Lesen Sie noch gedruckte Bücher oder schon E-Books?

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Schmal, leicht und lesefreundlich: E-Books sind mittlerweile eine echte Alternative zum gebundenen Buch. Foto: Arne Dedert/dpa
Schmal, leicht und lesefreundlich: E-Books sind mittlerweile eine echte Alternative zum gebundenen Buch.  Foto: Arne Dedert/dpa

Wollte man früher ein vermeintlich verfängliches Buch in Bus oder Bahn tarnen, musste man sich um einen neutralen Umschlag kümmern. Heute reicht ein E-Book-Reader.

Egal, ob Groschenroman oder Hochliteratur, der Reader bleibt neutral. Vielleicht ist es auch dem unverdächtigen Äußeren von E-Readern geschuldet, dass alle drei Bände des SM-Romans "Shades of Grey" in der E-Book-Bestsellerliste des Onlinehändlers Amazon ganz oben mit dabei sind. Einen Zusammenhang zwischen dem Tarneffekt und dem großen Erfolg von "Genre Fiction" stellte schon im Februar die britische Zeitung "The Guardian" her. Hochliteratur sei dem britischen Blatt zufolge weiterhin vor allem im Regal zu finden, wo gedruckte Bücher den Nimbus großer Belesenheit und Bildung verbreiten. Die Bestsellerlisten scheinen dem "Guardian" recht zug eben, doch der E-Book-Markt im Ganzen wächst und erfreut sich immer größerer Beliebtheit.

Preise noch zu noch


Der Marktanteil von E-Books hat sich nämlich im ersten Halbjahr 2012 im Vergleich zu 2011 auf zwei Prozent verdoppelt. Klingt wenig, bedeutet in absoluten Zahlen aber 4,59 Millionen bezahlte E-Books. Im gleichen Zeitraum wurden auch 3,24 Millionen kostenlose E-Books heruntergeladen, zum Beispiel rechtefreie Klassiker. E-Books sind erneut günstiger geworden, von durchschnittlich 9,56 Euro 2011 sank der Preis auf 8,64 Euro im ersten Halbjahr 2012.

E-Book-Boom in Amerika

Die Verlage sind dennoch unzufrieden und schielen nach Amerika, wo der E-Book-Boom mit 15 Prozent Marktanteil deutlich stärker ausgeprägt ist. Die Preise für E_Books sinken hierzulande zwar, sind aber oft nur geringfügig niedriger als bei den gedruckten Werken - gerade für potenzielle E-Book-Neulinge kein großer Kaufanreiz. Die Buchpreisbindung - im Printbereich ein Mittel gegen Buchpreisdumping - verhindert bei digitalen Produkten Dynamik.
Dazu kommen überholte Konzepte, bei denen die Möglichkeiten elektronischer Lesegeräte nicht genutzt werden. Auch digitales Rechtemanagement (DRM), das Leser gängelt und sie daran hindert, Bücher zu verleihen oder weiterzuverkaufen, ist den Verkaufszahlen nicht zuträglich.

An den Geräten kann es nicht liegen, denn in Deutschland wird eine ganze Reihe von Modellen verkauft. Große Buchhandelsketten wie Hugendubel, Thalia und Weltbild stellen eigene Geräte vor, während die großen Hersteller Amazon und Samsung ebenfalls am Markt mitmischen. Sowohl der Kindle von Amazon als auch der Sony PRS-T2 können tausende Bücher speichern und verfügen über ein sogenanntes E-Ink-Display.
Diese Bildschirmtechnik bildet eine Buchseite verblüffend ähnlich nach und schont die Augen - dafür braucht man eine externe Lichtquelle, um einen E-Reader mit E-Ink nutzen zu können. Elektronisches Papier schont nicht nur die Augen, sondern auch die Batterie. Tausende Seitenwechsel sind möglich, bis der E-Book-Reader wieder an die Steckdose muss - praktisch für lesewütige Urlauber.

Nicht alle Tablets eignen sich

Auch Tablets wie das iPad werden von den Herstellern in Stellung gebracht und als Lesegeräte angepriesen. Hier locken vor allem Zusatzfunktionen wie schnelles Surfen, Spiele und natürlich das vielfarbige Display. Dieses allerdings leuchtet selbst, was viele Menschen als störend beim Lesen empfinden.

Egal, welches Gerät man nutzt, wichtig ist, wo man seine E-Books kauft, denn nicht jedes Gerät kann alle Formate lesen. Kindle-Nutzer sind beispielsweise auf den Amazon-Shop angewiesen, während sich etwa Sony-Reader mit dem .AZW-Dateiformat von Amazon schwer tun. Onlineläden für E-Books gibt es viele, neben Amazon und großen Buchhandelsketten versuchen sich auch spezielle E-Book-Shops auf dem Markt zu behaupten. Vor dem Kauf eines Readers sollte man sich also auf jeden Fall informieren, welche Läden man mit dem gewünschten Reader nutzen kann und ob das Sortiment zum eigenen Geschmack passt.

Technische Abkürzungen bei E-Books

DRM ist eine Abkürzung für Digital Rights Management, zu Deutsch: digitale Rechteverwaltung. Überbegriff für Maßnahmen, die verhindern sollen, dass Urheberrechte verletzt werden, etwa durch unerlaubte Weitergabe. Kostenpflichtige E-Books sind in der Regel auch DRM-geschützt und können somit nur von einer Person, allerdings meist auf mehreren Geräten, verwendet werden.

E-Ink ist eine passive Anzeigetechnik. In Mikrokapseln werden geladene schwarze und weiße Teilchen durch Strom angeregt, an die Oberfläche zu treiben. Dadurch ergibt sich ein Bild, das wochenlang erhalten bleibt - Spannung muss nur für den Seitenwechsel angelegt werden.

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