Lebenshilfe Werkstätten weihen Neubau ein

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Judith Natzschka hat - wie alle Mitarbeiter - einen hellen Arbeitsplatz. Fotos: Michael Gründel
Judith Natzschka hat - wie alle Mitarbeiter - einen hellen Arbeitsplatz.  Fotos: Michael Gründel
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Mehr Platz für die Arbeit im Licht: Heute wird der Neubau der Werkstatt RehaWe der Bamberger Lebenshilfe eingeweiht. Das alte Gebäude hatte nicht mehr ausgereicht.

Wenn man nicht weiß, dass man bereits durch den Neubau geht, merkt man es nicht. Man achtet aber auch nicht darauf, der Blick geht nach oben, durch die Deckenfenster ins Tageslicht. Nach rechts, in den grünen Innenhof. Nach links in den angrenzenden Werkstattraum, durch dessen Fenster man bis auf die Straße blicken kann.

Große Fenster und viel Licht, das gibt es hier überall. Und es gibt die Menschen, die das brauchen, weil es in ihrem Leben oft dunkel ist. Was sie auch brauchen, ist eine Tagesstruktur und ein Arbeitgeber, der Rücksicht nimmt.

"In der normalen Arbeitswelt hat keiner Verständnis, wenn man morgens anruft und sagt: Ich kann heute wegen meiner Depression nicht kommen." Judith Natzschka sitzt an ihrem Arbeitsplatz in der Metallmontage, fettet das Gewinde einer dicken Schraube ein. In den Räumen nebenan und gegenüber sind die anderen Mitarbeiter der RehaWe der Bamberger Lebenshilfe Werkstätten GmbH beschäftigt, insgesamt 100 Mitarbeiter in acht Arbeitsgruppen.

Eine nagelneue Fahrrad-Werkstatt, die Bereiche Elektromontage, Metallmontage, Kunststoffverarbeitung, Stuhlflechterei, Schmuckdesign, der hausinterne Service und die Abteilung "Instandsetzung von Biertischgarnituren".

Hier fährt Jürgen Niemz mit der flachen Hand über einen orangenen Biertisch. Er richtet die Garnituren der Brauereien am Ende der Biergartensaison für die nächste her. "Jede Brauerei hat ihr eigenes Orange", erklärt er. Jürgen sei sehr penibel, ein Farb-Blättchen würde nicht lange unentdeckt bleiben, sagt ein Kollege. Das Tageslicht reicht aus, um es zu finden.


Neubau nach Vorbild des Altbaus


Der Neubau der Rehawerkstatt ist nicht nur im gleichen Stil wie der ältere Teil des Gebäudes gebaut. Er ist auch genauso hell und weitläufig.

Etwa 3,5 Millionen Euro hat der Anbau gekostet, die Bundesagentur für Arbeit hat sich mit einem Darlehen in Höhe von 294.000 Euro und einem Zinszuschuss von rund 82.500 Euro beteiligt. Vom Freistaat Bayern kommen etwa 1,5 Millionen Euro als Zuschuss und 380.000 Euro als Darlehen. Bleiben 1,3 Millionen Euro für die Lebenshilfe selbst. Ein Teil davon wird über einen Zuschuss des Bezirks Oberfranken finanziert.

Viele Zahlen für viele neue Arbeitsplätze: Statt bisher nur 50 Mitarbeitern können nun insgesamt 120 hier arbeiten. 100 sind allerdings schon belegt. "Ich schätze, dass in den nächsten drei Jahren auch die letzten 20 Plätze weg sein werden", sagt Werkstattleiter Michael Bornschlegl. Warum? "Weil die Zahl der Menschen mit psychischer Erkrankung stetig zunimmt."

Viele versuchen, wieder Fuß zu fassen. Aber manchmal gelingt das nicht. "Wir sind die richtige Einrichtung für Menschen, die im normalen Arbeitsmarkt keine Perspektive mehr haben", erläutert Bornschlegel.

Er sagt aber auch: "Die Motivation unserer Mitarbeiter ist enorm. Sie wollen arbeiten." So wie Judith. Sie ist froh über den strukturierten Tagesablauf, freut sich besonders, wenn sie Telefondienst hat. "Die Arbeit hier bedeutet mir sehr viel", sagt sie. "Ich war schon in Werkstätten mit langen, dunklen Gängen."

Dunkelheit gibt es im Leben der Mitarbeiter genug. Auf der Arbeit kann es gar nicht hell genug sein.