Nach Großbrand: Bitumen-Bahnen laufen wieder

2 Min
An alter Stelle entstand in den vergangenen beiden Jahren für 15 Millionen Euro eine neue Halle samt modernster Produktionsanlage. Der Bitumen-Geruch soll jetzt außen nicht mehr zu vernehmen sein. Foto: Ronald Rinklef
An alter Stelle entstand in den vergangenen beiden Jahren für 15 Millionen Euro eine neue Halle samt modernster Produktionsanlage. Der Bitumen-Geruch soll jetzt außen nicht mehr zu vernehmen sein. Foto: Ronald Rinklef
Vlies-Bahnen aus Polyester werden in der neuen Linie 1 beidseitig mit Bitumen getränkt. Das Endprodukt ist eine bituminöse Dichtungsbahn. Fotos: Ronald Rinklef
Vlies-Bahnen aus Polyester werden in der neuen Linie 1 beidseitig mit Bitumen getränkt. Das Endprodukt ist eine bituminöse Dichtungsbahn. Fotos: Ronald Rinklef
 
 
So sah es am 17. Juni 2011 aus (von der Feuerwehr-Drehleiter aus gesehen): Die Vedag-Produktionshalle war komplett zerstört.
So sah es am 17. Juni 2011 aus (von der Feuerwehr-Drehleiter aus gesehen): Die Vedag-Produktionshalle war komplett zerstört.
 
 
 
 
 
 
Werkleiter Sebastian Rottmann
Werkleiter Sebastian Rottmann
 

Zwei Jahre nach dem verheerenden Großbrand kann der Spezialist für Flachdach-Abdichtungen an seinem Stammsitz wieder loslegen. Eine neue Halle mit moderner Produktionsanlage für 15 Millionen Euro steht nun da, wo am 16. Juni 2011 die Flammen loderten.

Sebastian Rottmann wirkt gelöst. Seit April läuft Linie 1 in der Testphase. Linie 2 steht auch schon. Bis September soll alles eingerichtet sein. Rottmann ist Werkleiter der Firma Vedag. Der 30-Jährige kann sich noch sehr gut an den 16. Juni 2011 erinnern. "Das muss ich nicht nochmal haben. Wir werden alles daran setzen, dass dies nicht mehr passiert", sagt er während er durch die neue knapp 84 Meter lange und 13 Meter hohe Produktionshalle läuft.

Genau dort, wo jetzt wieder schwarze, heiße und zäh-klebrige Flüssigkeit zu Bitumen-Dachbahnen verarbeitet wird, hatte vor zwei Jahren ein Großbrand alles verwüstet. Die Folge: Vedag musste die Produktion einstellen. Die Mitarbeiter sahen für kurze Zeit in eine unsichere Zukunft. "Die Entscheidung, dass es in Bamberg weitergeht und etwas Neues entsteht, kam zum Glück innerhalb von drei Wochen", berichtet Rottmann.
Die Vedag-Anfänge in Bamberg liegen mehr als 110 Jahre zurück. Inzwischen sitzen die "Hauptentscheider" in Dänemark. Vedag ist seit 2007 Tochter der Icopal-Gruppe, einem der führenden Dachbaustoff-Produzenten weltweit.

Schwester-Werke der Icopal-Gruppe lieferten in den vergangenen zwei Jahren fertige Produkte nach Bamberg, so dass hier Vertrieb und Logistik für den gesamten deutschen Markt aufrecht erhalten werden konnten.
Doch bald wird das nicht mehr nötig sein. "Die neue Produktionsanlage ist ausgelegt für 72 Meter pro Minute", sagt Werkleiter Rottmann. Bis zu 20 Millionen Quadratmeter Bitumen-Bahn können so jährlich hier produziert werden. Die alte Anlage schaffte laut Rottmann nur bis 45 Meter pro Minute.

Das auch als Erdpech bezeichnete Bitumen ist eine ideale Abdichtungsmasse und wird daher vor allem auf Flachdächern, aber auch für Balkon oder in Gebäuden genutzt, um Bauteile gegen Wasser zu schützen. Eine herkömmliche Bitumen-Bahn ist exakt einen Meter breit und ca. ein bis fünf Millimeter dick.

15 Millionen Euro hat die Firma Vedag in ihr neues Schmuckstück am alten Standort investiert. Wer die Halle betritt, merkt es sofort in der Nase. Es riecht ein bisschen so wie verbrannter Gummi: Bitumen-Geruch, wie man ihn in der Geisfelder Straße seit Jahrzehnten immer wieder gewohnt war. "Innen ist der Geruch zu spüren. Draußen riecht man jetzt nichts mehr", sagt Rottmann. Dafür sorgten neue Filteranlagen. Hoch belastete Abgase werden demnach künftig sofort verbrannt, gering belastete Abgase erhalten eine Natronwäsche.

Noch wichtiger: die neue Brandmelde- und Sprühwasser-Löschanlage. Damit so eine Situation wie im Juni vor zwei Jahren nicht mehr eintreten kann. "Die genaue Brandursache von damals wurde nie ermittelt", berichtet Rottmann. Er macht das alte Holzdach der Halle aber als brandfördernd mitverantwortlich. Jetzt habe man eine Halle in sogenannter F90-Bauweise - imstande, 90 Minuten lang einem Feuer Widerstand zu leisten. Die 75 Vedag-Mitarbeiter in der Produktion werden es zu schätzen wissen. Ein Mann steuert künftig die neue Polymer-Massen-Aufbereitungsanlage, wo das Rohmaterial für die Bitumen-Bahnen gemischt wird. Auch die alte Mischanlage war dem Großbrand zum Opfer gefallen.

Zweitwerk im Badischen

Die neue Bamberger Anlage läuft laut Rottmann an fünf Tagen im Drei-Schicht-Betrieb. Insgesamt beschäftigt die Firma Vedag rund 240 Mitarbeiter, davon 163 am Stammsitz Bamberg. Im badischen Philippsburg-Rheinsheim gibt es noch ein zweites Vedag-Werk im Verbund der Icopal-Gruppe.

Die Ursprünge des Unternehmens liegen in Leipzig. Hier gründete 1846 Carl Friedrich Weber seine gleichnamige Firma. Im September 1898 stellte die Firma an den Bamberger Stadtmagistrat den Antrag "an der Geisfelderstrasse eine Holtzcement- und Dachpappenfabrik" zu errichten. 1927 wurde aus mehreren Gesellschaften die Vedag. Der Name stand für "Vereinigte Dachpappen AG".