Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege präsentierte eine zweibändige Publikation zur Baugeschichte des Bambergert Doms und seiner Ausstattung sowie dem Domschatz.
Als Reiseführer für Bamberg-Touristen eignet sich dieses opulente Werk allerdings nicht: Es wiegt schlappe 6,8 Kilo, umfasst 2000 Seiten mit mehr als 2150 Fotos, Plänen und Zeichnungen. Zudem ist es "extrem komplex", erklärte Mathias Pfeil. Dennoch empfahl der Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, die beiden Teilbände "durchzulesen".
Just am Vorabend der 1003. Domkirchweih (6. Mai 1012) stellte Pfeil im Dom die neue Publikation seines Hauses vor. In der Reihe "Die Kunstdenkmäler von Bayern" erschien nun der Band in zwei Teilen "Bamberg - Domberg: Das Domstift 1 und 2". Das Werk erschließt den historischen Kern des ehemaligen Hochstifts Bamberg, den Dom mit seinen Vorgängerbauten und seinem engsten Umgriff, und damit den prominentesten Bestandteil der Welterbestätte.
Über zwanzig Fachleute aus verschiedenen Disziplinen - federführend war Landesamt-Mitarbeiter Matthias Exner - behandeln den Dom selbst, seine direkten Anbauten (Gertrudenkapelle, Segerer, Domkranz und Veitsfriedhof) sowie die Umbauung des Kreuzhofs mit Kreuzgang, Nagelkapelle, Andreaskapelle, Kapitelhaus und Kustorei. Auch dem Domschatz sind wertvolle Kapitel gewidmet.
Teilband 1 befasst sich mit der Baugeschichte und bietet eine Baubeschreibung des Doms mit nahezu vollständiger Dokumentation der mittelalterlichen Bauplastik. Ergebnisse archäologischer Forschungen zum Heinrichsdom von 1012 gehören ebenso dazu wie die bautechnischen Besonderheiten des Doms aus dem 13. Jahrhundert. Dazu wurden beispielsweise die von 1539 an lückenlos erhaltenen Rechnungen für Baumaßnahmen am Dom ausgewertet.
Auf diese Weise lassen sich bauliche Veränderungen und Restaurierungsarbeiten exakt nachvollziehen.
Teilband 2 widmet sich der Ausstattung der Domkirche, den Kapitelsbauten mit dem Kreuzgang und dem Domschatz. Von den Wandmalereien bis zu den Glocken, von den Textilien bis zu den Grabdenkmälern präsentiert der Band Kostbarkeiten aus dem Dom: die Ostchorschranken mit den Propheten- und Apostelpaaren oder das Kaisergrab Tilman Riemenschneiders gehören ebenso dazu wie die Altäre der Kirche, deren Standortgeschichte sich anhand einer Ausfalttafel gut nachvollziehen lässt. Zum ersten Mal seit 1914 erfährt der Domschatz wieder eine ausführliche wissenschaftliche Untersuchung und Würdigung.
"Das Buch hat mir viel Arbeit abgenommen", meinte Domkapitular Norbert Jung in seiner Begrüßung der illustren Gästeschar. Jung, als "Summus custos" Hausherr des Doms, müsste auch das Inventar des Doms erstellen.
Das haben nun die Experten der neuen Publikation akribisch erledigt.
Das sei eine "Mammutaufgabe" gewesen, die "Zeit, Geduld, Aufmerksamkeit und Zielstrebigkeit erfordert", betonte Erzbischof Ludwig Schick in seinem Grußwort. Die Inventarisierung der Vergangenheit sei Grundlage und Voraussetzung für die Zukunft. Das vorgelegte Buch solle dabei helfen, Geschichte anzunehmen und aus ihr Zukunft zu gestalten, erklärte Schick und dankte für die "viele, geduldige Arbeit, die in den Bänden steckt".
Generalkonservator Pfeil überreichte dem Erzbischof das erste druckfrische Exemplar. Ein zweites bekam Ehrengast Professor Tilmann Breuer, der nach Pfeils Worten durch seine kontinuierlichen Vorarbeiten den Grundstock der hier vorgelegten Bände gebildet habe.
Die Sache mit dem Reiter Koordinator Matthias Exner stellte ihren umfassenden Inhalt vor.
Aus der Fülle des Stoffs wählte er einige Beispiele aus den interdisziplinären Forschungen, die zu einer Vielzahl neuer Erkenntnisse und Bewertungen geführt haben: "Text- und Bildquellen sowie die ausführlich zitierte Literatur bieten eine tragfähige Grundlage für künftige Forschungen", wertete Exner den Stellenwert der Bände. Allein im Blick auf die Darlegungen zum Domschatz leiste die Publikation "Basisarbeit".
Apropos neue Bewertungen: Exner ahnte das besondere Interesse seiner Zuhörer voraus und ging auf die Identifizierung des "Bamberger Reiters" ein, dem immerhin 22 Druckseiten gelten. "Die bisherige Deutung als König Stefan von Ungarn hält kritischer Prüfung nicht stand", erklärte Matthias Exner. Die Reiterfigur sei offenbar Teil eines umfangreichen Bildprogramms am verlorenen Ostlettner nach französischem Vorbild - etwa Chartres - gewesen.
Demnach könne der Reiter der jüngste der Heiligen Drei Könige sein, dessen Blick in die Ferne dem Stern von Betlehem gelte.
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege leistet mit der Veröffentlichung dieser Bände einen weiteren Beitrag für die wissenschaftliche Darstellung der Denkmäler in Bamberg. Generalkonservator Pfeil: "Bamberg hat unter den Städten Bayerns eine besondere Position: Es ist die einzige Stadt, der ein so umfangreiches wissenschaftliches Werk aus der Reihe ,Die Kunstdenkmäler von Bayern' gewidmet ist." Die Publikationsreihe "Stadt Bamberg" ist auf sieben Bände angelegt, die bis 2021 in mehreren Teilbänden erscheinen werden.
Einige Bände sind bereits erhältlich. Sie sind allesamt - wie auch die neuen - im Heinrichs- Verlag/Bayerische Verlagsanstalt Bamberg unter der bewährten Regie von Richard Alt hochwertig hergestellt.
Das Erzbistum Bamberg und die Oberfrankenstiftung sorgten für die finanzielle Unterstützung.
Zum Buch "Die Kunstdenkmäler von Bayern. Stadt Bamberg 2 - Domberg 1: Das Domstift - Teil 1 und 2." Von Matthias Exner. Im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst herausgegeben vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, 2015. Heinrichs -Verlag /Bayerische Verlagsanstalt Bamberg und Deutscher Kunstverlag Berlin/München. ISBN 978-3-89889-194-3. Preis: 98 Euro.
... aber wenn es sogar OFFENBAR ist, dass der Bamberger Reiter nun plötzlich als „Teil eines umfangreichen Bildprogramms am verlorenen Ostlettner der jüngste der Heiligen Drei Könige sein KÖNNE? ... - ... TOLL!
Mal sehen, ob diese x-te Neu-Deutung einer „kritischen Prüfung" stand hält!
Demnach ist dieser König allerdings OFFENSICHTLICH bereits wieder auf seinem Heimweg von Bethlehem ins Morgenland, denn reitet daher mit leeren Händen: Sein Mitbringsel (Gold, Weihrauch oder Myrrhe) hat er AUGENSCHEINLICH dem Jesuskind schon dargebracht.
(Als Schwager des Bistumsgründers Heinrich II. hatte der ungarische Nationalheilige König Stefan I. wenigstens eine unmittelbare Beziehung zu Bamberg — und noch dazu eine phantastische Liebesromanze mit seiner Angebeteten Gisela, Heinrichs Schwester.)