Mehrkosten in Millionenhöhe verhinderten das Kunstprojekt

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Das Schloss soll künftig das Baureferat beherbergen. Ronald Rinklef
Das Schloss soll künftig  das Baureferat beherbergen.  Ronald Rinklef
Teile der Sammlung Goetz sind in München in einem Museum zu besichtigen.
Teile der Sammlung Goetz sind in München in einem Museum zu besichtigen.
 
Das als Bischofsresident errichtete Schloss Geyerswörth liegt unmittelbar neben dem Brückenrahtus.
Das als Bischofsresident errichtete Schloss Geyerswörth liegt unmittelbar neben dem Brückenrahtus.
 
Aus der Sammlung Goetz
Aus der Sammlung Goetz
 

Der Stadtrat hat einer Dependance der Sammlung Goetz in Schloss Geyerswörth eine Absage erteilt. Doch warum will der OB weiter "nach Locations" suchen?

Es war die Vision eines Hauses moderner Kunst mitten in der alten Stadt Bamberg. Über ein Jahr wurde hinter verschlossenen Türen und seltener in der Öffentlichkeit darüber diskutiert, Teile der 5000 Exponate zählenden Sammlung Goetz in Bambergs Renaissance-Schloss Geyerswörth in einem Museum zu präsentieren. Es sollte ein weiterer kultureller Leuchtturm in der ohnedies so kunstreichen Stadt Bamberg werden - doch es bleibt vorerst bei einem Luftschloss.

Zumindest für das derzeit noch das Sozialreferat beherbergende Schloss Geyerswörth haben Finanzsenat und Stadtrat der Stadt Bamberg diese Woche eine solche Zukunft ausgeschlossen. Das um 1580 als Bischofspalast errichtete Gebäude soll auch nach seiner Sanierung als Verwaltungssitz genutzt werden.

Als der Stadtrat erstmals am Dienstag einstimmig grünes Licht für die 17 Millionen Euro teuere Sanierung gab, jetzt definitiv mit dem Ziel eines Ämtergebäudes, war das Aufatmen im Großen Sitzungssaal spürbar. Kämmerer Bertram Felix hatte es den Stadträten leicht gemacht, der verlockenden Offerte aus München gewissermaßen in letzter Sekunde ein entschlossenes Nein entgegenzustellen.

Denn nach dem (noch) nutzungsneutralen Durchführungsbeschluss im Dezember hätte die Entscheidung über Sanierung und Umbau zum neuen Baureferat jetzt keinen Aufschub mehr geduldet. "Man muss wissen: Ein bisschen Museum und ein bisschen Restverwaltung das geht nicht", machte der Kämmerer klar. Noch mehr haben die Stadträte freilich seine Kostenargumente beeindruckt. Würde die Stadt den Umbau zu einem Ausstellungshaus "in der angestrebten Qualität" ernst meinen, käme wegen der deutlich höheren Anforderungen an eine Versammlungsstätte, wegen des Mehraufwands für Brandschutz, Einbruchsicherheit und Klimatisierung "mindestens ein zweistelliger Millionenbetrag" auf die Stadt zu. "Wir müssten zudem mit jährlichen Kosten für acht bis neun zum Teil hochkarätig besetzten Planstellen rechnen." Selbst einen Entzug von Fördergeldern und das Fehlen einer denkmalschutzrechtlichen Genehmigung mochte Felix nicht ausschließen, hätte sich der Senat doch noch zu einem Museumskonzept durchgerungen.

Das war nach diesem Plädoyer freilich kaum zu befürchten. Helmut Müller (CSU) erneuerte seine bereits früher formulierte Einschätzung, dass sich Bamberg keine solchen "Luxusdinge" leisten könne, wenn gleichzeitig das Geld für den öffentlichen Personennahverkehr fehle. Die Nutzung des Gebäudes für das Baureferat bezeichnete er als angemessen. Man müsse sich vor Augen halten, dass dadurch die jetzt noch von der Bauverwaltung belegten Gebäude am Leinritt frei würden - eine Chance für die Stadt.

Seine "Erleichterung" formulierte auch SPD-Sprecher Heinz Kuntke. Das Projekt sei eine Nummer zu groß für Bamberg, sagte Kuntke und forderte seine Kollegen zu "etwas mehr Bescheidenheit" auf: "Ich weiß nicht, was los wäre, wenn wir einen zweistelligen Millionenbetrag dafür genehmigt hätten."

Auch von der Bamberger Allianz kam eine klare Absage an zusätzliche Millionenkosten. "Wir dürfen nicht vergessen, wir haben in Bamberg die ein oder andere Aufgabe vor uns", sagte Dieter Weinsheimer mit deutlich ironischem Unterton. Nun rücke das Kesselhaus als Platz für die moderne Kunst wieder in den Vordergrund. Dafür plädiert auch der Bamberger Kulturreferent Christian Lange (CSU), der sich zuletzt noch dafür stark gemacht hatte, Bamberg mit einem neuen Kunsthaus zu bereichern.

Das Aus für ein Museum im Schloss Geyerswörth scheint einer weiteren Zusammenarbeit mit der Münchner Kunstsammlerin Ingvild Goetz übrigens nicht abträglich zu sein. Schon wird im Rathaus über eine Ausstellung von Werken 2020 in der Villa Dessauer nachgedacht, um Bamberg mit der Sammlung vertraut zu machen.

Langfristig hält Bambergs OB Andreas Starke (SPD) ohnedies an dem Ziel fest, der modernen Kunst in Bamberg mehr Platz einzuräumen. "Diese Entscheidung", sagte er, "ist kein Abgesang auf die Idee als solche. Sie kommt nur eben nicht jetzt und eben nicht dort. Wir suchen weiter nach Locations"

Kommentar des Autors:

Das Ende der Blütenträume

Drei Monate nach dem Sanierungsbeschluss für Schloss Geyerswörth hat der Stadtrat gerade noch die Kurve gekratzt. Eine Idee wurde zu Grabe getragen, die angesichts der vielen anstehenden Aufgaben einen harten gesellschaftlichen Diskurs ausgelöst hätte und: die kaum zu finanzieren gewesen wäre.

Es darf keine Denkverbote geben, hat der OB im Finanzsenat gesagt. Das ist richtig, aber ebenso muss man in der Lage sein, sich von lieb gewordenen Vorstellungen zu trennen, wenn sie sich als falsch erweisen.

Bei allem Respekt vor der Qualität der Sammlung Goetz. Um eines der bedeutendsten Wahrzeichen der Stadt Bamberg unter Inkaufnahme einer zweistelligen Millionensumme öffentlichen Geldes diesem alleinigen Zweck zu widmen, hätte es schon besserer Argumente bedurft als die bloße Tatsache, dass ein schönes Haus möglicherweise nicht adäquat genutzt wird.

Es gibt deshalb keinen Grund traurig zu sein, dass das von manchen beklagte Defizit an zeitgenössischer Kunst in Bamberg nun nicht durch den sprichwörtlichen großen Wurf beseitigt wird. Diese Bereicherung wäre ohnedies wie eingekauft gewesen.

Auch die heimischen Künstler und Kunstschaffende werden nicht von sich behaupten, in der Vergangenheit von der Stadt mit Zuwendungen verwöhnt worden zu sein. Sie wissen selbst am besten: Die Kulturstadt Bamberg, die voller Kunst und Kunstdenkmäler steckt, hat schon viel damit zu tun, das zu pflegen und zu fördern, was an gewachsenen Werten in ihr steckt.

Einen Beigeschmack hat die Debatte trotz des Ausgangs: Sie erweckt den Eindruck, dass Geld in Bamberg für alles vorhanden ist, nur nicht für die Pflichtaufgaben.

Doch jeder Euro wird gebraucht. Für bezahlbare Wohnungen, für Kita- und Pflegeplätze, für Schulen und den öffentlichen Nahverkehr.