Die Covid-19-Pandemie verändert unser aller Leben und wirft viele Fragen auf. Ein Strullendorfer Unternehmen hat einen sogenannten Chatbot entwickelt, der kostenlos Antworten liefert - und damit Hotlines entlasten soll.
Darf ich im Garten grillen? Wie werden leichter erkrankte Corona-Patienten behandelt? Wie viele Fälle gibt es derzeit in Stadt und Landkreis Bamberg? Mit Fragen wie diesen sehen sich viele Gesundheitseinrichtungen, Gemeindeverwaltungen oder Träger von Pflegeheimen in den vergangenen Wochen sehr häufig konfrontiert. Antworten liefert seit ein paar Wochen eine Frau mit heller Haut und pupillenlosen Augen: Corina.
"Der eigene Garten darf gemeinsam mit den eigenen Familienangehörigen aus dem eigenen Hausstand genutzt werden, auch zum Grillen", verrät uns Corina. Auch dass leicht erkrankte Patienten ohne Risikofaktoren im Austausch mit dem Gesundheitsamt zu Hause behandelt werden können. Corinas Wissen beruht auf künstlicher Intelligenz, ihr Name ist die Kurzform für "Corona-Informations-Assistent" und ihre Schöpfer kommen aus Strullendorf.
Corina wird durch Tester schlauer
Es handelt sich um einen sogenannten Chatbot, ein technisches Dialogsystem, mit dem per Texteingabe kommuniziert werden kann. Chatbots werden häufig eingesetzt, um Anfragen automatisiert und ohne direkten menschlichen Eingriff zu beantworten oder zu bearbeiten. Auf die Idee für einen Corona-Chatbot kam das Strullendorfer Institut für digitales Management (IdM) Anfang März in einer Team-Besprechung. "Wir haben überlegt, was wir tun können. Wir haben keine Beatmungsgeräte und keine Schutzmasken. Aber Chatbots sind unser Geschäft, nur das wir dieses Mal kein Geld damit verdienen wollen", sagt IdM-Geschäftsführer Daniel Alt. Der Chatbot könne in jede Internetseite integriert werden und sei für Kommunen und öffentliche Einrichtungen komplett kostenfrei. Und wenn er manche Hotline um häufig wiederkehrende Fragen entlaste, schaffe das Freiräume für komplexere Fragestellungen, wo wirklich menschlicher Rat gebraucht werde.
Gemeinsam mit der Bamberger Softwareschmiede Warptec habe Alts achtköpfiges Team das Corina-Projekt vorangetrieben. "Wir haben Tag und Nacht daran gearbeitet, die Leute waren unglaublich motiviert." Binnen einer Woche entstand eine "60-Prozent-Variante", dank der Rückmeldungen zahlreicher Tester wurde der Fragen-und-Antworten-Pool immer größer. "Wir sind eine kleine Bude und brauchen für sowas normalerweise vier Wochen. Aber als es dann fertig war, waren die Reaktionen auch wirklich krass."
Alt habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen und Unterstützer gefunden. Selbst am bundesweite Hackathon "#WirvsVirus" haben die Strullendorfer Mitte März mit Corina teilgenommen.
Zwei menschliche Mitarbeiter
Zu den Nutzern zählt seit zwei Wochen auch die Awo Bamberg: "Das Tool ist ein zusätzliches, kostenloses Hilfsangebot, das wir gerne auf unserer Website bereitstellen", sagt Susanne Lindner, bei der Awo Referentin für Öffentlichkeitsarbeit. "Der Chatbot ist relativ unauffällig mit einem Sprechblasensymbol am unteren linken Bildrand präsent."
Auch bei der Stadt Bamberg laufen bereits die Vorbereitungen für einen Corina-Einsatz. "Darüber sollen Fragen zum Corona-Thema auch außerhalb der Zeiten, in denen das Bürgertelefon besetzt ist, beantwortet werden", bestätigt Steffen Schützwohl aus der städtischen Pressestelle. "An ein paar Kleinigkeiten wird noch gearbeitet, aber wir stehen quasi in den Startlöchern." Der Corina-Chatbot soll möglichst viele Informationen zu Covid-19 bündeln, langes Google-Suchen und das Durchklicken durch Dutzende Internetseiten bleibe dem Nutzer dadurch erspart.