Der kolumbianische Kunst-Dozent Claudio Osorio verwandelt hässliche Stromhäuschen in der Gemeinde Oberhaid zum Blickfang. Das erste von fünf Objekten kann man bereits bewundern.
Die meisten werden schlichtweg ignoriert. Sie sind so hässlich, dass das Auge des auf Schönheit bedachten Betrachters sie einfach aus der Szene streicht. Oder aber sich daran reibt. Es geht um die meist dank Witterung zusehendes ergrauenden Stromhäuschen. Oberhaid geht in die Offensive und will die unspektakulären Kreationen zum Blickfang machen. Mithilfe des Künstlers Claudio Osorio.
Der aus Kolumbien stammende Kunstdozent und Wahl-Oberhaider hat sich schon an mehreren kommunalen Liegenschaften verewigt. Unter anderem im Rathausinneren, im Regenbogen-Kindergarten, im Feuerwehrhaus, an einer Gaststätten-Fassade, in Staffelbachs "Haus der Begegnung".
Nun lässt der 51-Jährige Oberhaid weiter erstrahlen und widmet sich den unscheinbaren Gebilden. Oberhaids Bürgermeister Carsten Joneitis (SPD) schwärmt vom ersten Stromhäuschen der neuen Art. Das findet sich nahe der Hauptstraße am Ortsende Richtung Unterhaid. Und es schafft einen Bezug zu Oberhaids reicher Fauna und Flora: Der Eisvogel darf hier für immer in seinem Element sein.
Rechtzeitig zu dem an diesem Wochenende stattfindenden Apfelmarkt, mit dem auch die Fertigstellung des zentralen Städtebauprojektes "Weide" gekrönt wird, sollte Osorios Trafo-Erstlingswerk "stehen", hatte man ihm mit auf den Weg gegeben. Nachdem seitens der Verwaltung aus dem Konzept das nun Umgesetzte ausgewählt worden war.
Wie kam man nun denn überhaupt auf die Idee mit der besonderen Gestaltung der Stromhäuschen? Der Oberhaider Rathauschef erklärt sich. Irgendwie fielen Plakate zu Veranstaltungen, "die schon über drei Jahre alt und zudem zerfetzt waren", immer stärker und damit als äußerst unansehnlich auf. "Da müsste es doch was anderes geben." Darüber fiel der Gedanke dann auf eine künstlerische Gestaltung. Wer lag dabei näher als der kolumbianische Maestro.
Dem ortsbekannten Wahl-Oberhaider scheint es zudem Spaß zu machen, seine neue Wahlheimat Stück um Stück zu verschönern. Der Bürgermeister fragte an und erhielt prompte Zustimmung. Nachdem auch Bayernwerk als Eigentümer der Liegenschaften einverstanden waren, konnte das Projekt beginnen.
Das heißt, Osorio wird sich all den Stromhäuschen widmen, die an exponierten Stellen stehen.
Und: "Die Gestaltung wird jeweils einen Bezug zur Umgebung beziehungsweise zu Oberhaid haben", verdeutlicht Joneitis den Ansatz. Vor der Ausführung wird der Künstler jeweils Vorschläge unterbreiten, aus denen die Verwaltung die Auswahl trifft. Insgesamt finden sich in der Gemeinde etwa 14 Stromhäuschen, fünf davon an exponierter Stelle. Nur die sollen künstlerisch aufgepeppt werden. Eine zeitliche Vorgabe gibt es nicht. Nur das erste aus dem Stromhäuschen-Quintett sollte der Künstler bis zu diesem Wochenende geschafft haben. Hat er.
"Das hat er in den letzten drei Wochen gemacht." Am Apfelmarkt wird man den Kunst-Dozenten übrigens in Aktion erleben können: als Porträtmaler, wie Joneitis verrät. Die Kosten für das "Kunst am Stromhäuschen-Projekt" freilich verrät er nicht. Nur so viel, dass es eher um eine Summe Kategorie "Freundschaftspreis" gehe.