Der Verein Bamberger Krippenfreunde zeigt ab Samstag in der Maternkapelle seltene und teilweise neue Passionskrippen. Der Betrachter muss schon ein wenig bibelfest sein.
So gar nichts erinnert in dieser Ausstellung an das liebliche Bild der heiligen Familie zur Weihnachtszeit: kein Josef mit Laterne, keine Hirten, kein Ochse, vor allem kein süßes Baby in der Krippe. Folglich überkommen den Betrachter dieser 40 Krippen in der Maternkapelle im Domgrund auch nicht sentimentale Wallungen: Passionskrippen erzählen eine grausame Geschichte.
Blut - wenn auch gemaltes - fließt. Todesangst wird spürbar, Entsetzen, Trauer. Passionskrippen folgen ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten, künden vom Leiden und Sterben Jesu: "so, wie es das Evangelium hergibt", fasst Wilfried Kuntke zusammen. Als stellvertretender Vorsitzende der Bamberger Krippenfreunde hat er diese 26. Schau des Vereins organisiert und mit einigen Helfern arrangiert. ""Ich sage lieber Fasten- statt Passionskrippen", erklärt Kuntke und zeigt gleich etliche Exemplare, die biblische Szenen außerhalb der Leidensgeschichte wiedergeben: Jesus mit der Frau am Jakobsbrunnen etwa, die Auferweckung des Lazarus, Jesus predigt im Tempel oder Jesus heilt einen Lahmen.
Seltene Passions-Darstellungen berühren. Der Regensburger Arzt und Krippenkünstler Thomas Huber hat beispielsweise einen "Christus im Elend" aus Ton modelliert, dessen Verlorenheit im düsteren Kerker greifbar ist. Peter Reus aus Altendorf bei Nürnberg versetzt die "Kreuztragung Christi" in eine Massenszene mit über 50 Figuren.
Immer etwas Neues "Der wahre Krippler lässt sich immer etwas Neues einfallen", kommentiert Wilfried Kuntke auch "Jesus am Ölberg", dem die schlafenden Jünger zu Füßen liegen. Die Figuren sind Frühwerke des bekannten Bamberger Schnitzers Max Huscher, die Helmut Zahl (Kemmern) in eine neue Kulisse gestellt hat.
Natürlich darf der Herrgottschnitzer aus der "Höll" (Obere Pfarre), Franz Bauer, nicht fehlen, der "Jesus vor dem Hohen Rat" geschaffen und den Gesichtern der Figuren ausgesprochen naturalistische Züge verliehen hat. Erstmals ist die Italienerin Angela Tripi mit einer "Beweinung unter dem Kreuz" vertreten: In der Tradition sizilianischer Krippenbauer hat sie den Leichnam Jesu, seine Mutter, Maria Magdalena und Johannes aus Terrakotta geformt.
Vielfältige Materialien wie Holz, Kunstharz, Papier oder Zinn, orientalisch anmutende Kulissen ergeben beeindruckende Exponate. "Passionskrippen kann man nicht ins heimatlich-fränkische stellen", meint Kuntke. Man müsse aufpassen, "dass es nicht ins Lächerliche abgleitet". Diese Gefahr besteht mit dieser Präsentation keineswegs. Ein wenig bibelfest muss der Ausstellungsbesucher allerdings schon sein, um die untrennbare Verbindung von Weihnachten mit Ostern, von Krippe mit Kreuz, wahrnehmen zu können. Obendrein gläubig gepolt, kann die Runde von Schaukasten zu Schaukasten als Kreuzweg gegangen, vielleicht sogar gebetet werden.
Nur ein Umstand mag den innerlich recht gestimmten Weg beeinträchtigen: einen "Auferstandenen" gibt es heuer in der Maternkapelle nicht. Es sei denn, dem Sucher genügen die "Emmausjünger".
Die Passionskrippen in der Maternkapelle, Maternstraße 10, sind vom 28. März bis 13. April täglich von 13 bis 17 Uhr zu sehen, Karfreitag von 8 bis 17 Uhr.
Nicht nur die Weihnachtskrippen, sondern auch die Passionskrippen sind sehr sehenswert. Ganz toll, was der Krippenbauverein in der Maternkapelle zeigt. Ein echter Tip für die Osterferien und Osterfeiertage.