Millionenwerte in den Vitrinen

4 Min
Auf große Resonanz stößt die Ausstellung "Im Schutz des Engels". Den Festakt im Dom verfolgten zahlreiche Gäste. Foto: R. Rinklef
Auf große Resonanz stößt die Ausstellung "Im Schutz des Engels". Den Festakt im Dom verfolgten zahlreiche Gäste. Foto: R. Rinklef
Festakt im Dom Foto: R. Rinklef
Festakt im Dom Foto: R. Rinklef
 
Festakt im Dom Foto: R. Rinklef
Festakt im Dom Foto: R. Rinklef
 
Festakt im Dom Foto: R. Rinklef
Festakt im Dom Foto: R. Rinklef
 
Festakt im Dom Foto: R. Rinklef
Festakt im Dom Foto: R. Rinklef
 
So sah einst ein Schauraum der Städtischen Kunst- und Gemäldesammlung auf dem Michaelsberg aus. Das Bild ist jetzt im Historischen Museum zu sehen.Foto: Museen der Stadt Bamberg.
So sah einst ein Schauraum der Städtischen Kunst- und Gemäldesammlung auf dem Michaelsberg aus. Das Bild ist jetzt im Historischen Museum zu sehen.Foto: Museen der Stadt Bamberg.
 
Holger Kempkens, Leiter des Diözesanmuseums, präsentiert in dieser gotischen Monstranz eine zertifizierte Reliquie des heiligen Benedikt. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Holger Kempkens, Leiter des Diözesanmuseums, präsentiert in dieser gotischen Monstranz eine zertifizierte Reliquie des heiligen Benedikt. Foto: Marion Krüger-Hundrup
 
Festakt im Dom Foto: R. Rinklef
Festakt im Dom Foto: R. Rinklef
 
Festakt im Dom Foto: R. Rinklef
Festakt im Dom Foto: R. Rinklef
 
Festakt im Dom Foto: R. Rinklef
Festakt im Dom Foto: R. Rinklef
 
 
Zu den bibliophilen Kostbarkeiten der Schau in der Staatsbibliothek gehört das berühmte "Bamberger Schreiberbild". Foto: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab.
Zu den bibliophilen Kostbarkeiten der Schau in der Staatsbibliothek gehört das berühmte "Bamberger Schreiberbild". Foto: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab.
 

Zum Jubiläum 1000 Jahre Kloster Michaelsberg gibt es eine Sonderausstellung an fünf Standorten. Die hochkarätige Schau "Im Schutz des Engels" wurde offiziell mit einem Festakt im Dom eröffnet.

Erzengel Michael gilt als Bezwinger des Teufels, als Verteidiger Gottes gegen alles Böse. Mit seiner wehrhaften Bedeutung wurden ihm gern Kirchen zum Schutz von Ortschaften geweiht. So ist vor 1000 Jahren auch die Lage des Klosters St. Michael auf einem Berg nördlich der Stadt Bamberg bewusst gewählt glaubte man doch, das Böse käme aus dem Norden und würde hier von Michael und den himmlischen Heerscharen ferngehalten.

Die hunderten Gäste, die zur festlichen Eröffnung der Ausstellung "1000 Jahre Kloster Michaelsberg" in den Dom strömten, erlebten denn auch hautnah, dass das Gute wohl tatsächlich aus dem Süden kommt: Festredner Notker Wolf, Abtprimas der Benediktiner und als solcher oberster Repräsentant von weltweit rund 23.000 Mönchen und Nonnen, kam direkt aus Rom angereist. Kurzweilig und mit Anekdoten gespickt, führte der 75-Jährige durch die Geschichte seines Ordens, der Europa nachhaltig kulturell geprägt hat.

Die amüsanten Darlegungen des Abtprimas" sorgten dafür, dass das 1000-jährige Jubiläum schon zu Beginn des Festreigens der "kulturellen Demenz" und dem Vergessen entgegen wirkt. Erzbischof Ludwig Schick ordnete das Jubiläum in seinem Grußwort dergestalt ein. "Jubiläen müssen nachdenklich machen und sollen keine oberflächlichen Events sein, die vorbei sind, wenn der letzte Ton der Begleitmusik verklungen ist", erklärte Schick. Er erinnerte daran, dass das Kloster Michaelsberg und seine Mönche "uns beschenkt haben mit der Kultur der Werte und Tugenden aus dem christlichen Glauben". Dazu gehörten Landwirtschaft, Wein- und Obstbau sowie die Landschaftspflege, die Architektur und Kunst, kostbare Handschriften, Bildung, Kranken- und Altenpflege.

Allerdings lässt sich über die Tugend der frühen Michelsberger Mönche trefflich streiten. Die Teilausstellung im Staatsarchiv Bamberg in der Hainstraße liefert nämlich klare Beweise dafür, dass es das Kloster mit der Wahrheit nicht so genau nahm. Zu den etwa 30 Exponaten - darunter Kaiser-, Papst und Klosterurkunden der Frühzeit - gehören auch gezielt gefertigte Fälschungen: "Das Kloster fängt an, seine Geschichte zu manipulieren, um seine Gründung als die ausschließliche durch Kaiser Heinrich II. darzustellen und sich so unabhängiger vom Bischof zu machen", erzählt Kurator Klaus Rupprecht. Er hat aus der überaus großen Dichte des überlieferten Schriftgutes von Kloster Michelsberg die bedeutendsten Schätze des Staatsarchivs für die Schau ausgewählt: "Diese werden zum ersten Mal im Fokus auf den Michaelsberg gezeigt", will Rupprecht die Bamberger anlocken.

Auch Karten und Zeichnungen der Klosterimmunität und der Besitzungen oder Druckwerke, die die Verwaltungs- und Wirtschaftsreformen unter Abt Anselm Geisendorfer (1724 bis 1743) veranschaulichen sowie zentrale Dekrete aus der Säkularisation, gehören zu der Präsentation im abgedunkelten und kühl temperierten Schauraum.

Ein ähnliches Ambiente erwartet den Besucher in der Staatsbibliothek in der Neuen Residenz. Hier gilt es, bibliophile Kostbarkeiten aus der Bibliothek und dem Skriptorium des Klosters Michaelsberg zu bewundern: Illuminierte Handschriften aus dem 10., 11. und 12. Jahrhundert, darunter das berühmte "Bamberger Schreiberbild", das einzigartige Einblicke in die Herstellung romanischer Handschriften gewährt. "Das Bild zeugt vom großen Selbstbewusstsein der Mönche", würdigt Direktor Werner Taegert diese Prätiose.

Gleichwohl sind die Exponate im Staatsarchiv und in der Staatsbibliothek nicht die ältesten der Gesamtausstellung. Das Diözesanmuseum als zentraler Ort der Exposition zeigt etwa ein Bibelfragment aus dem 5. Jahrhundert, das aus der Abtei St. Blasien im Schwarzwald stammt und als Leihgabe des Benediktinerstiftes St. Paul im Lavanttal (Kärnten) auf den Domberg kam. Museumschef Holger Kempkens und sein Team bieten mit über 200 Objekten eine beeindruckende Zusammenschau von den Anfängen des Mönchtums in der Wüste über die Entstehung des europäischen Klosterwesens bis hin zur facettenreichen Genese des Michaelsberges und zum heutigen Ordensleben im Erzbistum Bamberg. Bei allem stehen natürlich die Benediktiner im Mittelpunkt, die mit der Gründung des Klosters Michelsberg auch ins Bistum Bamberg kamen.

Fast ehrfürchtig zieht Holger Kempkens weiße Schutzhandschuhe an und hebt behutsam eine gotische Monstranz empor. Darin befindet sich eine zertifizierte Reliquie des heiligen Benedikt (um 480-547/560), dessen Mönchsregel wegweisend für die Klöster wurde. Diese Regel kann auf einer dargebotenen Handschrift aus dem 15. Jahrhundert durchaus entziffert werden.

"Millionenwerte lagern in den Vitrinen", fasst der Museumsleiter eigentlich unschätzbares Kulturgut zusammen. Damit hat er alle fünf Standorte der Sonderausstellung im Blick, zu denen auch das Historische Museum in der Alten Hofhaltung und das Stadtarchiv zählen.

Regina Hanemann, Direktorin der Städtischen Museen, nennt die Schau im Historischen Museum "eine kleine, aber feiner Studioausstellung". Diese zeigt eine Auswahl jener Objekte und Gemälde, die einst auf dem Michaelsberg als Ort der Städtischen Kunst- und Gemäldesammlung von 1839 bis zum Umzug in die Alte Hofhaltung 1935 präsentiert wurden.

Aus dem Kernbestand sind Kostbarkeiten dabei wie der "Turmbau zu Babel" eines flämischen Meisters aus dem 17. Jahrhundert oder die "Alabastermadonna" (Ende 15. Jahrhundert), die Pater Anton Weil (1770 bis 1846) aus dem am 13. April 1803 aufgelösten Kloster Michaelsberg der Stadt Bamberg vermachte. Außerdem wurden Objekte aus der ethnografischen Sammlung ans Licht geholt, die seit der Schließung der Galerie am Michaelsberg nicht mehr zu sehen waren.

Erst ab Anfang August lädt nun das Stadtarchiv zur Sonderausstellung ein. Und zwar bietet es einen historischen Rundgang durch die Bamberger Klosterlandschaft auf der Kartengrundlage des Zweidler-Plans. Neben den Benediktinern fanden zahlreiche andere Orden ihre Heimat in der Stadt, unter anderen Dominikaner, Franziskaner und Karmeliten, aber auch einige Kollegiatsstifte. "Das wird eine etwas kleinere Ausstellung", blickt Archivdirektor Horst Gehringer voraus. Als Besonderheit soll es eine 3D-Präsentation geben, mit der die St. Michaels-Kirche virtuell von innen besucht werden kann.

Denn dass dieses markante Gotteshaus im Jubiläumsjahr geschlossen bleiben muss, nennt auch Holger Kempkens "einen Wehrmutstropfen". Immerhin geben großformatige Fotos im Diözesanmuseum einen Eindruck vom einzigartigen "Himmelsgarten". Und dass ausgiebig gefeiert werden dürfe, obwohl die Jubilarin den Blicken verborgen bleibt, beteuerten unisono Bürgermeister Christian Lange (CSU) und Domkapitular Norbert Jung, Summus Custos des Domes, im Festakt anlässlich der Ausstellungseröffnung.

Die Öffnungszeiten der fünf Ausstellungsorte finden Sie unter www.1000-Jahre-Michaelsberg.bamberg.de. Die Eintritte in Staatsarchiv, Staatsbibliothek und Stadtarchiv sind frei.