An diesem Dienstag beginnen die 20. Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen. Die Händler in der barocken Altstadt sind für einen nationalen und internationalen Interessentenkreis gerüstet.
Schöne neue Welt: "Manchmal kommen junge Leute, die glauben, die sind in der Kirche, weil Silberleuchter auf den Tischen stehen", schüttelt Christian Eduard Franke amüsiert den Kopf. Doch selbst solche unterbelichteten Zeitgenossen sind dem Kunst- und Antiquitätenhändler willkommen. Auch wenn er sich jetzt besonders rüstet für ein "kultiviertes nationales und internationales Publikum", das zu den 20. Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen in die Altstadt strömen wird.
Kunst- und Antiquitätenwochen in Bamberg: einmalig in Deutschland
"Die Kombination von historischen Gebäuden und Kunst ist einmalig, Bamberg hat da ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland", freut sich der Kunsthändler aus Leidenschaft auf die "wichtigste Messe im Jahr, eine starke Facette in der Stadt". Zumal alle zwölf Galeristen im barocken Antiquitätenviertel unterhalb des Dombergs an einem Strang ziehen und ein kollegiales Miteinander gepflegt wird.
Was der eine Händler dem Interessenten nicht anbieten kann, hat möglicherweise der andere: "Bamberger Modell des Wettbewerbs und gleichzeitig auch der Kooperation", nennt Fiona Freifrau Loeffelholz von Colberg dieses einzigartige Zusammenwirken. Die Sprecherin der Kunst- und Antiquitätenwochen gerät ins Schwärmen, wenn sie die Leistungsschau der Händler rühmt, "die in schönster Weise mit der Architektur der fränkischen Siebenhügelstadt korrespondiert".
Tatsächlich befinden sich alle Schauräume in denkmalgeschützten Häusern. Auf insgesamt 4000 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird ein breites Spektrum an erlesener Kunst aus sieben Jahrhunderten geboten - selbstverständlich mit Expertise und fachkundiger Beratung. "Exponierte Ware wird nachgefragt, einmalige Objekte haben keinen Preis", erklärt Galerist Matthias Wenzel vieldeutig die Ausgangslage.
So ein rares Stück ist beispielsweise seine um 1310/20 aus Nussbaum geschnitzte Madonna (Orvieto/Italien), die als ältestes Exponat der Antiquitätenwochen verzeichnet ist. Knapp 500.000 Euro müssen für diese Pretiose hingeblättert werden.
Doch Matthias Wenzel hat auch ein Herz für die Touristen aus Amerika, China, Japan oder den Beneluxstaaten, die "ein Stück altes Bamberg nach Hause mitnehmen wollen". Auch wer nur einen kleinpreisigen Artikel bei ihm kauft - etwa einen alten Schlüssel für zehn, fünfzehn Euro - wird liebenswürdig und zuvorkommend bedient. Dabei hat Wenzel durchaus gut betuchte Kunden wie zum Beispiel eine Ärztin aus Colorado, die sich ihre Jagdhütte mit gotischen Lüsterweibchen - Lampe mit Figur plus Geweih - aus seinem Geschäft ausgestattet hat: "Die Amerikaner haben ein Faible für solche ausgefallenen Sachen", lacht Matthias Wenzel.
Kunst- und Antiquitätenwochen in Bamberg: Ein "weißer Hirsch"
Um in der Jagdszene zu bleiben: Wenzels Kollege Walter Senger hat auch in diesem Jahr einen "weißen Hirschen" im Angebot, sprich das kostbarste Objekt: ein historisches Fortepiano von David Roentgen aus dem Jahr 1785. Weltweit sind heute nur noch fünf Exemplare dieses Instrumentes erhalten. Der stolze Preis: Zweieinhalb Millionen Euro. "Das Piano ist bespielbar und hat einen sehr schönen Klang", lobt Walter Senger dieses seltenste Stück aus Roentgens Werkstatt.
Auch für eine echte Stradivari werde heutzutage tief in die Tasche gegriffen, nämlich vier Millionen Euro, will der Geschäftsmann relativieren. Um zugleich "die Jugend mit schmalem Geldbeutel nicht zu vernachlässigen". Wie bei seinen Mitstreitern gehören günstige Stücke wie Döschen, Porzellantassen oder Türklopfer zu Sengers Sortiment: "Ich möchte Sammler hinführen zu bleibender Qualität, die nicht an Wert verliert", betont er.
Kunst- und Antiquitätenwochen in Bamberg: Antike trifft auf Moderne
Einen reizvollen Kontrast zu all den antiken Möbeln, Gläsern, Gemälden, skandinavischen Silberschalen, Heiligenfiguren bilden in verschiedenen Galerien Objekte der Moderne. Stipendiaten des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia - der Kooperationspartner der Kunst- und Antiquitätenwochen - vermitteln mit ihren Werken den Geist der Gegenwart. Dieses "diplomatische Nebeneinander" von Antiquitäten und Moderne werde zum "freundschaftlichen Miteinander über die Dauer der Wochen", ist sich Künstlerhaus-Direktorin Nora Gomringer sicher. Sie zitiert ein norwegisches Sprichwort: "Die wirkliche Entdeckungsreise strebt nicht nach neuem Land, sondern danach, Dinge mit neuen Augen zu sehen."
Wie passend für diese 20. Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen! Zumal das deutsche Eldorado des Kunst- und Antiquitätenhandels zwischen den großen Antiquitätenmessen in Maastricht, Wien, Salzburg, München und Köln längst "eine Nische und damit seinen Platz im internationalen Kunsthandel gefunden hat", hebt Fiona Freifrau Loeffelholz von Colberg eine weitere Bedeutung des Unesco-Welterbes Bamberg hervor.
Zu den 20. Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen vom 21. Juli bis 21. August gibt es ein Rahmenprogramm aus Konzerten, Vorträgen und exklusiven Direktorenführungen in den Museen auf dem Domberg. Näheres unter
www.bamberger-antiquitaeten.de