrittig", erklärte OB Starke. "Wir versuchen das Munagelände zu nutzen und dabei ein Gleichgewicht von Ökonomie und Ökologie zu wahren." Ohne Gewerbesteuereinnahmen könne die Stadt den wachsenden Aufgaben wie Schulsanierungen oder Kita-Ausbau nicht mehr gerecht werden. Wenn das Ratsbegehren erfolgreich sei, könne man den Bebauungsplan zuende führen und selbst entscheiden, wer aufs Gelände darf: "Unternehmen ohne großen Flächenbedarf, vorzugsweise an Bamberger Firmen, die bisherige Flächen als Wohnraum zur Verfügung stellen." Dass sich das so umsetzen lässt, zweifelte hingegen Karin Einwag an.
Was ist versiegelt und was nicht?
Eine der Zahlen, über die sich Stadt und BI uneins sind, ist die der versiegelten Flächen. Die Initiative orientiert sich am Luftbild, auf dem allenfalls acht Hektar solcher Flächen zu erkennen sein, das Konversionsamt nutzt GIS-Daten und kommt auf 27 Hektar versiegelte Flächen.
"Ein großer Teil der Muna ist naturnaher Wald. Auf Bunkern wachsen Bäume, die sind 20 Meter hoch und 85 Jahre alt", sagt Martin Bücker, den die Bürgerinitiative als Experten in dieser Frage aufs Podium schickte. Für Bücker sind das keine versiegelten Flächen, für Konversionsamtsleiter Harald Lang schon. Ebenso verhält es sich mit Straßen, auf denen sich mittlerweile eine Humusschicht gebildet habe. "Wir können nicht nur nach dem Augenschein gehen. Wir müssen auch sehen, was unter der Erde liegt", sagt Lang.
Wertvolle Flächen nicht berücksichtigt
Einige besonders wertvolle Flächen würden im Bebauungsplan nicht berücksichtigt, erklärt Bücker. Das gelte zum Beispiel für den nordöstlichen Bereich des Muna-Geländes, ungeachtet der dort verlaufenden Schienen. "Es wird nichts überbaut, was man nicht ersetzen könnte", sagt hingegen die Biologin Beate Bugla, die für den Bebauungsplan im Auftrag der Stadt ein Gutachten erstellt hatte. Das gesamte Gebiet sei kartiert, geschützte Pflanzen und Tierarten erfasst worden.
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"Wald spielt eine immense Rolle für das Klima in der Stadt", sagt Meteorologe Thomas Foken. 50 Hektar Wald könnten 600 Tonnen Kohlendioxid speichern, die angrenzenden Gebiete spürbar abkühlen. Lang berief sich auf das Klimagutachten des Deutschen Wetterdienstes, die Frischluft komme im Bamberger Osten an, wenn auch etwas verzögert. Man habe außerdem Frischluftschneisen eingeplant. Der Bebauungsplan beschäftige sich "nicht nur mit der kleinen Muna, sondern mit ganz Bamberg-Ost". Es steckten viele Teilthemen wie der Hochwasserschutz drin, ohne neue Gräben sei man einem 100-jährigen Hochwasser bei weitem nicht gewachsen.
Schadstoffe könnten problematisch werden
Ein großes Thema bleiben auch die Altlasten. "Die Grundwasser-Messstellen zeigen, dass alle vermuteten Schadstoffe noch knapp unter den Grenzwerten für eine unbebaute Zone liegen. Aber was ist in fünf Jahren - zumal die Fließrichtung in Richtung der Trinkwasserbrunnen geht?", fragt Lang. Volker Braun fordert, dass man in dieser Frage die Bima in die Pflicht nehmen müsse: "Wenn der politische Wille dazu geweckt wird, dass der Bund das übernimmt, dann ist auch dieses Ziel zu erreichen."
Merkwürdig, denn in Coburg schafft man es, bei deutlich geringerer Gewerbefläche (relativ in Bezug auf die Gesamtfläche der Kommune) etwa 3 mal (!) so hohe Netto-Gewerbesteuereinnahmen pro Kopf zu generieren. Während es in Bamberg im Jahr 2016 nur 466 EUR pro Einwohner waren, waren es in Coburg über 1.300 EUR pro Einwohner.
Vielleicht braucht Bamberg ja gar keine Ausweitung der Gewerbefläche, sondern nur eine sinnvollere Nutzung derselben?