Kroatischer Staatsbürger nach fast zwölf Jahren vor Gericht

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Symbolfoto: Anna Lienhardt
Symbolfoto: Anna Lienhardt

Ein 41-jähriger Kroate muss sich seit Mittwoch vor Gericht verantworten - für Taten, die er 2002 begangen haben soll. Doch erst vergangenes Jahr wurde er festgenommen.

Das Schlagwort, das Oberstaatsanwalt Martin Dippold ausspricht, lautet "EU-Beitritt" - und zwar jener von Kroatien. Am 1. Juli 2013 wurde das Land Mitglied der Europäischen Union. Noch am selben Tag klickten bei Milan B. die Handschellen. "Kroatien hat gleich den europäischen Haftbefehl vollzogen, mit dem der Mann gesucht wurde", erklärt Dippold. Vorher hatte das Land Milan B. nicht ausgeliefert.

Doch seit Mittwoch muss sich der 41-Jährige vor der Zweiten Strafkammer des Bamberger Landgerichts verantworten. Für Taten, die er 2002 als Kopf einer Bande begangen haben soll. Das liegt so weit zurück, dass die Taten in neun Monaten verjährt gewesen wären. Doch darauf kann Milan B. nun nicht mehr hoffen.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, dass er sich mit drei weiteren Männern zusammengeschlossen haben soll, um sich "durch die Begehung von Einbruchsdiebstählen in Verbrauchermärkten eine dauerhafte Einnahmequelle zu verschaffen", wie es in der Anklageschrift steht.

Der 41-jährige Kroate soll als Kopf der Bande die Tatorte ausgewählt haben, die schwerpunktmäßig im Raum Bamberg lagen. Vier Mal soll die Gruppe in Lebensmittelmärkte im Bischberger Ortsteil Trosdorf eingebrochen sein, eine Tat sollen die Einbrecher in Hofheim bei Haßfurt begangen haben, eine in Dörfles-Esbach im Landkreis Coburg, eine weitere in Heroldsbach und zwei in Hiltpoltstein (beides Landkreis Forchheim). Darüber hinaus soll die Bande im Allgäu und in Baden-Württemberg aktiv gewesen sein.

Ihre Spezialität: das Aufflexen von Tresoren. Daraus klauten die Männer laut Anklage bevorzugt Bargeld, Geldkarten für Handys, Zigaretten oder auch mal einen Laptop.


Angeklagt in 21 Fällen

Der Angeklagte muss sich in insgesamt 21 Fällen des schweren Bandendiebstahls verantworten, in denen er mit seiner Truppe Beute in Höhe von rund 220.000 Euro gemacht haben soll. Für den Prozess am Bamberger Landgericht sind acht bis zehn Verhandlungstage angesetzt. B. muss mit einer Strafe zwischen einem und zehn Jahren rechnen. Diese Spanne sieht Paragraf 244a des Strafgesetzbuches für schweren Bandendiebstahl vor. Am ersten Verhandlungstag wollte Milan B. überhaupt keine Angaben machen, nicht einmal zu seiner Person.

Er ließ ausschließlich seine beiden Verteidiger sprechen. Die rügten, dass sie "nur" die als tatrelevant eingestuften Akten zur Telefonüberwachung ihres Mandanten erhalten hätten. Nicht aber sämtliche existierende Protokolle. So ordnete der vorsitzende Richter Markus Reznik an, dass sämtliche 15 Ordner der Verteidigung zugeschickt werden.