Die Europäische Union ist weit weg? Mitnichten. Ob Landesgartenschau in Bamberg oder Naturbadesee in Frensdorf: EU-Fördergelder stecken in vielen großen und kleinen Projekten in der Region. Ein Überblick.
Sonne im Gesicht, Sand auf der Haut, Abkühlen im Wasser: Dazu muss man nicht ins Flugzeug steigen. Bald geht das auch wieder im Landkreis Bamberg, etwa am Naturbadesee in Frensdorf. "Da spart man sich den Urlaub im Ausland", schrieb Lukas in der ersten Badesaison 2012 ins Gästebuch auf der Vereinshomepage. Doch dachte Lukas beim Baden an die Europäische Union?
Projekte im Landkreis
Etwa 300 000 Euro kostete die Umwandlung des Gemeindeweihers in einen Badesee. 55 Prozent der Kosten (166 000 Euro) finanzierte die EU über Leader-Mittel zur Stärkung der ländlichen Regionen in Europa. Aus diesem Fördertopf bekam der Landkreis Bamberg seit 2007 knapp 2,4 Millionen Euro. Damit wurden beispielsweise der Schulbauernhof in Heinershof, der "Awo-Garten der Begegnung" in Rattelsdorf, Radtour- und Wanderbeschilderungen, die barrierefreie Bibliothek in Oberhaid und der Sieben-Flüsse-Wanderweg mitfinanziert.
Hinzu kommen viele weitere Projekte, die nicht über die LAG im Landratsamtvermittelt wurden, die sich um die Leader-Förderungen kümmert. So investierte die EU zusätzlich 3,6 Millionen Euro in die Untere Naturschutzbehörde, 850 000 Euro flossen an den Landschaftspflegeverband.
Von der Idee zur Förderung
Um die Leader-Förderung im Landkreis kümmert sich LAG-Manager Jochen Strauß. Zu ihm kommen Gemeinden und Vereine mit ihren Ideen. "Es gibt fast nichts, was man nicht fördern könnte", sagt Strauß. Von der Idee bis zum Antrag ist es aber ein langer Weg: Nach einer ersten Besprechung werden Punkte vergeben, bei Erreichen einer Mindestpunktzahl wird die Idee im Vorstand der LAG vorgestellt - "die erste große Hürde", nennt es Strauß, denn die Entscheidungen fallen nicht immer einstimmig. Im zehnköpfigen LAG-Vorstand sitzen Gemeindevertreter, Vereine und Verbände. Die Mehrzahl muss aus der Gesellschaft und nicht der Politik kommen. Stimmt die Mehrheit der Vorstände für die Idee, wird mit Bürgerbeteiligung ein Entwicklungskonzept verfasst. Dann stellt Strauß einen Antrag. EU-Prüfer sehen sich dann das Projekt an.
So auch in Frensdorf, erzählt Georg Dorn aus dem Vereinsvorstand vom Naturbadesee, während er Zigarettenstummel aus dem Sand entfernt. Der inzwischen 300 Mitglieder starke Verein brachte seine "Wirtshausidee" im Gemeinderat ein. Die Mitglieder sorgen stetig dafür, dass den Besuchern der Badespaß erhalten bleibt und finanzieren einen Teil der Kosten durch Spenden, etwa den 6000 Euro teuren Spezialsand auf dem Beachvolleyball-Feld.
Bamberg geht diesmal leer aus
Bevor es losging, sahen sich EU-Prüfer vor Ort die Pläne an und sorgte etwa dafür, dass der Beachvolleyball-Platz nun weiter weg von der Badestelle ist, als ursprünglich angedacht. "Dort verausgaben sich bald die Jüngeren, während die Älteren im Schatten die Boccia-Kugeln rollen", freut sich Dorn auf den gemeinsamen Sommer, aufs Grillen mit Seeblick zum Sonnenuntergang, das er jedem empfehle. "Wir machen das hier nicht für uns, sondern für alle." Doch im Gemeinderat habe es auch einige Gegner gegeben, entsprechend gelegen kamen dem Verein die EU-Mittel.
Ganz Bayern profitiert erheblich von den Geldern. In der derzeitigen Förderperiode (2014 bis 2020) erhält der Freistaat 793 Millionen Euro aus den Struktur- und Investitionsfonds. Hinzu kommt die Förderung für den ländlichen Raum. Dorthin fließen 1,5 Milliarden Euro.