Klüpfel und Kobr und Kluftinger in Bamberg

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Das Autorenduo Volker Klüpfel (li.) und Michael Kobr im Bamberger Hegelsaal bei ihrer "multimedialen Litcomedyshow" Fotos: Matthias Hoch
Das Autorenduo Volker Klüpfel (li.) und Michael Kobr im Bamberger Hegelsaal bei ihrer "multimedialen Litcomedyshow" Fotos: Matthias Hoch
 
 

Weit mehr als eine Lesung war der Auftritt von Klüpfel und Kobr im Bamberger Hegelsaal. Eigentlich war es überhaupt keine Lesung. Das Autorenduo, das den kauzigen Kommissar Kluftinger aus dem Allgäu erfunden hat, zieht eine Comedy-Show ab.

Feuchter Traum eines jeden Buchhändlers: einmal eine literarische Lesung veranstalten, zu der Hunderte von Besuchern strömen. Nun, am Donnerstagabend war dieses seltene Ereignis zu bestaunen. Freilich war es nicht eine Lesung der Art, dass eine Gruppe von Oberstudienrätinnen andächtig einem weihevoll vortragenden Autor lauscht, sondern es war eine "multimediale Litcomedyshow".

So charakterisieren Volker Klüpfel (42) und Michael Kobr (40) ihre Performance, die mit einer Lesung in der Tat so gut wie nichts mehr gemein hat. Ein riesiger Bildschirm hängt über einem Tisch mit zwei Stühlen, die beiden uzen sich gerne und oft, Filmeinspielungen gibt's und Slapstick. Und der Text? War eigentlich eine Marginalie.
Dabei hat das geschäftstüchtige Autorenduo aus dem Allgäu mittlerweile sieben Krimis um den schrulligen Kommissar Kluftinger verfasst, der in Altusried wohnt, Kässpatzen und seine Ruhe liebt und nebenbei Mörder stellt. Es sind Regionalkrimis, die weniger von Spannung und Dramatik leben als von lustig geschildertem Lokalkolorit. Was eine millionenfache Käuferschaft offenbar zu goutieren weiß. Just an diesem Abend lief die Verfilmung eines Kluftinger-Krimis ("Seegrund") im Fernsehen, und dennoch waren die Fans in Massen zu den beiden gepilgert.

Und die ließen sich auch nicht lumpen. Lustvoll zelebrierten sie Allgäu-Klischees, indem sie das Publikum zum Muhen oder Traktor-Tuckern provozierten, indem sie Bergsilhouetten aus Pappmaschee aufstellten oder Misthaufen dampfen ließen. Der drollige Dialekt, in der halligen Halle nicht immer leicht zu verstehen, tat ein Übriges, eine Alpen-"Atmo" zu erzeugen.

Da gingen die wenigen Sätze, die sie aus ihrem jüngsten Kluftinger "Herzblut" lasen, fast unter. Zumal sie nahezu jeden Satz dramatisierten, sprich akustisch untermalten, gleich nachspielten oder lustige Bilder zum Text auf die Leinwand projizierten. Eine längere Videoeinspielung zeigte die beiden auf einer Yoga-Messe, bevor sie die Qualen ihres Kluftingers in einer Reha-Klinik schilderten.

Klar durfte ein filmischer Seitenblick ("Making of ...") auf "Seegrund" nicht fehlen. Da gibt Herbert Knaup einen kongenialen Kluftinger, dessen Lieblingswort "Priml" auf so manchem Besucher-Shirt prangte. Am besten gelungen war wohl eine Parodie auf Schweden-Krimis mit den immer zerstückelten Leichen und dem ewig besoffenen Kommissar. Jedoch auch ein Rückblick auf "Derrick" gefiel.

Insgesamt war es ein Abend mit leichter, aber meist nicht seichter Unterhaltung, genau richtig nach einem schweren Arbeitstag. Das Duo muss nur aufpassen, dass ihr Kommissar nicht vom Kauz zum Trottel herunterkommt, wie in dem Sketch, als Klufti mit dem Vater seiner künftigen Schwiegertochter aus Japan skypt. Halt, eine ungeheure Beleidigung sei den Allgäuern auf ewig nachgetragen: Wenn sie von der Bühne herunter die Oberfranken als "Halbthüringer" schmähen, gilt das ganz sicher als Mord-Motiv.