Sankt Florian reitet im neuen Raum

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Unter den Hufen von Florians Pferd ist die brennende Pfarrkirche im Entstehen. Zweiter Kommandant Robert Bank (rechts) und Bürgermeister Carsten Joneitis halten die Jubiläumsfahne, die Vorlage für das Kunstwerk ist. Foto: Anette Schreiber
Unter den Hufen von Florians Pferd ist die brennende Pfarrkirche im Entstehen. Zweiter Kommandant Robert Bank (rechts) und Bürgermeister Carsten Joneitis halten die Jubiläumsfahne, die Vorlage für  das Kunstwerk ist.  Foto: Anette Schreiber

Die Oberhaider Feuerwehr hat in ihrem Heim 590 Quadratmeter dazu bekommen. Im neuen Mehrzweck-und Ausstellungsraum sorgt ein Kunstwerk von Professor Claudio Osorio für eine ganz besondere Note.

Kaum ein Jahr in der jüngeren Geschichte Oberhaids ist so in Erinnerung geblieben wie 1974. Das Jahr, in dem der Turm der Bartholomäus-Kirche abgebrannt ist. Robert Brand hat das als Junge miterlebt. Sein Vater Josef war mit den vielen anderen Feuerwehrleuten tagelang im Einsatz. Als die Oberhaider Feuerwehr 1979 ihr 100-jähriges Bestehen feierte, war der Kirchturmbrand noch immer so präsent, dass man ihm einen Teil der neuen Fahne widmete: Unterhalb des heiligen Florian wurde das Ereignis zumindest klein in Szene gesetzt.
Und jetzt ist der Kirchturm schon wieder von einer schwefelgelben Wolke umgeben: Claudio Osorio, der kolumbianische Kunstprofessor und Wahl-Oberhaider, malt das Motiv dieser Fahne - Florian und Pferd lebensgroß über der kleinen Bartholomäus-Kirche - an die Wand im Feuerwehrheim.


"So was hat sonst keiner"


"So was hat sonst keiner", freut sich Robert Bank, Zweiter Kommandant der Oberhaider Wehr. Da stimmt ihm Erster Bürgermeister Carsten Joneitis (SPD) gerne zu. Er begrüßt die Fortsetzung von Osorios Kunstwerken an und in öffentlichen oder exponierten Gebäuden: Im Oberhaider Rathaus, dem Haus der Begegnung in Staffelbach, im Oberhaider Regenbogen-Kindergarten und zuletzt an der Fassade der Brauerei Wagner prangt Osorios Kunst.

Doch wie kam das Feuerwehrheim zum jüngsten Osorio-Opus? Als Joneitis und die Feuerwehrführung im neuen Repräsentationsraum standen, konnte man sich die historische Spritze hier gut vorstellen. Doch nur das? Irgendwie lag es fast ein bisschen nahe, Osorio Raum für ein weiteres Werk zu geben, in dem schönen neuen Mehrzweck- und Ausstellungsraum, den die Feuerwehr nun zusätzlich bekommen hat. Seit 2007 befindet sich das Feuerwehr-Domizil in einer ehemaligen Zimmerei in der Friedrich-Ebert-Straße.

Weiteren Raumbedarf, so verrät Bank, habe die Wehr wegen des erfreulichen Zulaufs und Zuwachses im Bereich der Kinderfeuerwehr. 30 Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren sind Feuer und Flamme für ihre Wehr und sollen deswegen auch entsprechend gefördert und "beschäftigt" werden. Über 250 Stunden Eigenleistung hat der rund 100 Mitglieder (davon 40 Aktive) zählende Verein in seine zusätzlichen 50 Quadratmeter investiert.
8000 Euro Materialkostenzuschuss hat die Gemeinde gewährt, "aber das hätte wohl gerade mal für die große, maßgefertigte Holzeckbank gereicht", macht Zweiter Kommandant Bank deutlich. Dank der enormen Eigenleistung stehen für die Kinder und (zehn) Jugendlichen nun auch ein Flachbildfernseher und ein Dartspielgerät zur Verfügung. Der Mehrzweckraum bietet für die historischen Spritze ein angemessenes Ambiente und lässt sich ansonsten schnell für die unterschiedlichen Zwecke umfunktionieren. Nachdem die Wehr Böden, Decken und Wände der beiden Räume modernisiert hatte, die der Gemeinde als Abstellräume dienten, "war da auf einmal noch diese sieben Meter lange weiße Wand", erinnert sich der Bürgermeister.

1974 brannte die Kirche


Gemeinsam mit der Vereinsführung und Vorsitzendem Bernd Schmitt an der Spitze habe man überlegt, wie die Wand gestaltet werden könne und sei dann, wie erwähnt, auf den in der Gemeinde geschätzten Künstler gekommen. Wie sich zeigt, wohl ein Glücksgriff. Noch ist das Werk nicht ganz fertig. Wenn Osorio es vollendet hat, werden die neuen Räume der Öffentlichkeit vorgestellt und dabei den kirchlichen Segen erhalten.

Und ganz sicher wird die brennende Kirche zu Füßen des St. Florian Augenzeugen an den Brand von 4. Februar 1974 erinnern. "Tagelang waren die Feuerwehren beschäftigt und zum Glück war der Turm nicht auf das Langhaus gefallen", berichtet der heute 44-jährige Robert Bank. Denn dann wäre das Gotteshaus nicht zu retten gewesen und das in der Nähe befindliche Rathaus vermutlich ebenfalls nicht. Die Brandursache ist übrigens bis heute offiziell nicht bekannt.