Möglicher Abriss löst in Bamberg Empörung aus

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Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
 

Die Überlegung in der Verwaltung, mehrere hundert Wohnungen auf dem Kasernengelände dem Abbruch zu weihen, hat bei vielen Empörung hervorgerufen. Dennoch hält man im Bamberger Konversionsamt an den Plänen fest.

Es ist eine Art Brandbrief, den Professor Carsten Jonas verfasst hat. Er ging unter anderen an den Bamberger OB und die Fraktionen im Stadtrat: "Vernichtung preiswerten Wohnraums" nennt der Stadtplaner das, was die Stadt Bamberg in der Fortschreibung ihres städtebaulichen Entwicklungskonzepts für das Areal an der äußeren Pödeldorfer Straße buchstäblich vorgezeichnet hat. Dort, wo heute noch mehrere Hundert Geschosswohnungen stehen, soll 2035 Wald wachsen.

Auch wenn der Plan nur ein Plan und derzeit noch weit davon entfernt ist, Rechtskraft zu besitzen, so hat er nach der Veröffentlichung im FT und im Rathausjournal Empörung ausgelöst. Nicht nur bei Jonas, der von einem "wohnungspolitischem Skandal" spricht. In einer Zeit, die von Wohnraummangel und hohen Preisen geprägt ist, stößt die Vorstellung, Hunderte intakter Wohnungen abzubrechen, auf wenig Verständnis.

Die Frage, die sich angesichts solcher Pläne aufdrängt: Soll hier etwa versucht werden, vor dem Hintergrund bestehender und vor allem hochpreisiger Bauprojekte, ein größeres Angebot günstiger Wohnungen zu vermeiden? Wird in der Stadt mit immerhin sozialdemokratischem Oberbürgermeister der sozialpolitische Aspekt des Bauens als so unwichtig eingestuft, dass man vorschnell Häuser opfert, in die nach Angaben des Staatlichen Bauamts noch vor wenigen Jahren viele Millionen Euro flossen?

Nicht einmal in der Politik mag man ausschließen, dass die Stadt sich von Hintergedanken hat treiben lassen, die eher dem Wohl der Wohnungsbauunternehmen als dem der Bevölkerung dienen könnten. "Man hat wieder einmal gehofft, dass der Stadtrat schon nicht merkt, was in den Plänen steckt", argwöhnt Dieter Weinsheimer von den Freien Wählern. Auch Ursula Sowa wirft dem Rathaus eine "lobbyfreundliche Politik" vor.

"Absurde Verschwörungstheorie"

Und sie ist nicht allein: Mittlerweile haben sich nicht nur die Grünen und die CSU von der drohenden "Vernichtung von Volksvermögen" (Helmut Müller) distanziert. Auch mit der SPD ist dieser Plan nicht zu machen, kündigte Wolfgang Metzner an. Doch wenn keiner im Stadtrat den Abriss will - warum kam es überhaupt dazu, dass mehrere Hundert Wohnungen so einfach mit grüner Farbe überpinselt wurden, und sei es auch in einem frühen Planungsstadium? Und von wem hatte der renommierte Stadtplaner Kunibert Wachten den Aufrag dazu?

In der Pressestelle der Stadt verweist man die Vorwürfe von Lesern, die dahinter die Absicht vermuten, den Miet- und Kaufmarkt in Bamberg angespannt und damit teuer zu halten, ins Reich "absurder Verschwörungstheorien". Tatsache sei, so erklärt Ulrike Siebenhaar, dass der Bedarf an günstigen Wohnungen überschätzt werde. "Jeder, selbst wenn er finanzielle Probleme hat, kann in Bamberg immer noch sehr rasch eine Wohnung finden", glaubt die Pressesprecherin.

Doch es ist nicht die der Stadtverwaltung häufig gelegentlich vorgehaltene soziale Kälte, die das Amt für Konversion an den umstrittenen Plänen festhalten lässt. Vereinfacht könnte man sagen: Es ist das demographische Problem. Im Rathaus rechnet man nämlich nicht damit, dass die Nachfrage nach neuen Häusern und Wohnungen im Bamberger Osten ausreicht, um die Masse an Immobilien auf dem Konversionsgelände mit Menschen zu füllen.

Die Rechnung. die Harald Lang vom Konversionsamt der Stadt aufmacht, klingt einfach: Er beziffert die Zahl von Wohnungen in den Warner Barracks mit 2600. Um sie zu erhalten, müsste Bamberg binnen zehn Jahren um rund 4000 Menschen wachsen. Eine Prognose, die selbst unter den optimistischsten Voraussetzungen unrealistisch sei. "Woher sollen diese Menschen kommen? Im Schnitt gab es in Bamberg zuletzt 240 Neubau-Fertigstellungen im Jahr."

Was aber bleibt, wenn die Bevölkerungszahlen, auf deren Basis auch Wachten arbeitet, ein zu übertriebenes Wachstum nicht erwarten lassen? In vielen Koversionsstädten sind die Konsequenzen allgegenwärtig: Um schädlichen Leerstand zu vermeiden, wird abgerissen...

Unternehmen gegen Erhalt

Hört man Lang, dann sind es vor allem die Unternehmen aus der Immobilienwirtschaft, die der Stadt dazu raten, Wohnungen wie an der Pödeldorfer Straße "aus dem Markt zu nehmen" und sich auf den Erhalt der älteren Häuser aus der Wehrmachtszeit zu konzentrieren. Die seien kostengünstiger umzubauen und mit ihren Grundrissen beliebter als die Bauten der 50er Jahre.

Doch es ist fraglich, ob sich diese Interessen im Stadtrat durchsetzen können. Wolfgang Metzner (SPD) berichtet von sehr guten Eindrücken, die er beim Besuch an der Pödeldorfer Straße mitgenommen hat. "Ein Riesenwohnzimmer, dazu vier weitere Zimmer, Bad und separates WC. Vor allem für große Familien ist das attraktiv." Auch Ursula Sowa von Bambergs Grünen fordert dazu auf, erst alle Alternativen auszuloten, "bevor über Abbruch und Neubau nach gedacht wird”.