Die dritte Station unserer Redaktions-Sommertour war Steinfeld.
So lauschig hatten wir's bis jetzt noch nicht: im Schatten, auf der grünen Wiese, einen Spielplatz gleich nebenan. Am Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft
Steinfeld lässt sich's gemütlich zusammensitzen. Ideal für den FT-Sommertour-Termin im Landkreis-Osten.
Unser Goldschatz Schnitte ist mittlerweile ein Profi. "Die Show muss weitergehen", wird sie sich auf Pony-Art gesagt haben. Und: "Nur nichts anmerken lassen." Am Vorabend hatte sie nämlich daheim auf der Koppel bei einer Auseinandersetzung mit Stallkollegin Luiza den Kürzeren gezogen, war gegen einen Zaun gefallen und musste sich Linderndes auf etliche Schrammen schmieren lassen.
Die Leute vom Jura reden Klartext. Es war die erste Veranstaltung, bei der die Gäste von unserer Einladung, zu sagen, was sich aus ihrer Sicht an der Berichterstattung verbessern lässt, ausgiebig Gebrauch machten. Abo-Preiserhöhungen wurden hinterfragt und der Wunsch nach insgesamt mehr Berichterstattung aus dem VG-Gebiet - auch nach mehr Landkreis-Seiten - geäußert.
Anzeigenblatt gibt's nicht überall
Warum in einigen Orten der VG Steinfeld das am Wochenende erscheinende Anzeigenblatt "Bamberg Stadt und Land" nicht verteilt werde, war eine weitere Frage. Redaktionsleiter Michael Memmel versprach, sie an die zuständigen Kollegen weiterzuleiten, und hatte auch einen Kompromiss-Lösungsvorschlag parat. Er werde sich erkundigen, ob es möglich sei, Exemplare zu bekommen, die im VG-Gebäude ausgelegt werden können. Verwaltungsgemeinschafts-Vorsitzende Gisela Hofmann griff das auf und sagte zu, falls so etwas machbar sei, werde man im gemeindlichen Mitteilungsblatt darauf hinweisen.
Zusammen mit ihrem Kollegen aus Stadelhofen, Ludwig Göhl, vertrat die Königsfelder Bürgermeisterin die "Farben" der VG. Der Dritte im Bunde, Thomas Betz aus Wattendorf, ließ sich entschuldigen, da er als Landwirt das gute Ernte-Wetter ausnutzen musste.
Drei Fragen, zwei Bürgermeister
Das Interview, das Anette Schreiber mit den Gemeindechefs führte, war eigentlich für ein Dreier-Team gedacht. Stattdessen antworteten nun beide Bürgermeister auf jede der drei Fragen (das komplette Interview lesen Sie auf
www.infranken.de und eine Kurzversion unten auf dieser Seite).
Zum Thema Demografie kam auch eine junge Mutter aus dem Publikum zu Wort. Daniela Bleier aus Königsfeld wies darauf hin, wie wertvoll es ist, Kindergarten und Schule am Ort zu haben; dass die Kinder hinlaufen können und nicht mit dem Bus fahren müssen. Die Preise für die Kinderbetreuung seien günstig und auch mit den Öffnungszeiten könne man zufrieden sein.
Jedesmal anders fällt der kleine Wettbewerb aus, zu dem wir die Bürgermeister und einen Gegenkandidaten antreten lassen. Diesmal wurden Mannschaften gebildet. Gisela Hofmann suchte sich Alban Stadter als Mitsteiter aus, Ludwig Göhl entschied sich für Bernadette Schrauder.
Kappe, Schal und Hemd
Die Quizfragen waren die gleichen wie immer, nur der Pony-Führparcours umfasste mehr Aufgaben. Mit Schnitte am Halfter hatte einer aus dem Team loszumarschieren. Auf dem Weg wurde ihm von seinem Kollegen eine Kappe aufgesetzt, ein Schal umgelegt und ein kariertes Hemd angezogen. Bei der zweiten Runde um die Pylonen mussten alle Kleidungsstücke in einer Tüte verstaut werden. "Team Gisela" gewann diesen sportlichen Teil mit deutlichem Zeitabstand, und wurde - da auch schon in der Quizrunde erfolgreicher - zum Sieger ausgerufen.
Einmal noch machen wir in der nächsten Woche mit der Sommertour im Landkreis Station: am Donnerstag, 25. August, ab 16 Uhr vor dem Feuerwehrhaus in Buttenheim.
Dieses Interview führte Moderatorin Anette Schreiber mit Gisela Hofmann und Ludwig Göhl:
Was sehen Sie als die drei größten Herausforderungen, mit denen sich die Verwaltungsgemeinschaft konfrontiert sieht?
Gisela Hofmann: Natürlich das schnelle Internet, ich denke, das wird für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahren das Schwierigste. Wir sind dran, alle drei Gemeinden. Glasfaser bis ins Haus wird sicher das Ziel sein, auf 110 Quadratkilometern aber auch schwierig.
Das Zweite sind Bauplätze. Die Leute wollen ihr Land nicht verkaufen; die Gemeinden haben es schwer, an Bauplätze zu kommen. Das wird noch ein Problem, für uns zumindest, für die Gemeinde Königsfeld, ein großes Thema, Neubauflächen auszuweisen.
Das Dritte ist die ganze Gemeindefinanzierung, weil nicht viel für ländliche Gemeinden gemacht wird, die sehr dünn besiedelt sind. Wenn etwas möglich ist, dann wird eher auf mittelgroße Ortschaften geschaut , auf die die Finanzierungen und die ganzen Gesetze halt ausgelegt sind.
Ludwig Göhl: Bei uns in Stadelhofen haben wir ein Gewerbegebiet ausgewiesen, schon seit 20 Jahren, wo wir ständig darauf warten, dass sich jemand ansiedelt. Wir haben auch schon sehr viele Interessenten gehabt, bestimmt schon zwei drei Hände voll. Es ist nicht einfach zu bebauen, aber es gibt ganz besonders für kleinere Betriebe gute Möglichkeiten, sich hier anzusiedeln. Das Gewerbegebiet ist ausgewiesen, es ist rechtskräftig, da kann jederzeit morgen schon gebaut werden.
Was schlagen Sie vor, um die Kooperation der drei Partnergemeinden auf Dauer zu sichern?
Ludwig Göhl: Ich denke, wenn wir auf Jahre weiterhin zusammenhalten wollen, geht es nur, wenn alle drei Gemeinden gemeinsam an einem Strang ziehen. Wenn wir uns gegenseitig bekämpfen, kommen wir nicht weiter. Dass es Meinungsverschiedenheiten gibt, wie zum Beispiel bei der Standesamtsübertragung, das ist ganz normal, das gehört dazu.
Eine integrierte Entwicklung ist wichtig, wo das Amt für Ländliche Entwicklung gemeinsam mit der Regierung so anpackt, dass man da in die gleiche Richtung marschiert, um mal höhere Förderzuschüsse zu bekommen. Da gibt es einige Ansätze beim Verband für Ländliche Entwicklung, und eine Stelle, die das macht, da haben wir schon darüber gesprochen in der Bürgermeisterrunde.
Wir sehen auch, die Verwaltung wird immer komplexer, immer mehr Gesetze, immer mehr Anforderungen, die gestellt werden. Das geht nur zusammen zu bewältigen.
Gisela Hofmann: Ich sehe es auch so, jeder von uns dreien hat es erkannt, ohne den Zusammenschluss geht's einfach nicht. Als kleine Gemeinde hat man keine Chance, große Sprünge zu machen. Wir müssen miteinander arbeiten. Wir treffen uns einmal im Monat, wir sprechen uns ab. Aleine und mit Kirchturmdenken kommt man nicht weiter.
(
zu Ludwig Göhl gewandt) Das Gewerbegebiet in Stadelhofen nützt uns Königsfeldern ja auch was, denn dort entstehen Arbeitsplätze. Das ist auch für uns eine Chance, wenn Ihr das Gewerbegebiet voll kriegt.
Haben Sie eine Strategie, um den prognostizierten Rückgang der Bevölkerung entgegenzuwirken?
Gisela Hofmann: In Königsfeld, aber auch in Stadelhofen und Wattendorf, sind sehr auf Familien bedacht. Die Kinderbetreuung ist super aufgestellt.Kindergarten Königsfeld, Kindergarten Stadelhofen, das, denke ich, ist einer der Hauptpunkte, um junge Familien herzuziehen und sie zu halten.
Möglichkeiten, für Ansiedlungen zu schaffen - Bauplätze - sind sehr schwierig. Wir haben mal eine Umfrage gemachtwo eventuell Leerstände wären, haben versucht, Baulücken- und Leerstandskataster aufzustellen. Die Leute sind einfach nicht so verkaufsbereit. Das vielleicht auch was Schönes: Die Häuser sind noch belegt, sind noch besetzt. Wir haben nicht sehr viel Leerstand in Königsfeld und Umgebung. Aber es ist nicht viel da für jemanden, der herziehen will. Und das ist das, was mir als Bürgermeisterin natürlich auch weh tut. Wenn man Familien hätte, die hierherziehen wollten und man muss sagen, ich habe jetzt keinen Bauplatz zu verkaufen und zur Miete ist auch gerade nichts da, ist es schon traurig, die Familie ziehen lassen zu müssen.
Ludwig Göhl: Wenn Bauplätze da wären, sind die bei uns ja relativ preiswert. In Stadelhofen kostet der Quadratmeter unerschlosssen zwischen zehn und 15 Euro, für Erschließungskosten muss man etwa 20 Euro drauflegen. Das ist fast geschenkt, aber man muss erst einmal an die Fläche rankommen.
In Steinfeld gibt es jetzt glücklicherweise eine Möglichkeit, da wollen wir sechs oder sieben Bauplätze machen. Das haben wir in den nächsten zwei, drei Jahren vor, dass wenigstens die Bauwilligen die Chance haben, dazubleiben.
Wir müssen dran bleiben, dass wir Flächen kriegen. Wie es ist, Flächen auszuweisen, wo die Gemeinde nicht die Besitzerin ist, das haben wir in Stadelhofen gemerkt, da sind Bauplätze da, werden aber nicht verkauft. Die Erschließung, alles ist da.
In Stadelhofen haben wir einen Kindergarten, wir sind ein Zweckverband, und jetzt haben wir die Chance bekommen, die Grundschule zu sanieren. Durch ein Förderprogramm kriegen wir fast 900 000 Euro und das freut einen schon als Bürgermeister, wenn man was entwickeln kann, dass auch in Zukunft die Schule in Stadelhofen bleibt