"Manche von den Kids können's doch besser"

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Oliver Schulz fühlt sich bei seinen "Leuten" in der Gemeinde Oberhaid wohl, m it dabei Bürgermeister Carsten Joneitis (links) und Vereinsvorsitzender Michael Botlik. Fotos: Anette Schreiber
Oliver Schulz fühlt sich bei seinen "Leuten" in der Gemeinde Oberhaid wohl, m it dabei Bürgermeister Carsten Joneitis (links) und Vereinsvorsitzender Michael Botlik. Fotos: Anette Schreiber
Gemütlich ist es vor dem Jugendtreff.
Gemütlich ist es vor dem Jugendtreff.
 
Im Hof unterhalten sich Bürgermeister Joneitis und Vereinsvorsitzender Botlik (r.)
Im Hof unterhalten sich Bürgermeister Joneitis und Vereinsvorsitzender Botlik (r.)
 
Im Treff kommt man auch ins Internet.
Im Treff kommt man auch ins Internet.
 
Wer gerne Kicker spielt, hier ist's möglich
Wer gerne Kicker spielt, hier ist's möglich
 
 
Ein bisschen Krafttraining ist hier auch möglich
Ein bisschen Krafttraining ist hier auch möglich
 
Oli Schulz beim Bild mit der ersten Jugendtreff-Generation
Oli Schulz beim Bild mit der ersten Jugendtreff-Generation
 
Das Äußere der Container haben die Kids selbst gestaltet.
Das Äußere der Container haben die Kids selbst gestaltet.
 
Auch auf der Türe durften sich engagierte Jugendtreffbesucher verewigen.
Auch auf der Türe durften sich engagierte Jugendtreffbesucher verewigen.
 

Seit zehn Jahren kümmert sich der Verein Kommunale Jugendarbeit Oberhaid um die Kids in der Gemeinde. Dafür hat er Oliver Schulz angestellt und der weiß, was hier abgeht.

Oli sitzt mit seinen Leuten vor dem Jugendtreff. Das Handy meldet sich dezent - eine SMS. "Ich hab' auch meine Diven!", kommentiert er den Inhalt. Er zuckt die Schultern, dann halt so. Manche kommen eben nur nach persönlicher Einladung, weiß er. Oli kennt seine Leute. Kein Wunder. Seit zehn Jahren befasst sich Oliver Schulz, so sein kompletter Name, in Oberhaid mit der Jugend - für den Verein Kommunale Jugendarbeit e.V., bei dem hat der diplomierte Sozialpädagoge eine Halbtagsstelle.

So bleibt ihm auch Zeit für sein Unternehmen, das unter anderem verschiedene Outdoor-Aktivitäten wie Kanufahren oder Klettern anbietet. Davon wiederum profitieren die Kids. Wenn Oli, wie ihn alle nennen, mit ihnen Entsprechendes unternimmt.



Immer erreichbar

"Ich bin übers Handy immer erreichbar", erklärt Oliver Schulz, als es sich wieder meldet, während er mit einer kleinen Runde entspannt im Jugendtreff sitzt. Auch dieses 60-Quadratmeter große Refugium der Kids finanziert der Verein, letztlich über die Gemeinde. Allein 8000 Euro kommen da für Strom, Wasser und Unterhalt jährlich zusammen. Sie sind enthalten in den jährlichen 40 000 Euro, die Oberhaid in die professionelle Jugendarbeit investiert, über den Verein Kommunale Jugendarbeit Oberhaid. Denn der ist der offizielle Träger.

Warum ein Verein? Vorsitzender Michael Botlik erinnert an die Anfänge vor über zehn Jahren. Da wurde professionelle Jugendarbeit über private Träger besser gefördert als die der Kommunen. So gab es seitens des Landkreises im ersten Jahr 30 Prozent Zuschuss zu den Personalkosten, im zweiten 20 und ab dem dritten Jahr zehn Prozent. Auf diese Weise hat sich die Gemeinde im Laufe deer Jahre gut 36 000 Euro gespart, rechnet Bürgermeister Carsten Joneitis (SPD) vor. Theoretisch. Natürlich konnte man das zusätzlich in die Jugendarbeit einbringen. Selbstverständlich wird parallel dazu auch die der Vereine unterstützt.

So ein Modell wie Oberhaid praktizieren auch der Markt Hirschaid und die Stadt Hallstadt, erklärt dazu Hans-Jürgen Tytyk, Leiter des Kreisjugendamtes.

Eigene, professionelle Jugendarbeit gibt es in 17 von 36 Landkreisgemeinden. Die hat der Landkreis allein im vergangenen Jahr mit knapp 50 000 Euro gefördert. Förderungen, die wirklich fruchten, resümiert Tytyk die Resonanz der Kommunen. Denen werden über den Trägerverein für innovative Sozialarbeit (iso) verschiedene Modelle angeboten, wie etwa das Jugendarbeitsmodell JAM, das es auch im Zuschnitt für kleinere Gemeinden (unter 3000 Einwohner) gibt.

Zurück nach Oberhaid. Die Gemeinde hatte vor der Vereinsgründung bereits selbst Jugendsozialarbeit betrieben, so Botlik. Dann hatte der damalige Bürgermeister Harald Krug die Idee mit der Vereinsgründung, Vizebürgermeister Leopold Vetter wurde Gründungsvorstand. 19 Mitglieder hat der Verein zurzeit. Gemeinderäte und sogar drei Vereine zählen dazu, manchmal Eltern, aber da wechsele der Bestand.

In den Jahren hat sich in Oberhaid vieles getan. So etwa hat der Jugendtreff die Räumlichkeiten im Pfarrheim verlassen und eigene (aus Containern bestehende) in Bauhofnähe geschaffen. Es gab anfangs Probleme mit der Nachbarschaft, erinnert sich Schulz. Aber das hat sich längst gegeben. Auch andere Felder hat der Diplom-Sozial-Pädagoge beackert, viele Vernetzungen geschaffen, wie etwa mit der Sozialarbeit an der Schule. Und er hat Unmengen Probleme gehört. Das Gros? "Beziehungsprobleme", sagt er. Das wundert wenig, schließlich sind oder kommen die von im betreuten Kids in die Pubertät. Die definiert Schulz übrigens als das Alter, "in dem Eltern anfangen schwierig zu werden."


Lautstärke und Alkohol

Und die sonstigen Problemfelder: Da gibt es immer wieder mal die am Dr.-Hau-Platz, wenn Jugendliche sich dort lautstark aufhalten und Alkohol trinken. Das ist in den Griff zu bekommen. Was macht Oliver Schulz dann zu schaffen. "Wenn ich weiß, einer kann es doch anders, warum ist er nicht überall so!" Was freut ihn? "Wenn meine Leute Verantwortung übernehmen."

Bürgermeister Joneitis und Vorsitzender Botlik nehmen's gespannt zur Kenntnis und sind froh, dass Oli seine Leute so gut kennt. "Kontinuität ist wichtig" sagt Joneitis. Was er meint: Oli ist für Oberhaid ein echter Glücksgriff. In der Sprache von Olis Leute heißt das, "der passt schon und der ist cool." Die beiden Davids (16 bzw. 13) Danny (15), Tina (15) und wie die heutige Repräsentanz der rund 400 Jugendlichen in der Gemeinde heißt, sieht das so. In der nächsten Zeit wird man wohl etliche bei Olis Ferienangeboten treffen. Und wohl auch den Absender der SMS, der persönlich eingeladen werden will.