Von Krankenhaus-Weihnachten und einer "schönen Bescherung" im frisch getünchten Wohnzimmer: Wir hatten die FT-Leser aufgerufen, mit uns Erinnerungen, die an altem Christbaumschmuck hängen, zu teilen.
Kollegin Anette Schreiber ist die Schnellste. Noch bevor Leserzuschrift Nummer 1 eintrifft, wird sie ihre Geschichte los. "Oh ja, eine Christbaumkugel! Die hat für mein erstes Krankenhaus-Weihnachten gesorgt. Es sollten später noch drei weitere dazukommen.
Wir waren bei der Oma in Augsburg zu Besuch und ich habe als Dreijährige so ein glänzendes Glasding zu fest in die Hand genommen. Die Splitter sind mir ins Auge geflogen - und dann hieß es am Heiligen Abend für Mama, Papa und Kind: ab in die Ambulanz."
Fällt Elisabeth Schreiber, der damals in größte Aufregung versetzten Mutter dazu noch was ein? "Nur, dass eine Tante aufpassen sollte, dass Anette nichts anstellt mit dem Baum. Und plötzlich hörten wir in der Küche das Geschrei aus dem Wohnzimmer. Seit diesem Vorfall gab's dann auch zu Hause den Weihnachtsbaum nur unter größten Sicherheitsvorkehrungen.
Solange die Kinder noch klein waren."
Rätsel um den Kringel-Dieb
"Aber apropos an den Baum rankommen, da weiß ich doch noch was", sagt die Hallstadterin und man hört sie am Telefon leise lachen. "In einem Jahr hatte ich mal Schokoladenkringel aufgehängt, für die Enkelin. Wir haben uns dann gewundert, warum nach und nach immer mehr Kringel nur noch zur Hälfte an den Zweigen hingen - und das auch weiter oben, wo ein kleines Mädchen gar nicht hinlangen konnte.
Bis wir darauf kamen, dass Anettes Hund ,Benno', ein Münsterländer, mehrmals durch die angelehnte Tür ins Zimmer schlich und nach der Nascherei schnappte. Er hat aber jeweils immer nur einen Kringel angebissen."
Nicht um Christbaumschmuck dreht sich die Geschichte von Horst Ruhnau aus Pfarrweisach.
Und doch war das Weihnachtszimmer darin am Ende irgendwie "geschmückt".
"Es muss wohl 1947/48 zwei Tage vor dem Heiligen Abend gewesen sein als ich als Sechs- oder Siebenjähriger sehnlichst auf das Christkind wartete, obwohl neben ein paar Nüssen und Äpfeln nur ein vom Vater selbstgebasteltes Holzspielzeug zu erwarten war. Aber die Spannung war fast unerträglich! Der aus dem Gemeindewald legal geholte Baum lag noch in der Holzhalle.
Damit es zu Weihnachten auch wirklich schön bei uns war, hatte mein alter Großvater, der nebenbei auch Tüncher war, unsere vom Reisigschüren verräucherte Stube frisch gekalkt und in zarten Pastellfarben schöne Muster gerollt. Er war richtig stolz auf sein Werk. Zu Recht!
Meine Mutter richtete gerade das Essen. Es gab Pfannkuchen und selbst gepflückte Heidelbeeren, die meine Mutter in Ermangelung von Einmachgläsern in Flaschen konserviert hatte.
Das war in der Nachkriegszeit üblich. Leider gährten die Beeren gerne in diesen Flaschen.
Meine Mutter zog den Korken und plupp, war in der Stubenecke bis zur Decke ein wunderbarer ,blauer Baum'.
Zuerst war mein Großvater außer sich, aber dann hatten wir alle Tränen vom Lachen im Gesicht. In meiner Erinnerung war es trotzdem eine wunderschöne Weihnacht!"