Der Interkulturelle Kunsthandwerker-Weihnachtsmarkt rund um die Johanniskapelle am Stephansberg lockte mit seinem anspruchsvollen Angebot viele Besucher.
Dicht gedrängt standen die Besucher in der frisch renovierten Johanniskapelle am Stephansberg, als Oberbürgermeister Andreas Starke den Interkulturellen Kunsthandwerker-Weihnachtsmarkt offiziell am Samstagmittag eröffnete. Natürlich hatte das Stadtoberhaupt wohlfeile Worte parat über die "lebendige Weihnachtsmarkttradition in Bamberg" und über die "besondere Weihnachtsatmosphäre, die auch Touristen anzieht". Doch Starkes Freude über das Engagement von Organisatorin Bettina Kröner und von rund 30 Ausstellern bekam rasch eine tierische Note: "Als Lokalpolitiker hofft man, dass die Rolle des Esels schon vergeben ist", spielte der OB launig auf denjenigen an, der ihn am Eingangstor zähnebleckend begrüßt hatte: Esel Max, der heimliche Star des Weihnachtsmarktes, der mit den Schafen Marie und Luise eine lebendige Krippe abgab.
Grautier Max wachte sozusagen über dem Budenzauber: mit Tannenzweigen und Lichterketten
geschmückte Holzhütten, in denen Kunsthandwerk wie Keramik, handgemachter Schmuck, Christbaumkugeln, Radierungen oder Zinnornamente auf hohem Niveau feilgeboten wurde. Das anspruchsvolle Angebot setzte sich an Ständen in der Johanniskapelle fort: Volkskunst aus dem erzgebirgischen Städtchen Seiffen, echte Marionetten eines Puppenbauers oder Flechtobjekte aus Weide. Fasziniert schlenderten die Interessierten wie auf einem Klangteppich umher. Denn der Gospelchor "Coloured Voices im Liederhort Hallstadt" beschwingte mit fulminant dargebotenen Weihnachtsliedern in verschiedenen Sprachen.
Damit war der Intention dieses interkulturellen Marktes mehr als Genüge getan: "Wir möchten Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenbringen und versuchen, das Wort Integration mit Leben zu erfüllen", erklärte Eventmanagerin Kröner.
So hatte sie auch den Migranten- und Integrationsbeirat der Stadt Bamberg (MIB) mit ins Boot geholt und ließ dessen Vereine dieses Adventswochenende mitgestalten. Für MIB-Vorsitzenden Mohamed Hédi Addala war das nach eigenen Worten "eine große Freude, denn wir unterstützen im schönen Bamberg alles, was die Integration voranbringt". Wenn unterschiedliche Kulturen zusammen essen, trinken, singen, tanzen sei das ein Zeichen, "dass es mit der Integration vorangeht".
Der muslimische Türke Civek zum Beispiel brachte mit seinen Kameraden gefüllte Börek oder das Joghurtgetränk Ayran an die Leute. Im Kindergarten St. Johannes neben der Kapelle gab es mexikanischen Punsch, tunesische Mandel-Muffin oder indische Kokos-Plätzchen.
Zu den kulinarischen Genüssen aus aller Herren Länder gesellten sich spanische Stipendiaten des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia, die Engländerin Jane Westrop oder Mitglieder der Ukrainischen Gemeinde, die mit künstlerischen Darbietungen einen Einblick in die Weihnachtsbräuche ihrer jeweiligen Heimat gaben. Da kamen auch die alteingesessenen Bamberger nicht zu kurz, denn Mundartdichterin Rettl Motschenbacher trug ihre Geschichte vom Christkindla vor, das "übä mei Haus fliech".
Noch weitere Lokalgrößen wie Erik Berkenkamp oder Martin Neubauer bereicherten das Kulturprogramm. Und wer immer noch nicht genug an Eindrücken aufgesaugt hatte, suchte den Plausch mit den Ausstellern. Etwa mit Roland Spörlein aus Strullendorf, der so lebendig über seine Reiseerfahrungen durch Lateinamerika erzählen konnte und über seine Ehefrau, eine gebürtige Peruanerin.
Leonor Zegarra Spörlein ist Grundschullehrerin und Hobbykünstlerin, die wunderschöne Bilder, Handtaschen und Wollwaren wie Mützen, Schals, Pullover, Handschuhe ganz im peruanischen Stil produziert. "Dabei wird sie von ihren sieben Geschwistern unterstützt, die in Peru alle stricken", lachte Roland Spörlein hinter der Verkaufstheke seiner Holzbude, auf der die farbenfrohen Schätze ausgebreitet waren.
Esel Max ließ sich derweil geduldig von Groß und Klein streicheln. Ja, es schien, als ob er lächelte angesichts der Scharen, die an ihm vorbeizogen.