"La Brass Banda" auf dem Domplatz

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Stefan Dettl, Trompeter und Sänger von "La Brass Banda", in voller Aktion ...
Stefan Dettl, Trompeter und Sänger von "La Brass Banda", in voller Aktion ...
... und das Publikum auf dem Domplatz war begeistert. Fotos: Barbara Herbst
... und das Publikum auf dem Domplatz war begeistert.  Fotos: Barbara Herbst
 
Die Vorgruppe Mundwerk-Crew
Die Vorgruppe Mundwerk-Crew
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

"La Brass Banda" trat am Sonntag in Bamberg als perfekt donnernde Unterhaltungsmaschine auf. Darunter leidet der Charme der bayrischen Weltmusik.

Vor vielleicht fünf Jahren waren sie auf einmal da: fünf Jungs aus dem Chiemgau, die zu traditionellen Blasinstrumenten Bass und Schlagzeug gesellten, den Hintern in Lederhosen und die Füße in gar nichts hüllten und mit ihrer Art "Volxmusik" zeigten, wie selbst im hintersten Provinzwinkel heute globale Musikstile aufgegriffen werden. Dabei waren - und sind - keine Dorfmusiker am Werk, sondern ausgefuchste Könner mit Musikhochschulstudium und teils Sinfoniker-Hintergrund. Bayrische Blasmusik, Brass-Band-Funk à la New Orleans, Balkan-Wildheit, Reggae und witzige Texte verrührten sie zu einem charmanten, überraschenden Gebräu. Vor allem live überzeugten sie mit überragender Bühnenpräsenz - und das weltweit, vom Goethe-Institut auf Tour geschickt bis nach Sibirien, und als einzig ernst zu nehmende Gruppe (abgelehnte) Bewerber beim Eurovision Song Contest 2013.

Und jetzt also Bamberg, zum Schluss des
diesjährigen Domplatz-Open-Airs, vor trotz Einrüstungen berauschender Kulisse, an einem kristallklaren, wenn auch sehr kühlen Sommerabend. Ideale Bedingungen für die Gruppe, denn sie war ja gekommen, den ca. 2000 Zuhörern einzuheizen.

Was sie auch gehörig tat in ihrem exakt kalkulierten eineinhalbstündigen Auftritt. Die Musiker sind Bühnenprofis geworden, haben in den letzten Jahren Hunderte von Konzerten gegeben, die kleine, feine Plattenfirma Trikont zugunsten eines Konzerns aufgegeben und sich verstärkt: mit zwei Trompetern, einem Perkussionisten und, vor allem, dem Gitarristen Fabian Jungreithmayr, einem fabelhaften Musiker, der die rhythmische Begleitung genauso beherrscht wie rasante Soli mit der Tapping-Technik. Der wurde ausgeliehen von der Vorgruppe Mundwerk-Crew, die auf mannigfaltige Weise mit "La Brass Banda" befreundet und verflochten ist, Brüder im Cross-over-Geiste sozusagen. Diese Mundwerk-Crew um zwei Hip-Hopper spielte fast genauso lang wie die Hauptband des Abends und gab naturgemäß einen Vorgeschmack auf das, was da kommen würde.

Es kam eine professionelle Show, in der jeder Ton, jede Geste passte. "La Brass Banda" ist sehr kommerziell geworden, eine donnernde Unterhaltungs- und Animationsmaschine mit sehr oft brutal, ja stupid durchgeschlagenem Beat. Der Charme der frühen Jahre ist über weite Strecken einem an Vorbildern wie den "Toten Hosen" oder den "Ärzten" geschulten Fun-Punk gewichen. Klar blitzt das Können dieser Vollblutmusiker immer wieder auf, vor allem in älteren Stücken wie "Autobahn" und "Ringlbleame". Posaunist Manuel Winbeck glänzt in einer Reggae-Einlage, so wie der sprudelnde Sprechgesang des Sängers Stefan Dettl sehr am Raggamuffin geschult ist.

Das Publikum, nur vereinzelt in Lederhosen und Dirndl, altersmäßig ungewöhnlich gut gemischt, ließ sich willig von dem Frontmann dirigieren. Er ist ja auch ein feiner Kerl, der an Kinder Ohrenstöpsel verteilt und zu singen aufhört, wenn ein Tänzer hingefallen ist. Die Musiker-Prozession durch die Menge gehört dazu an diesem Gute-Laune-Abend. Ganz ohne Verstärkung und ohne hektischen Rhythmus wirkte "La Brass Banda" am eindringlichsten.